Projektbeschreibung (deutsch)
Bereits im Jahr 2016 hat die Kultusministerkonferenz mit ihrer Strategie ‚Bildung in der digitalen Welt‘ die Frage aufgeworfen, über welche Kompetenzen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene verfügen müssen, um den Anforderungen der digitalen Welt zu genügen. Diese Anforderungen werden durch die Landesbehörden fortlaufend in die kompetenzorientierten Lehr- und Bildungspläne integriert und angepasst, was beispielsweise in Nordrhein-Westfalen zur Überarbeitung des Kernlehrplans für die Sekundarstufe II geführt hat, der am 01.08.2023 in Kraft getreten ist. Insbesondere die Ausdifferenzierung und teilweise Neuausrichtung des Inhaltsfelds Medien mit dem Fokus auf (multi)mediale Gestaltungen und ihre Bedeutung für das Individuum und für die Gesellschaft zeigt den Innovationsdruck, der von einer alle Lebensbereiche tiefgreifend verändernden Digitalität ausgeht.
Das Forschungsvorhaben ‚Kompetenzorientierter Deutschunterricht in der digitalen Welt‘ nimmt sich jener Problemlage in zwei eng miteinander kooperierenden Projekten an:
Ziel des sich in der Anforschungsphase befindlichen Habilitationsprojektes ist es zunächst, den in der Forschung omnipräsenten Begriff der ‚Digitalität‘ u.a. in Abgrenzung zu ‚Digitalisierung‘ zu definieren. Dabei soll auch der strukturelle und kulturelle Wandel, der mit der digitalen Transformation einhergeht, skizziert werden, um zu untersuchen, über welche Kompetenzen Schüler*innen verfügen müssen, um zu eigenverantwortlich handelnden Individuen in einer (neuen) Lebenswirklichkeit zu werden. Ein kritischer Blick wird dabei insbesondere auf die Kernlehrpläne für das Fach Deutsch der einzelnen Länder geworfen, finden doch beispielsweise gemeinschaftliche Formationen oder die Auswirkungen durch Algorithmen automatisierter Entscheidungsverfahren nur am Rande Eingang in die im KLP dargestellten Kompetenzerwartungen und inhaltlichen Schwerpunkte. Neben der qualitativ-hermeneutischen Herangehensweise soll empirisch untersucht werden, inwiefern und wie die in den Kernlehrplänen mittels der Kompetenzerwartungen formulierte Zusammenführung von Kompetenzbereichen und Inhaltsfeldern gelingen und anhand intendierter Lernergebnisse sichtbar gemacht werden kann. Dazu sollen exemplarisch inhaltliche Schwerpunkte und Kompetenzerwartungen in einer konkreten Unterrichtsreihe adressiert, evaluiert und die Reihe anschließend überarbeitet werden. Begleitend dazu sollen digitale Lernumgebungen systematisch in die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen eingesetzt sowie digitale Prüfungssituationen und -formate erprobt werden. Inwiefern die Digitalisierung des Deutschunterrichts zu einem produktiven Umgang mit Heterogenität, der Ermöglichung von Teilhabe, dem Abbau von Bildungsungleichheiten und der Öffnung und Flexibilisierung von Bildungswegen beitragen kann, soll evidenzbasiert erforscht werden. Die Untersuchungsergebnisse sollen in Aus-, Fort- und Weiterbildungsmodule für Lehrende in allen drei Phasen der Lehrendenbildung überführt werden.
Innerhalb des Forschungs- und Entwicklungsprojekts wird der Fokus zunächst auf die Curriculumsarbeit für die Deutsch-Studienfachkurse in der Eingangsphase des Oberstufen-Kollegs Bielefeld gelegt, indem verschiedene Module zu den im KLP Deutsch formulierten, die Ziele des Medienkompetenzrahmens NRW integrierende Kompetenzerwartungen konzipiert werden. Jene Module beinhalten konkrete Vorschläge für die kompetenzorientierte, digitale Prüfungssituationen und -formate integrierende Leistungsüberprüfung. In einem nachfolgenden Schritt werden die Module in den GeS-Kursen erprobt und es wird evidenzbasiert überprüft, ob die intendierten Kompetenzen mittels der verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkte vermittelt und mit Hilfe der Prüfungsformate jene Vermittlung überprüft werden konnten. Die Auswertung jener Ergebnisse liegt dabei vornehmlich in der Verantwortung des Habilitationsprojektes.
Projektbeschreibung (englisch)