Die Professur für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Medizin ist eine Brückenprofessur und an der Abteilung Philosophie, der Abteilung Geschichtswissenschaft sowie der Medizinischen Fakultät OWL angesiedelt. Gemeinsam mit Kolleg:innen der Wissenschaftsphilosophie, Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftssoziologie bin ich an der Ausgestaltung des Institute for Interdisciplinary Studies of Science (I²SoS) beteiligt. Zusammen mit der Professur für Ethik in der Medizin und den Rechtswissenschaften leite ich die interdisziplinäre Profilierung „Medical Humanities“. Ich unterrichte Geschichte und Wissenschaftstheorie der Medizin im Medizinstudiengang und leite die gleichnamige AG15 an der Medizinischen Fakultät OWL. An der GePhTh Fakultät (ko-)betreue ich wissenschaftshistorische und -philosophische Promotionen, die einen Bezug zur Medizin haben.
Meine Forschung kreist um die historische und epistemologische Frage, wie sich Wissen über Krankheit verändert hat. Ich habe ein großes Interesse an Methoden—sowohl im Hinblick auf die medizinische Forschung als auch auf die Philosophie der Medizin und Geschichtsschreibung. Neben meiner Professur an der Uni Bielefeld leite ich eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, die sich mit „Praktiken der Validierung in der biomedizinischen Forschung“ auseinandersetzt (https://www.mpiwg-berlin.mpg.de/research/departments/max-planck-research-group-biomedical-sciences).
Seit Anfang 2024 bin ich Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Geschichte und Wissenschaftstheorie der Medizin. In meinem von Prof. Dr. Lara Keuck betreuten Promotionsprojekt befasse ich mich mit dem Wissen über Haut und Hautpflege an der verschwommenen Grenze zwischen Schönheit und Gesundheit.
Mein Forschungsinteresse liegt besonders in der historischen Erkundung der unklaren Grenze von persönlichen Handlungen der Schönheitspflege, der Hygiene und der medizinisch notwendigen Behandlungen der Haut. Allgemeiner interessiere ich mich für das Wissen, welches alltäglichen Praktiken zugrunde liegt und dessen Abgrenzung zu „Fachwissen“, speziell naturwissenschaftlichem Wissen.
Nach einem Studium der Biologie und Geschichtswissenschaft in Bielefeld (B.Sc.), habe ich History, Economics and Philosophie of Science / Interdisciplinary Studies of Science (M.A.) in Bielefeld und Wien studiert. In meiner Masterarbeit habe ich mich mit der Geschichte industrieller Kosmetikprodukte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Westdeutschland befasst.
Forschungsinteressen
Ich habe zunächst Philosophie (Heidelberg, B.A.) und History and Philosophy of Science and Medicine (Cambridge/UK, MPhil) studiert und absolviere seit 2022 ein Studium der Humanmedizin an der Universität Leipzig. Seit 2023 bin ich wissenschaftliche Hilfskraft in der AG Geschichte und Theorie der Medizin.
Mein fachlicher Fokus ist die Wissenschaftstheorie der Medizin und Psychiatrie. Insbesondere interessieren mich Debatten über legitime und illegitime Funktionen von nicht–epistemischen Werten in medizinischer Forschung und klinischer Praxis. Meine Masterarbeit habe ich zu diesem Thema in Bezug auf finanzielle Fehlanreize im deutschen Fallpauschalensystem der Krankenhausfinanzierung geschrieben.
Derzeit befinde mich in der Vorbereitung für eine wissenschaftstheoretische Promotion in der AG Geschichte und Wissenschaftstheorie der Medizin.
Ich bin Doktorandin im DFG-Graduiertenkolleg 2073 "Integration von Wissenschaftsethik und Erkenntnistheorie". Meinen Masterabschluss in Geschichte, Ökonomie und Wissenschaftsphilosophie / Interdisziplinäre Wissenschaftsforschung habe ich 2021 an der Universität Bielefeld erworben, meinen Bachelorabschluss in Philosophie und Geschichte an der Universität Münster. In meinem Promotionsprojekt beschäftige ich mich mit der Entwicklung eines differenzierten Wissenschaftspluralismus, der auf die Forschungspraxis in der Psychiatrie zugeschnitten ist. Dazu untersucht meine Fallstudie, die auf einer qualitativen Analyse basiert, die Behandlungsresistenzforschung.
Dr. Michele Luchetti ist Postdoktorand an der Universität Bielefeld und beschäftigt sich mit der Geschichte und Philosophie von Wissenschaft und Medizin. Außerdem ist er als freier Theaterpädagoge und Dozent tätig. In seiner akademischen Forschung verbindet er erkenntnistheoretische und historische Erkenntnisse, um Fragen der Messung, des konzeptionellen Wandels und der Beziehung zwischen Wissenschaft, Werten und Gesellschaft zu untersuchen. Er promovierte 2020 in Philosophie an der Central European University in Budapest und hatte Forschungsstellen an der Universität Genf und am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin inne. Seine Forschungen wurden in mehreren internationalen Forschungszeitschriften veröffentlicht, und er ist derzeit Herausgeber einer thematischen Sammlung zum Thema "Validity and Coordination in the Biomedical and Human Sciences" für die Zeitschrift History and Philosophy of the Life Sciences. Neben seiner akademischen Arbeit ist Michele in den Traditionen des Gruppentheaters und der Theateranthropologie geschult und nutzt Theaterlabore als Instrumente für kollektive Forschung und Kreation sowie soziale Integration. Er war kürzlich Artist-in-Residence am Grotowski-Institut (Polen, 2022) und am Umbrischen Theaterzentrum (Italien, 2024) und hält regelmäßig Theaterworkshops in Italien und der Schweiz ab, oft in Zusammenarbeit mit sozialen und medizinischen Einrichtungen.
Als Teil der Forschungsgruppe für Geschichte und Philosophie der Medizin an der Universität Bielefeld entwickelt Michele ein neues Projekt mit dem Titel "Towards an Epistemology of Medical Performing". Das Projekt will mit einem empirisch fundierten philosophischen Ansatz untersuchen, wie sich die performative Dimension der Medizin auf das medizinische Wissen auswirkt. Die Untersuchung wird u.a. folgende Forschungsfragen verfolgen:
- Was ist epistemisch interessant an Patientensimulationen im Gesundheitswesen? Wie wirkt sich der Umgang von Medizinstudenten mit Patientensimulatoren auf ihre epistemischen Ansichten über Medizin aus?
- Wie werden Mediziner durch die öffentlichen Auftritte von Expertenpatienten (auf medizinischen Konferenzen und Fortbildungsveranstaltungen) beeinflusst?
- Inwieweit sind medizinische Darbietungen für Loopingeffekte verantwortlich?
Michele ist auch Mitorganisator der internationalen Arbeitsgruppe "Performing Science and Medicine" (mit Dr. Sasha Bergstrom-Katz, Universität Bielefeld), die monatliche Treffen von Forschern aus den Bereichen HPS, STS und darstellende Künste veranstaltet. Darüber hinaus unterhält er eine Reihe aktiver internationaler Forschungskooperationen, u. a. mit Dr. Rebecca Jackson (University of Durham) für eine Reihe von Artikeln über die Geschichte und Philosophie des Messens und mit Dr. Matteo De Benedetto (IMT, Lucca) über ko-konstruktive Modelle des wissenschaftlichen Wandels und Werte in der Wissenschaft.
Sasha Bergstrom-Katz ist eine in Berlin lebende Künstlerin, Forscherin und Autorin. Ihre interdisziplinären, praxisbasierten Projekte konzentrieren sich auf Technologien, Objekte und Konzepte aus der Geschichte der Human- und Medizinwissenschaften. Sie ist Visiting Postdoctoral Fellow in der Practices of Validation in the Biomedical Sciences Research Group am MPIWG (bis August 2024). Ihre Dissertation von 2023 mit dem Titel On Intelligence Tests: Psychological Objects and Their Subjects ist eine ästhetische Untersuchung der materiellen Kulturen und der Geschichte der Intelligenztests in den Vereinigten Staaten. Ihre derzeitige Forschung erweitert dieses Projekt, um die Art und Weise zu untersuchen, wie Intelligenztests als "darstellende" Wissenschaft verstanden werden können.
Bergstrom-Katz promovierte in psychosozialen Studien an der Birkbeck University of London und erwarb einen MFA in Bildender Kunst an der University of California, Irvine. Derzeit ist sie zusammen mit Tomas Percival Mitherausgeberin einer Sonderausgabe der History of Human Sciences mit dem Titel The Material Force of Categories (Die materielle Kraft der Kategorien). Außerdem ist sie zusammen mit Dr. Sarah Marks und Dr. Suzanne Hudson Mitherausgeberin des in Kürze erscheinenden Bandes Art & Psychotherapy. Im Jahr 2022 war sie künstlerische Stipendiatin bei BS-Projects, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Deutschland.
Nele Röttger ist promovierte Philosophin und seit Dezember 2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der AG für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Medizin. In ihrer Forschung untersucht sie die Grenzen medizinischen Wissens in Bezug auf das Konzept der Expertise. Ausgangspunkt ist dabei die Annahme, dass man nicht allein durch Wissenserwerb oder die Aneignung spezifischer Fertigkeiten zur Expertin wird. Vielmehr bedeutet Expertin zu sein auch, eine soziale Praxis zu gestalten, zu der wissenschaftliche Skepsis einerseits und die Zuschreibung von Vertrauen und Verantwortung andererseits gehören. Sowohl Vertrauen als auch Verantwortung sind Konzepte, die ein wechselseitiges Verhältnis zwischen Menschen voraussetzen. In diesem Sinne sind Expertinnen und Experten sich der Grenzen ihres Wissens bewusst und erkennen, wo die eigene Expertise mit fremder Expertise kontaminiert wird. Das ermöglicht es ihnen, ihrer wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. Zugleich sind Expertinnen und Experten auf Strukturen angewiesen, innerhalb derer sie sich als Expert*innen behaupten zu können.
Promoviert wurde Nele Röttger am Lehrstuhl für Praktische Philosophie der Universität Bielefeld zum Konzept der Selbstachtung und der Frage, was es heißt, für sich selbst einzustehen und Verantwortung zu übernehmen. Der Frage nach den Voraussetzungen einer verantwortungsbewussten Haltung im Kontext des Gesundheitswesens geht Nele Röttger auch im Rahmen eines philosophischen Fortbildungsangebots für klinische Ethikberater*innen und Profis im Gesundheitswesen nach. Ziel dieses Angebots ist es, philosophische Konzepte im Austausch mit unterschiedlichen Expert*innen zu reflektieren, um die jeweiligen Handlungsräume und die damit verbundenen Grenzen nachzuvollziehen und zu gestalten.
Nele Röttger ist Mitglied im Koordinationsteam von JMED (Netzwerk Junge Medizinethik), einem interdisziplinären Forum für Wissenschaftler*innen in frühen und mittleren Karrierephasen der AEM (Akademie für Ethik in der Medizin). Sie hat eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und ist zertifizierte Ethikberaterin (AEM, K1).
Hanna Lucia Worliczek ist Historikerin der Lebenswissenschaften und der Biomedizin und Mikrobiologin. Sie ist Postdoc in der AG Geschichte und Wissenschaftstheorie der Medizin, lehrt an der Medizinischen Fakultät OWL und forscht zur Geschichte von Validierungspraktiken, die seit den 1940er-Jahren mit der Labordiagnostik humaner Toxoplasmose assoziiert waren. Dabei fokussiert sie im Speziellen auf die Schnittstellen von und Übersetzungsprozesse zwischen Grundlagenforschung, Labormedizin, klinischer Praxis und dem öffentlichen Gesundheitswesen. Das Ineinandergreifen dieser Praxisfelder im Kontext serologischer Screeningverfahren auf Toxoplasmose während der Schwangerschaft erforscht Hanna am Fall des 1975 eingeführten österreichischen Mutter-Kind-Passes und erschließt mit diachronen wie synchronen transnationalen Vergleichen die Entwicklung damit assoziierter Begründungen für Screeningstrategien, Diagnosestellung und klinische Entscheidungen.
Nach dem Studium der Biologie-Mikrobiologie promovierte Hanna 2010 mit einer Dissertation zur Immunologie der Saugferkelkokzidiose im Fach Genetik-Mikrobiologie (Universität Wien). Nach vier Jahren als Postdoc in der Veterinärparasitologie (davon drei Jahre Leitung der AG Wirt-Parasit-Interaktionen, Veterinärmedizinische Universität Wien) wandte sie sich 2014 als Fellow im Doktoratskolleg „Naturwissenschaften im historischen, philosophischen und kulturellen Kontext“ der historisch-epistemologischen Wissenschaftsforschung zu und promovierte 2020 im Fach Geschichte zur Immunfluoreszenzmikroskopie als visuellem Erkenntnisinstrument der modernen Zellbiologie (Universität Wien, ausgezeichnet mit dem Grete Mostny Dissertationspreis 2021). Hannas strukturierter Wechsel von der biomedizinischen Forschung in die Wissenschaftsgeschichte war von grundsätzlichen Fragen zur Validität und Aussagekraft biomedizinischer Methoden inspiriert. Genau solchen Fragen widmet sie sich seit 2022 in verschränkter medizin- und wissenschaftshistorischer Perspektive, zunächst am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (Postdoc in der MPRG Practices of Validation in the Biomedical Sciences) und seit Oktober 2024 als Postdoc in der AG Geschichte und Wissenschaftstheorie der Medizin der Universität Bielefeld.
Forschungsinteressen
Alle Informationen zu Frau Gennermann finden Sie unter:
https://www.uni-marburg.de/de/fb06/neueste-geschichte/personal-stuchtey/paulina-s-gennermann
Begonnen habe ich meine akademische Reise mit dem Studium von Philosophie und Physik an der Universität Leipzig. Nachdem ich beide Fächer mit dem Magister Artium abgeschlossen hatte, nahm ich die Gelegenheit für einen Abstecher in die Afrikanistik und Informatik wahr, ohne hier einen Abschluss anzustreben. Nach ca. einem halben Jahr begann ich dann meine Dissertation zur deliberativen Rechtfertigung von solidarischer Gesundheitsversorgung, ebenfalls an der Universität Leipzig. Parallel zur Dissertation wurde ich wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin an der Universität Münster. Dort arbeitete ich zu Themen wie Priorisierung in der Medizin, wissenschaftstheoretische und ethische Fragestellungen der modernen Neurowissenschaft und Psychiatrie, dem Unterschied zwischen wissenschaftlicher Medizin und alternativen und komplementären Ansätzen und der Frage, was medizinische Notwendigkeit bedeuteten kann und soll.
Mein aktuelles Hauptbeschäftigungsfeld an der Universität Bielefeld ist die Philosophie der Medizin, in der ich mich sowohl wissenschaftstheoretischen als auch normativen Fragestellungen widme. Zusätzliche nehme ich die historische Perspektive auf medizinphilosophische Fragestellungen ein, um diese zu kontextualisieren und auch um Teile der Motivation für den medizinischen Status quo besser zu verstehen.
Einen besonderen Schwerpunkt in meiner Forschung und Lehre nimmt die Frage nach der Wissenschaftlichkeit von Medizin ein. Dabei interessiert mich vor allem das Wissenschaftsparadigma und -ziel der besten Erklärbarkeit von Phänomen, denn dieses ist auch für die patientenversorgende Medizin von besonderer Bedeutung: Erst wenn sich komplexe Krankheitsphänomene möglichst präzise und prognostizierbar erklären lassen, können für Patienten hilfreiche Behandlungsmethoden zielgerichtet entwickelt werden. Werden hingegen Krankheiten unzureichend erfasst, ist ihre erfolgreiche Behandlung erstens schwer belegbar und zweitens, sollte sie trotzdem gelingen, eher ein Glückfall als bewusst herbeigeführte Hilfe. Insofern erscheint es mir plausibel, dass Wissenschaftsorientierung, d.h. die Ausrichtung an wissenschaftlichem Vorgehen und Erkenntnissen, eine der Voraussetzungen patientendienlicher Medizin ist.
Folgende Fragestellungen interessieren mich aktuell in besonderem Maße: