Dass die Lutter überhaupt durch Bielefeld fließt und über die Aa schließlich in die Weser entwässert, verdanken wir einer weitsichtigen Entscheidung aus dem Jahr 1452. Der Landesherr, Herzog Gerhard II. von Jülich und Berg, stimmte der Umleitung einer Lutterquelle nach Bielefeld zu, um die wasserarme Stadt zu unterstützen. Aus der Lutter, die ursprünglich nach Südwesten floss und ausschließlich in die Ems entwässerte, wurde ein Bach mit zwei Fließrichtungen. Seit 1893 verrohrte und überbaute man die Lutter, so dass der Bach im Stadtgebiet Bielefeld über weite Strecken unterirdisch verlief und nicht mehr zu erkennen war.
2002 wurde der Verein pro Lutter e.V. gegründet, der sich für die Freilegung der Lutter einsetzt. Schon am 9.10.2004 konnten Teile der freigelegten Lutter im Rahmen eines Festaktes präsentiert werden. Dies war allerdings erst der Startschuss für weitere Abschnitte, die frei gelegt werden sollen. Wie kommt es, dass die Lutter zu Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Stadtbild verbannt und erst hundert Jahre später wieder sichtbar wurde? Was teilen uns diese Vorgänge über die historische Zeit mit? Wie haben Bielefelderinnen und Bielefelder um 1900 ihre Lutter wahrgenommen? Wie sind sie mit dem Bachlauf umgegangen, denkt man etwa an die häufigen Verunreinigungen? Am konkreten Beispiel der Lutter kann gezeigt werden, welchen Umgang die Menschen mit der Ressource Wasser pflegten, wie wichtig selbst ein unscheinbarer Bach für die Wassernutzer gewesen ist.
Anhand von Karten, Bildern und Texten zeichnet diese Unterrichtsreihe die Spuren der Lutter in der Geschichte nach. Insgesamt stehen 16 Quellen und zahlreiche Aufgaben zur Verfügung. Bei den Aufgaben geht es nicht nur um Textarbeit oder um Bildanalyse, sondern die Fragen regen auch dazu an aktiv zu werden und eigenständig zu forschen (Modelle bauen, Anfragen stellen bei Fachleuten, argumentieren und Beschlüsse fassen usw.).
Zu den ausgesuchten Quellen: In den ersten beiden Quellen geht es um den Lauf der Lutter und die wirtschaftliche Nutzung des Flusses für die Stadt Bielefeld und Umgebung (Q1 u. Q2). Die dritte Quelle (Q3) enthält Auszüge aus den polizeilichen Regelungen zur Nutzung der Lutter. Damit kommt der Staat ins Spiel. Die Vorteile, die die Unternehmer, genauer gesagt die Spinnerei Vorwärts und die Ravensberger Spinnerei, von der Lutter haben, sind Gegenstand der folgenden Quellen (Q4-5). Allerdings treten mit der Nutzung der Lutter Verschmutzungsprobleme auf. Die Lutter wird durch die Färbereiabwässer verunreinigt, was das Thema der sechsten Quelle ist (Q6). In den nachfolgenden Quellen (Q7-8) zieht sich der verschmutzte Lauf der Lutter als Thema durch. Die nächsten sechs Quellen (Q9-14) befassen sich mit der Verrohrung und Verschließung der Lutter. Die letzten beiden Quellen (Q15 u. Q16) werfen noch einmal das Problem der Verschmutzung auf mit der Frage, wie die Abwässer gereinigt werden können.
Die Auswahl der Quellen, die Begleittexte und Kommentare folgen den Recherche- und Textarbeiten für ein Projekt des Historischen Museums Bielefeld (Bearbeiter: Dr. Jürgen Büschenfeld).