Dieses Forschungsprojekt bearbeitet metaphysische Fragen zu Dispositionen indem es untersucht, wie Dispositionen in der biologischen Praxis erforscht werden.
Das Forschungsprojekt „Komplexe Biologische Dispositionen: Eine Fallstudie in der Metaphysik der biologischen Praxis“ (2020-2023) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Es ist ein Teilprojekt in der Forschungsgruppe „Induktive Metaphysik“ (FOR 2495). Die Projektleiterin ist Prof. Dr. Marie I. Kaiser.
In diesem Projekt geht es um die Frage, was Dispositionen in den Lebenswissenschaften sind, wie sie individuiert werden, was sie komplex macht, ob sie extrinsisch sind und in verschiedenen Abstufungen auftreten und wie sie sich zu ihrer kausalen Basis und zu den zugrunde liegenden Mechanismen verhalten. Wir gehen diesen metaphysischen Fragen nach, indem wir paradigmatische Beispiele von Dispositionen in den Lebenswissenschaften analysieren. Das Projekt ist eine Studie im Rahmen der Induktiven Metaphysik, speziell der "Metaphysik der biologischen Praxis" (Kaiser 2018, 29). Wir entwickeln metaphysische Aussagen über Dispositionen in den Lebenswissenschaften, indem wir induktive Methoden verwenden, die sich auf verschiedene Arten von empirischen Informationen aus und über die biologische Praxis berufen. Das Ziel dieses Projekts ist es, eine praxisorientierte metaphysische Darstellung von Dispositionen in den Lebenswissenschaften zu entwickeln, die neue Beiträge zur Philosophie der Lebenswissenschaften leistet und interessante Konsequenzen für Debatten über Dispositionen innerhalb der Metaphysik der Wissenschaft hat.
Dr. María Ferreira Ruiz
Dieses Teilprojekt untersucht Dispositionen in der Evolutionsbiologie und der Ökologie, insbesondere zwei dispositionale Begriffe, die mit der Entstehung von Variation im Zusammenhang stehen: Evolvierbarkeit und phänotypische Plastizität. Diese beiden Fallbeispiele werfen wichtige Fragen auf, wie zum Beispiel ob die Umwelt als Auslöser der Dispositionen charakterisiert werden kann, ob biologische Dispositionen extrinsisch oder intrinsisch sind und was die Natur der kausalen Basis dieser Dispositionen ist. Die Ergebnisse ihrer Fallstudien finden Eingang in eine allgemeine Theorie von biologischen Dispositionen.
Fabians Unterprojekt besteht aus drei Teilen. Erstens befasst er sich mit Fragen, die sich auf nicht-fundamentale modale Eigenschaften beziehen, z.B. was eine kausale Basis ist und was nicht-fundamentale mehrspurige Dispositionen von mitbegründeten einspurigen Dispositionen unterscheidet. Zweitens entwickelt er eine Theorie der biologischen Funktionen als selektierte Dispositionen. Im Gegensatz zu konkurrierenden Theorien erklärt diese Theorie die Gradierbarkeit von Dysfunktionen, die Produktivität von biologischen Funktionen und den Unterschied zwischen Dysfunktionen und Defekten. Drittens entwickelt er eine umfassende Theorie der psychischen Störungen, die auf der Annahme beruht, dass es sich um Dispositionen zum Denken, Fühlen oder Handeln handelt.
Dieses Teilprojekt beschäftigt sich mit der Frage, wie Dispositionen von Stammzellen und des Mikrobioms metaphysisch charakterisiert werden können. Es analysiert die wissenschaftliche Praxis, um zu verstehen, wie Biolog*innen Stammzellen und dem Mikrobiom Dispositionen zuschreiben. Das Ziel des Teilprojektes ist, die Bedingungen der Instanziierung biologische Dispositionen zu verstehe, um dann in einem zweiten Schritt daraus allgemeine Konsequenzen für die metaphysische Debatte über Dispositionen daraus abzuleiten.