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Forschung

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© Fakultät für Soziologie

Kenia/Tana-Delta

Hintergrundinformationen

Kenia hat 34,6 Mio. Einwohner. Etwa 75 Prozent der Bevölkerung leben in den mittel bis sehr ertragreichen landwirtschaftlichen Regionen des Landes, die allerdings nur etwa 20 Prozent der Fläche ausmachen. Die übrigen 25 Prozent leben in den ausgedehnten ariden bis semi-ariden Gegenden. Das Land ist außerdem Zufluchtsort von 320.000 Flüchtlingen. Kenia weist derzeit eine durchschnittliche Kaufkraftparität pro Kopf von 1.500 USD im Jahr auf und belegt eine mittlere Position im Human Development Index. Bereits 2003 machte der Bericht des United Nations Development Assistance Framework (UNDAF) für Kenia allerdings darauf aufmerksam, dass mangelnde politische Teilhabe und mangelnde Sicherheit zentrale Gründe für die Armut in Kenia sind. So wurden auch Anfang 2008 durch die Unruhen nach den Wahlen zwischenzeitlich 663.000 Menschen zu Binnenflüchtlingen. über 30.000 davon leben nach wie vor in Camps und sind von Nahrungsmittelhilfe abhängig.

Kenia wird seit langem regelmäßig von Dürren, überschwemmungen und einhergehenden Epidemien heimgesucht, deren Häufigkeit und Intensität im Rahmen des Klimawandels zugenommen hat. Laut EM-DAT gab es zwischen 1982 und 2009 zehn Dürren, davon vier in den 1990er und weitere vier in diesem Jahrzehnt. Die Dürren Kenias gehören dabei zu jenen Ereignissen, die regelmäßig eine sehr große Zahl der Bevölkerung betreffen. Die Kenya Food Security Steering Group (KFSSG) schätzte die Zahl derer, die zwischen September 2009 und Februar 2010 der Nahrungsmittelhilfe bedürfen, daher auf 3,8 Millionen – ein Anstieg von 32 Prozent gegenüber Februar 2009. Betroffen sind regelmäßig die nomadischen Tierhalter der ariden und semi-ariden nordöstlichen Provinzen, aber auch der Distrikt Tana-River. Aufgrund der zunehmend großen Distanzen, die auf der Suche nach Wasser und Grasland bis in fremde Provinzen zurückgelegt werden, kam es in Tana-River zu gewaltsamen Konflikten zwischen dort lebenden und eindringenden Nomaden. Der Distrikt hat darüber hinaus selbst mit ausbleibenden Regenfällen zu kämpfen. Bis in den Mai fielen dort nur 10% des üblichen Regenfalls. Das Ausmaß der Zerstörung dieser Konflikte ist auch deshalb gestiegen, weil der Kleinwaffenbesitz deutlich zugenommen hat. Tana-River wird Juli bis September voraussichtlich die höchste Alarmstufe erreichen.

Im Tana-Delta erwerben neuerdings Investoren Land im großen Stil. So hat Präsident Mesi Kibaki der Regierung Katars Ende 2008 einen langjährigen Pachtvertrag für über 40.000 Hektar Ackerland für den Lebensmittelanbau zugebilligt, um im Gegenzug 3,5 Mrd. USD Investitionen für den Ausbau des Hafens in Lamu District zugesichert zu bekommen. Der Fall der untersucht wird, ist die geplante Investition des kenianische Unternehmen Mumias Sugar Company Ltd., das für den Anbau von Zuckerrohr über 20.600 Hektar für die Biospritgewinnung von der Entwicklungsbehörde Tana and Athi River Development Authority (TARDA) zugesagt bekommen hat. Wird das Projekt realisiert müssen Dörfer und die bis zu 60.000 Tiere der Nomaden weichen. Auf der anderen Flussseite wird außerdem ein Jatropha-Projekt ähnlicher Ausmaße geplant. Der Klimawandel und die Klimapolitik haben also neue Anreize für Investitionen in die Landwirtschaft geschaffen, die die kenianische Regierung als Chance betrachtet, ihren Agrarsektor zu modernisieren und Devisen zu erwirtschaften. Es droht daher die Gefahr, dass der ohnehin von Nahrungsmittelhilfe und –importen abhängige Staat diese Gebiete nicht mehr für die eigene Ernährungssicherung nutzen kann.

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