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Forschung

AB7: Mediensoziologie

Gebäude X
© Universität Bielefeld

Forschung

Aktuell beschäftigt sich der Arbeitsbereich mit folgenden Themen:
Medien und Kommunikationstechnologien im Kontext von Migrations- und Transnationalisierungsprozessen.

In diesem Schwerpunkt stehen die Wechselwirkungen zwischen Migrations- und Medienpraktiken im Kontext sich wandelnder Mobilitätsinfrastrukturen im Mittelpunkt. Konkret fragen wir danach, wie sich Migration als Praxis sowie durch Migration erzeugte Sozialformen, Lebensstile und Praktiken der Gegenseitigkeit mit der Entwicklung und Ausdifferenzierung von Informations- und Kommunikationstechnologien verändern. Wie ändern sich durch Wechselwirkungen von Mediatisierungs- und Globalisierungsprozessen die Organisation von gesellschaftlichem Zusammenleben oder die (De)Legitimation von Zugehörigkeitsordnungen? Und welche Konsequenzen haben etwaige gesellschaftliche Veränderungen für die soziologische Begriffsbildung?

Migration wird hierbei als Zusammenspiel zwischen körperlicher, medialer und sozialer Mobilität begriffen, welches in eine global stratifizierte Ordnungsstruktur eingebettet ist, auf die es reagiert und sie gleichzeitig modifiziert. Die empirische Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen diesen Mobilitätsformen konzentriert sich derzeit erstens auf die sogenannte ‚transnationale Familie‘. An dieser Sozialform lassen sich die Transferleistungen der sozialen Situation zwischen Interaktionsordnungen und gesellschaftlichen Makrostrukturen besonders eindrücklich beobachten. Denn in der transnationalen Familie artikulieren sich elementare Charakteristika und Dynamiken globaler sozialer Ungleichheitsordnungen als Mikrostrukturen. Hier entstehen globalisierte Lebensstile und auf Mobilität basierende Reziprozitätskulturen, welche in ihrer Eigenlogik und -dynamik verstanden und schließlich in ihren Implikationen für die Begriffsbildung und Methodenentwicklung der Soziologie Berücksichtigung finden müssen.

Zweitens werden die Wechselwirkungen zwischen sozialer, körperlicher und medialer Mobilität in der globalen Organisation humanitärer Hilfe untersucht. Hier steht die Frage im Mittelpunkt wie "Vertreibung" die Gesellschaft ordnet und stratifiziert: wie die Wahrnehmung von jemandem oder etwas als "fehl am Platz" menschliche und nicht- menschliche Ressourcen in besonderer Weise mobilisiert und anordnet.

Zukünftig wollen wir außerdem verstärkt die Rolle von Medien im Umgang mit Risiken der öffentlichen Beschämung bzw. Herabsetzung untersuchen. Dieser neue Forschungsschwerpunkt knüpft an frühere Forschungen im Sonderforschungsbereich 1285 „Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung“ an und fokussiert sie auf die „Macht des Metainvektiven“. Dabei gehen wir von der Annahme aus, dass die produktive (i.S.v. ordnungsstiftende, erhaltende oder dynamisierende bis zerstörende) Kraft des Invektiven nicht nur in der Herabsetzung selbst, sondern - in einer Gegenwartsgesellschaft, die sich der Inklusion und der Wertschätzung von Diversität verschrieben hat - besonders in der „metainvektiven“ Skandalisierung von Herabsetzungserleben liegt.

Quer zu den genannten Forschungsthemen steht unser Interesse an der Weiterentwicklung von Methoden der qualitativen Medienforschung. Zu nennen sind hier insbesondere ethnografische und technografische Methoden der Erforschung globaler Phänomene und Prozesse techno-sozialer Hybridisierung, Methoden der Feldforschung in hybriden Lebenswelten sowie der mediengestützten kollaborativen Forschung in geografisch verstreuten Teams.

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