Im Jahr 1966 fällt der Startschuss für eine einzigartige Karriere in der deutschsprachigen Soziologie: Niklas Luhmann, studierter Jurist und langjähriger Ministerialbeamter, wird nach einer Zwischenstation an der Verwaltungshochschule Speyer an der Universität Münster innerhalb von sechs Monaten promoviert und habilitiert. Im Wintersemester beginnt er dann umstandslos mit der Präsentation seines Programms einer Soziologie als Wissenschaft von den sozialen Systemen. In den folgenden vier Jahren entwirft er in seinen Vorlesungen die Grundlagen seines Forschungsprogramms der nächsten Jahrzehnte. Im wissenschaftlichen Nachlass finden sich dazu die ausführlichen Vorlesungsskripte, die Luhmann beim Verfertigen seiner Theoriegrundlagen und ihrer ersten Anwendung auf Politik und Recht zeigen. Die Manuskripte werden jetzt in einer Lesefassung im Suhrkamp Verlag als Printausgabe unter dem Titel "Soziologie unter Anwesenden: Systemtheoretische Vorlesungen 1966-1970" publiziert. Parallel dazu werden auf dem Forschungsportal des Niklas Luhmann-Archivs an der Universität Bielefeld die Originalvorlagen in einer digitalen Edition verfügbar gemacht.
Mit „Ansatzpunkte für eine Soziologie des Rechts“ ist der Habilitationsvortrag Niklas Luhmanns betitelt, den er am 26. Juli 1966 an der Universität Münster gehalten hat. Der Vortrag war nicht nur der Abschluss eines nur zwei Monate dauernden Habilitationsverfahrens, sondern auch der Startpunkt für eine intensive Beschäftigung Luhmanns mit rechtssoziologischen Fragen. Dokumentiert findet sich dies im Nachlass durch diverse Vortragsskripte in den Folgejahren, die jetzt zusätzlich zum Habiliationsvortrag auf dem Forschungsportal des Niklas Luhmann-Archivs als Faksimiles und in einer edierten Fassung online gestellt worden sind.
Online-Veröffentlichung der Abschiedsvorlesung Luhmanns
"Was ist der Fall?" und "Was steckt dahinter?" – so lautet der Titel der Abschiedsvorlesung Niklas Luhmanns, die er am 9. Februar 1993 im Auditorium maximum der Universität Bielefeld gehalten hat. Im Nachlass Luhmanns liegen dazu das Vortragsskript und die Audioaufnahme sowie eine Reihe von Aufsatzmanuskripten vor, die Grundlage für die späteren Publikationen waren. Im Rahmen der digitalen Edition der Manuskripte dokumentiert das Luhmann-Archiv durch das Onlinestellen der Faksimiles der Manuskripte und deren Transkription am Beispiel dieses Textes nun exemplarisch die typische (serielle) Manuskriptproduktion Luhmanns.
Im Langzeitforschungsprojekt "Niklas Luhmann – Theorie als Passion" wird die digitale Edition des Luhmannschen Zettelkastens fortgesetzt mit der Online-Veröffentlichung des 6. Auszugs der ersten Sammlung. Im Kontext der für den ersten Zettelkasten zentralen funktionalen Phänomenologie stehen nun in den Abteilungen 62 bis 76 umfangreiche Überlegungen zum Begriff der Rolle und der Norm, der Behandlung von Erwartungsenttäuschungen und zu einer Theorie der Persönlichkeit im Mittelpunkt. Daneben finden sich Notizen u.a. zu organisationstheoretischen Konzepten von Kommunikation und Informalität; eine funktionale Lesart des Kausalitätsbegriffs schließt den Auszug ab.
https://niklas-luhmann-archiv.de/aktuelles