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  • Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (IZG)

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Forschungsprojekt:

Gesundheit – Gewalt – Migration. Eine vergleichende Sekundäranalyse zur gesundheitlichen und Gewaltsituation von Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland

Angesichts einer in den letzten Jahren stark polarisierenden politischen Diskussion über MigrantInnen in Deutschland, die insbesondere Menschen mit türkischem Migrationshintergrund pauschal als Problemgruppe darstellt, ist es wichtig, in vergleichenden Untersuchungen bei Frauen mit und ohne Migrationshintergrund Unterschiede und Gemeinsamkeiten und deren Hintergründe differenziert herauszuarbeiten. Nur so kann festgestellt werden, wo tatsächlich Risikogruppen mit erhöhtem bzw. spezifischem Unterstützungsbedarf zu lokalisieren sind und in welchem Maße dies mit Migration und ethnischer Herkunft, aber auch mit anderen sozialen (und individuellen) Faktoren zu tun hat. Pauschalierende und polarisierende Aussagen über „die“ Situation „der“ Migrantinnen können nicht adäquat die vielfältigen Lebenssituationen der Frauen beschreiben, was sich auch bei den vorliegenden Befragungsdaten der gesundheitlichen und psychosozialen Situation von Migrantinnen in Deutschland zeigte.

In der Untersuchung „Gesundheit, Gewalt, Migration“ wurden die Daten der für das BMFSFJ von 2002 bis 2004 durchgeführten Befragung zur „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ sekundäranalytisch ausgewertet, um den Zusammenhang von Gesundheit, Migrationshintergrund und Gewalt zu beleuchten. Ziel war es, in Erfahrung zu bringen, ob und in welcher Hinsicht sich die gesundheitliche Situation von Frauen mit und ohne Migrationshintergrund unterscheidet, welche Faktoren dafür verantwortlich sein können und welche beeinflussende Rolle hierbei insbesondere Gewalterfahrungen, Diskriminierung und soziale Ungleichheiten spielen können. Hintergrund dieser Fragestellung war, dass in ersten Auswertungen eine erhöhte Betroffenheit durch Partnergewalt insbesondere bei Frauen mit türkischem Migrationshintergrund festgestellt wurde; zudem fanden sich empirische Hinweise auf einen allgemeinen Zusammenhang zwischen Gewalt und negativen Gesundheitsfolgen.

Bislang wurden auf deutscher und europäischer Ebene weder die gesundheitliche Situation und die damit zusammenhängenden erhöhten Gewaltbelastungen und sozialen Probleme von Frauen vergleichend empirisch untersucht, noch die Verbindungslinien zwischen Migration/ethnischer Herkunft, Gesundheit und Gewalt analysiert.(*) Die umfangreichen Befragungsdaten der deutschen Frauenstudie ermöglichten in dieser Hinsicht erstmals vergleichende Auswertungen, da sie – anders als bisherige repräsentative Untersuchungen zur Gesundheit und zu Gewalt gegen Frauen aufgrund von fremdsprachigen Interviews und Zusatzstichproben eine erhöhte Anzahl von Migrantinnen einbeziehen konnte; anhand von zusätzlichen Interviews in türkischer und russischer Sprache konnten in der Studie die größten in Deutschland lebenden Migrantinnenpopulationen – Frauen türkischer Herkunft und Frauen aus Ländern der ehemaligen Ostblockstaaten besser erreicht werden. Hinzu kommt, dass die Befragung vergleichsweise detaillierte Fragen zur gesundheitlichen, psychischen und sozialen Situation der Frauen umfasste, die für die Fragestellung gewinnbringend ausgewertet werden konnten.

In der Studie wurden – aufeinander aufbauend – folgende Forschungsfragen thematisiert:

1. Wie unterscheiden sich die gesundheitliche Situation, das Gesundheitsverhalten und die Inanspruchnahme medizinischer Versorgung bei Frauen mit und ohne Migrationshintergrund bzw. von Frauen mit unterschiedlichem ethnischem Hintergrund in Deutschland?

2. Welchen Einfluss haben Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen in unterschiedlichen Lebensbereichen auf die gesundheitliche und psychische Situation der Betroffenen und welche Unterschiede/Gemeinsamkeit lassen sich mit Blick auf Migrationshintergrund und ethnische Herkunft der Befragten feststellen?

3. Welchen Zusammenhang weisen soziale Faktoren (Lebens- und Arbeitsbedingungen, soziale Lagen, soziale Einbindung und Isolation), Gewalterfahrungen und die aktuelle gesundheitliche und psychische Situation der Frauen in der Zusammenschau auf und welche Aussagen lassen sich daraus hinsichtlich der Relevanz unterschiedlicher Faktoren für die gesundheitliche Situation im Vergleich der Untersuchungsgruppen feststellen?

Anhand der Daten, insbesondere zur sozialen, psychischen und gesundheitlichen Situation der Frauen, sowie zur Gewaltbetroffenheit, wurde abschließend im Rahmen einer multivariaten Analyse untersucht, welche in den vorangegangenen Auswertungen festgestellten gesundheitsbeeinflussenden Faktoren wie untereinander zusammenhängen und in welcher Weise und Richtung sie die gesundheitliche Situation der Befragten beeinflussen. Die Ergebnisse bilden die Basis, um in künftigen Analysen besonders hoch belastete Gruppen von Frauen zu identifizieren und zu beschreiben.

Laufzeit: 10.2006 – 12.2007

Finanzierung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Beteiligte Wissenschaftlerinnen: Dr. Monika Schröttle (Leitung), Nadia Kelaifat (wissenschaftliche Hilfskraft)

Veröffentlichungen: Schröttle, Monika & Khelaifat, Nadia (2007): Gesundheit – Gewalt – Migration: Eine vergleichende Sekundäranalyse zur gesundheitlichen Gewaltsituation von Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland. Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Berichte als PDF

(*) Vgl. auch: Manuela Martinez, Monika Schröttle et al. (2006): State of European research on the prevalence of interpersonel violence and its impact on health and human rights. Online unter: http://www.cahrv.uni-osnabrueck.de/reddot/CAHRVreportPrevalence(1).pdf, S. 16ff und S. 49ff.


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