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    Bielefelder Lehrer*innenbildung

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„Andri lebt ja sein Judentum überhaupt nicht aus.“ - Literarisches Lernen im Gespräch

Betreuende*r Dozent*in: Schöning/Trapp

Studierende: Maike Liebe

Studiengang: Gym/Ge

Studienprojektvariante: Forschung über die eigene unterrichtspraktische Tätigkeit

Forschungsmethode: qualitativ

Forschungsfrage

Inwiefern zeigen Schüler/innen einer neunten Klasse literarische Lernprozesse innerhalb des literarischen Unterrichtsgesprächs nach dem Heidelberger Modell zum Thema „Die Zeugenschranken“ in der Lektüre „Andorra“ von Max Frisch?

In dem Studienprojekt „„Andri lebt ja sein Judentum überhaupt nicht aus.“ - Literarisches Lernen im Gespräch“ geht es um die qualitative Analyse einer videografierten Unterrichtsstunde in einer neunten Klasse. In dieser Unterrichtsstunde wurde ein literarisches Unterrichtsgespräch hinsichtlich des Aspekts der Zeugenschranken in Max Frischs „Andorra“ durchgeführt. Im Zuge der durchgeführten Analyse wurde das Gespräch hinsichtlich zweier ausgewählter Aspekte literarischen Lernens nach Kaspar H. Spinner („Perspektiven literarischer Figuren nachvollziehen“ und „Narrative und dramaturgische Handlungslogik verstehen“) untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die ausgewählten Aspekte innerhalb des Gesprächs immer wieder thematisiert wurden und insbesondere die eigene Lebenswelt herangezogen wurde, um sich in die Figuren hineinzuversetzen und die Handlung und dessen Bezug zu den Aussagen an der Zeugenschranke zu verstehen.

1) Das Heidelberger Modell des literarischen Gesprächs (vgl. Bräuer 2009, Steinbrenner 2011): Was genau ist das Heidelberger Modell des literarischen Gesprächs? Welche Ziele werden damit verfolgt? 2) Literarisches Lernen (vgl. Spinner 2006): Was ist literarisches Lernen? Welche Aspekte literarischen Lernens gibt es? 3) Literarisches Lernen im literarischen Unterrichtsgespräch (vgl. Steinbrenner/ Wiprächtiger-Geppert 2006): Wie lässt sich der Ansatz des literarischen Lernens mit dem literarischen Unterrichtsgespräch verfolgt?

Forschungsmethode: qualitativ

Zur Erhebung der Daten wurde die Methode der videogestützten Beobachtung gewählt. Dazu wurde zunächst die Unterrichtsstunde mithilfe von Bild- und Tonaufnahmegeräten (Videografie) aufgezeichnet. Hierbei ist nicht nur das Einverständnis der Schülerinnen und Schüler bzw. ihrer Erziehungsberechtigten, sondern auch eine Genehmigung des Ministeriums erforderlich. Im Anschluss an die Aufzeichnung wurde das Material transkribiert und mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) analysiert.

Die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse des Video- und Audiomaterials geben Aufschluss darüber, dass diese neunte Klasse literarische Lernprozesse in Bezug auf die Figurenwahrnehmung und das Verstehen der narrativen und dramaturgischen Handlungslogik zeigt und den Umgang mit diesen Aspekten beherrscht. Es finden sich viele Beiträge, in denen deutlich die Figurenwahrnehmung aber auch die vorherrschenden Beziehungsaspekte thematisiert werden. Die Schüler/innen ziehen außerdem ihre eigene Gefühls- und Erfahrungswelt heran, um die Situationen und Figuren und deren Aufgabe zu reflektieren. Des Weiteren setzen sie die Zeugenschranken kontinuierlich in Bezug zu den Geschehnissen der Haupthandlung und entwickeln somit einen Handlungszusammenhang zwischen diesen, um die Geschehnisse in Andorra sowie die Zeugenaussagen nachvollziehen und reflektieren zu können. Weiterführend bietet sich an, das Material auf Aspekte hin zu untersuchen, die in dem Gespräch nur wenig Anwendung finden. Daraus könnte sich dann beispielsweise eine Erforschung der Gründe dafür mithilfe einer Gesprächsanalyse ableiten lassen

Eine eigene Unterrichtsstunde per Videografie aufzeichnen zu lassen ist mit einigem Aufwand verbunden, allerdings steht die Universität dabei mit Rat und Tat zur Seite. Insgesamt sollte man, wenn man sich für diese Form der Datenerhebung entscheidet, berücksichtigen, dass der Forschungsprozess mit der Aufzeichnung nicht beendet ist und das Material danach mehrmals gesichtet werden muss. Das bedeutet wiederum, dass man nicht nur mit den Aussagen und dem Verhalten der Schülerinnen und Schüler konfrontiert wird, sondern auch mit der eigenen Präsenz. Dies kann für die Zukunft sehr hilfreich, in manchen Situation aber vielleicht auch erschreckend sein, da man auch mit seinen eigenen "Fehlern" konfrontiert wird. Insgesamt erscheint mir die Verwendung der Videografie für dieses Studienprojekt jedoch immer noch als sinnvoll.

Bräuer, Christoph (2009): Das literarische Lesegespräch im Unterricht. https://kultusministerium. hessen.de/sites/default/files/media/hkm/ueber_literatur_sprechen.pdf [Zugriff: 2.03.2019]

Dresing, Thorsten/ Pehl, Thorsten (2018): Praxisbuch Interview, Transkription & Analyse. Anleitungen und Regelsysteme für qualitativ Forschende. 8. Aufl. Marburg: Eigenverlag.

Frisch, Max (1975): Andorra – Stück in zwölf Bildern. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Mayring, Philipp (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 11., akt. und überarb. Aufl. Weinheim u.a: Beltz.

Fichten, Wolfgang (2007): Beobachtung. In: Fichten, Wolfgang/ Wagener, Uta/ Gebken, Ulf/ Beer, Tim / Junghans, Carola / Meyer, Hilbert (2008): Methoden-Reader zur Oldenburger Teamforschung. Oldenburg: Geschäftsstelle des DIZ (Oldenburger Vordrucke; 487), 19-34.

Spinner, Kaspar H. (2006): Literarisches Lernen. In: Praxis Deutsch, 33. Jg., H. 200, 6-16.

Steinbrenner, Marcus/ Wiprächtiger-Geppert, Maja (2006): Literarisches Lernen im Gespräch. Das „Heidelberger Modell“ des Literarischen Unterrichtsgesprächs. In: Praxis Deutsch, 33. Jg., H. 200, 14-15.

Steinbrenner, Marcus/ Mayer, Johannes/ Rank, Bernhard (2011): „Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander“. Das Heidelberger Modell des Literarischen Unterrichtsgesprächs in Theorie und Praxis. Baltmannsweiler: Schneider.

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