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Musikpräferenzen bei Grundschulkindern – Eine erweiterte Replikationsstudie zur Überprüfung der Offenohrigkeitshypothese

Betreuende*r Dozent*in: Dr. Andreas Heye

Studiengang: ISP Grundschule

Studienprojektvariante: andere Variante

Methodische Umsetzung: quantitativ

 

Forschungsfrage

Sind Kinder jüngeren Alters offener gegenüber unkonventioneller Musik? Welchen Einfluss haben die Bekanntheit eines Stückes und das Verstehen gesungener Sprache auf das Antwortverhalten der Schülerinnen und Schüler?

Im Rahmen des Studienprojekts wurde eine erweiterte Replikationsstudie zur „Offenohrigkeitshypothese“ durchgeführt. Ergebnisse unterschiedlicher Studien zur Entwicklung von Musikpräferenzen im Kindesalter haben gezeigt, dass mit zunehmendem Alter die Offenheit gegenüber unkonventionellen Musikstilen abnimmt. Auf Grundlage der von Gembris & Schellberg (2003; 2007) durchgeführten Studien wurde eine Befragung mittels klingendem Fragebogen mit insgesamt 86 Schülerinnen und Schülern einer ersten (n=20), zweiten (n=19), dritten (n=21) und vierten Klasse (n=26) durchgeführt. Neben der Betrachtung alters- bzw. klassenspezifischer Unterschiede in den Musikpräferenzen, wurde ergänzend untersucht ob, die Bekanntheit des Stückes und das Verstehen gesungener Sprache auf das Antwortverhalten der Kinder einen Einfluss hat. Das Studienprojekt bestätigte bisherige Studien, nach welchen ältere Kinder bzw. Kinder höherer Jahrgangsstufen die unkonventionellen Musikbeispiele deutlich stärker ablehnten.

Sind Kinder jüngeren Alters offener gegenüber unkonventioneller Musik? Welche Einfluss haben die Bekanntheit eines Stückes und das Verstehen gesungener Sprache auf das Antwortverhalten der Schülerinnen und Schüler? Das Forschungsfeld der "Offenohrigkeit" basiert auf dem von Hargreaves 1982 erstmals genannten Adjektiv "open-eared“. Hargreaves beobachtete in seinen Forschungen zu Musikpräferenzen im Kindesalter eine stärkere Ablehnung gegenüber unkonventionellen Musikstilen mit zunehmendem Alter, was zur Begründung eines weiten Forschungsfeldes führte. Gembris, Heye und Jeske verstehen den Begriff als Synonym zu musikalischer Aufgeschlossenheit und sprechen diesbezüglich von einem „Verschwinden der Offenohrigkeit“ (Gembris et al. 2014, S.127f).

Forschungsmethode: quantitativ

Das Forschungsdesign orientierte sich an den von Gembris und Schellberg durchgeführten Studien und arbeitete mit einem klingenden Fragebogen. Dabei wurden den Kindern vier verschiedendsprachige Stücke aus dem Bereich „Popmusik" und vier aus dem Bereich unkonventioneller Musikstile (z.B. Ethno, Avantgarde) vorgespielt. Diese bewerteten anhand einer fünfstufigen Skala, wie ihnen das Stück gefiel und gaben an, ob sie das Stück bereits kannten und die Sprache verstanden. Die Ergebnisse wurden statistisch hinsichtlich verschiedener Gruppenunterschiede (z.B. Klasse, Alter, Geschlecht) ausgewertet.

Das Forschungsdesign orientierte sich an den von Gembris und Schellberg durchgeführten Studien und arbeitete mit einem klingenden Fragebogen. Dabei wurden den Kindern vier verschiedendsprachige Stücke aus dem Bereich „Popmusik" und vier aus dem Bereich unkonventioneller Musikstile (z.B. Ethno, Avantgarde) vorgespielt. Diese bewerteten anhand einer fünfstufigen Skala, wie ihnen das Stück gefiel und gaben an, ob sie das Stück bereits kannten und die Sprache verstanden. Die Ergebnisse wurden statistisch hinsichtlich verschiedener Gruppenunterschiede (z.B. Klasse, Alter, Geschlecht) ausgewertet. Die Studienergebnisse bestätigen, dass es alters- bzw. klassenspezifische Unterschiede in den Gefallensurteilen der befragten Schülerinnen und Schüler gibt. Die "Offenohrigkeitshypothese" konnte insofern bestätigt werden, als dass ältere Kinder bzw. Kinder höherer Klassenstufen unkonventionelle Musikstile deutlich stärker ablehnten als jüngere Kinder. Bezüglich der erweiterten Fragestellung eines möglichen Einflusses durch die Bekanntheit des Stückes oder dem Verstehen der gesungenen Sprache konnten keine signifikanten Unterschiede beobachtet werden. Da es im Vorhinein nicht möglich war personenbezogene Daten zu erheben, fiel die Stichprobe, vor allem für die fremdsprachigen Stücke, klein aus. Um bezüglich der Erweiterung signifikante Ergebnisse erziehlen zu können wäre es im Rahmen weiterer Forschung notwendig eine größere Vergleichsgruppe zu untersuchen, um Aussagen über einen möglichen Einfluss der Bekanntheit des Stückes sowie des Verstehens der Sprache treffen zu können.

Im Rahmen der Befragung wurde mehrfach deutlich, dass die Kinder ein Bedürfnis hatten, sich über das Gehörte auszutauschen, was jedoch im Ablauf nicht vorgesehen war. Dennoch suchten die Schülerinnen und Schüler während der Befragung mehrfach verbal und nonverbal den Kontakt zu anderen Kindern, um sich über das gehörte Stück auszutauschen. Hier liegt ein großes Potenzial für den Musikunterricht der Grundschule. Im Austausch über Musik(-stile) entsteht eine Auseinandersetzung mit den eigenen Musikpräferenzen, in welcher qualitative Aspekte stärker zum Tragen kommen. Musikunterricht welcher Kinder bereits frühzeitig mit einer Vielfalt an Musikstilen konfrontiert und Räume bietet um einen Austausch zu ermöglichen, könnte dementsprechend einer möglichen Abnahme der „Offenohrigkeit“ entgegenwirken. Für weitere Forschung zum Thema "Offenohrigkeit" könnte es zudem interessant sein, qualitative Forschungsmethoden einzubeziehen und so zu hinterfragen, weshalb Kinder bestimmte Musik präferieren und wie sich Gefallensurteile bilden. Eine Herangehensweise wie sie in diesem Studienprojekt genutzt wurde, kann nur Aussagen über alters- und klassenspezifische Unterschiede von Musikpräferenzen treffen, ohne jedoch Anhaltspunkte für die Ursachen zu liefern. Als Erkenntnis für meine Rolle als zukünftige Lehrkraft bleibt zunächst, dass es wichtig ist Kinder frühzeitig mit einer Vielfalt von Musikstilen zu konfrontieren und gleichzeitig diese Konfrontation zu nutzen, um eine Auseinandersetzung mit den eigenen Musikpräferenzen zu ermöglichen. Ein solcher Musikunterricht würde von den Schülerinnen und Schülern ausgehen und sich von einer lehrerzentrierten Herangehensweise distanzieren. Dies würde einem zeitgemäßen Bildungsverständnis gerecht werden und kulturelle Vielfalt fördern. Die Erkenntnis aus dem Forschungsprozess ist vor allem, dass Kinder offen für jegliche Form von Musik sind und es gilt diese Offenheit zu bewahren und zu fördern.

Hargreaves, D. J. (1982): The development of aesthetic reaction to music. In: Psychology of Music, Spec. Iss., 51-54.

Gembris, H.; Heye, A. & Jeske, L. (2014): Replikationsstudien bestätigen das Phänomen der Offenohrigkeit im frühen Grundschulalter. In: W. Auhagen, C. Bullerjahn & R. von Georgi (Hrsg.): Offenohrigkeit. Ein Postulat im Fokus. Göttingen: Hogrefe, 100-133.

Gembris, H. & Schellberg, G. (2003): Musical preferences of elementary school child- ren. Paper presented at the 5th ESCOM Conference, Hanover. In: R. Kopiez, M. Lehmann, I. Wolther & C. Wolf (Hrsg.): Abstracts of the 5th Triennial Conference of the European Society for the Cognitive Sciences of Music (ESCOM). Hanover: Hanover University of Music and Drama, 324.

Gembris, H. & Schellberg, G. (2007): Die Offenohrigkeit und ihr Verschwinden bei Kin- dern im Grundschulalter. In: W. Auhagen, C. Bullerjahn & H. Höge (Hrsg.): Musikalische Sozialisation im Kindes- und Jugendalter. Göttingen: Hogrefe, 71-92.

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