Latein, ursprünglich die Sprache eines bäurisch geprägten Stammes rund um Rom, ist durch den politisch-militärischen Aufstieg Roms zuerst zu einer Weltsprache geworden, hat dann auch nach dem Zerfall des weströmischen Reiches lange Jahrhunderte als Wissenschaftssprache das Denken und Schreiben des westlichen Abendlandes dominiert und ist zur Mutter der romanischen Volkssprachen Italienisch, Spanisch, Französisch, aber auch Rumänisch geworden. Aber auch germanische Sprachen wie Deutsch und Englisch haben sowohl ihren Wortschatz als auch ihre Syntax am dominanten und normativ empfundenen Lateinischen gemessen, entwickelt und differenziert. Lehn- wie Fremdwörter aus dem Lateinischen leben in diesen Sprachen fort.
Die lateinische Literatur hat in ihrer Nachwirkung so bedeutsame Autoren hervorgebracht wie die Prosaschriftsteller Cicero, Sallust, Livius, Seneca, Tacitus, und Dichter wie Catull, Horaz, Vergil, Ovid, um nur einige zu nennen. In der entstehenden alten Kirche legen Autoren wie Tertullian und Augustinus das weitreichende theologische Fundament der christlichen Kirchen.
Wer lernt heute Latein? In unseren Universitätskursen sind das im Wesentlichen Studierende der Geschichte und der Philosophie, darüber hinaus aber auch Menschen, die an Sprache überhaupt und Allgemeinbildung interessiert sind.
Da Latein keine Sprache ist, mit der man im Alltagsleben kommuniziert – auch nicht im Vatikan! – liegt der Schwerpunkt unserer Kurse neben den Inhalten auf der Sprache selbst. Unsere Beobachtungsebenen sind dabei auf Wortebene die reich entwickelte Formenlehre, auf Satzebene die Verknüpfung von Wörtern zu einem Satz, die sogenannte Syntax, und auf Textebene neben der Textsyntax natürlich auch die Textsemantik.
Da wir nicht mit Alltagstexten kommunizieren, reflektieren wir in Hermeneutik wie Heuristik den Prozess des Verstehens von Texten, die sich nicht von selbst erschließen.
Zentraler Autor unserer Kurse ist Cicero mit seiner Verbindung von Philosophie und Rhetorik, daneben kommen auch Autoren wie Sallust, Seneca, Augustinus und Erasmus zu Wort, und auch einige Gedichte, z.B. von Catull, finden Platz.
Unsere Kurse führen in zwei Semestern zu einem Leistungsniveau, das es erlaubt, mit bestandener Modulabschlussprüfung (schrftl. und mdl.) am Ende des zweiten Semesters das staatlich anerkannte „Kleine Latinum“ zu erwerben. Die Kurse sind modularisiert (vgl. ekvv), Teilnahme, Arbeitsweise und Leistungsanforderungen unterliegen für alle Teilnehmer den im Modul festgelegten Beschreibungen. Ein Einstieg in den zweisemestrigen Zyklus ist in jedem Semester möglich, ebenso wird jedes Semester der Fortsetzungskurs angeboten.
Peter Prestel