Forschendes Lernen ist ein im Sachunterricht fest verankertes pädagogisches Konzept (Knörzer et al. 2019). Die Etablierung forschender Lernprozesse ist als Teil einer grundlegenden Bildung zu verorten und durch eine besondere Offenheit in der konzeptionellen Durchführung von Unterricht sowie gegenüber der kindlichen Perspektiven gekennzeichnet.
An einer Grundschule im Kreis Herford gehört das Forschende Lernen zum Schulkonzept und alle Lehrkräfte der zweiten bis vierten Klassen führen es regelmäßig über ein gesamtes Schulhalbjahr durch. Das Projekt FragForsch knüpft hier an und untersucht Prozesse Forschenden Lernens auf ihrer Mikroebene.
Das Projekt zielt auf Erkenntnisse darüber, wie sich kindliche Forschungsprozesse auf der Unterrichtsebene konkret in den Interaktionsprozessen zwischen der Lehrkraft und den Schüler:innen sowie zwischen den Schüler:innen konstituieren. Weitergehend wird untersucht, welche unterstützenden Maßnahmen sich als wirksam oder hemmend erweisen. Im Ergebnis sollen Fallportraits von Schüler:innen aus vier Klassen erstellt werden, mit dem Ziel vorhandene Handlungsmuster und notwendige professionelle Unterstützungsmaßnahmen zu identifizieren und zu analysieren.
Wie setzen Kinder mit unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen Prozesse des forschenden Lernens (Fragengenerierung, Fragenbearbeitung, Ergebnispräsentation) um und welche Formen der Unterstützung werden ihnen dabei zuteil?
Ein Schulentwicklungsprojekt einer Grundschule zum forschenden Lernen, welches bereits seit Jahren erfolgreich im Schulkonzept implementiert ist, wird forschungsmethodisch in insgesamt vier Klassen über ein Schulhalbjahr im Zeitraum von Februar bis Mai 2022 begleitet.
Nach einer Vorbereitungsphase mit Ansätzen des philosophischen Lernens können Schüler:innen eine eigene Forschungsfrage entwickeln, die sie dann über den Verlauf des restlichen Schulhalbjahres eigenständig bearbeiten. Den Abschluss bildet eine schulöffentliche Vorstellung der Forschungsergebnisse eines jeden Kindes. Im Rahmen des Forschungsprojektes werden alle drei Phasen durch teilnehmende Beobachtung (vgl. Diegmann 2013) begleitet, um die Prozesse des forschenden Lernens bei ausgewählten Schüler:innen (Fragengenerierung, Fragenbearbeitung, Ergebnispräsentation) auf der Mikroebene des Unterrichts analysieren zu können. Ergänzend werden leitfadengestützte Interviews (vgl. Kruse 2015) mit ausgewählten Fallkindern geführt.