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Fakultät für Erziehungswis­senschaft

Campus der Universität Bielefeld
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TeilnehmerInnenstruktur

Die Teilnehmerinnengruppe zeichnet sich durch ihre Heterogenität bezüglich ihres Alters, ihrer familiären Situation und dem breiten Spektrum an erlernten Erstberufen aus. Circa die Hälfte von ihnen ist zudem parallel zur Weiterbildung erwerbstätig. In den letzten Jahren nehmen insbesondere die Zahlen derjenigen mit allgemeiner Hochschulreife, mit abgebrochenem oder abgeschlossenem Hochschulstudium sowie die Anzahl von Frauen mit Migrationshintergrund leicht zu.

Forschungsergebnisse

von Dr. Regina Heimann

Der weibliche Lebenszusammenhang, der durch eine Verknüpfung von vielfach alleiniger Familienzuständigkeit einerseits mit der Einbindung bzw. der angestrebten Rückkehr in den Arbeitsmarkt andererseits geprägt ist, bildet die gemeinsame Erfahrungsgrundlage der Teilnehmerinnen aus. Die Teilnehmerinnen befinden sich dabei aber in unterschiedlichsten Lebenslaufstadien. Manche Teilnehmerinnen versorgen entweder die Familie oder sind berufstätig, andere sind doppelbelastet indem sie neben dem Studium in ihrem Beruf arbeiten und die Familienversorgung verantworten, oder im Zuge auslaufender Familien- bzw. Berufspflichten steht eine neue Sinnsuche an.

Trotz basaler Gemeinsamkeiten in den aktuellen Lebensweltbezügen zeigen sich in der Teilnehmerinnengruppe unterschiedlichste Bildungs- und Berufslaufbahnen. Zudem sind die Familiengrößen, die Dauer der reinen Familienzeiten oder das eigene Alter oder das der Kinder verschieden. Folgende Querschnittsverteilung wurde im Rahmen der Dissertation „Habitus als Grundlage von Weiterbildungsentscheidungen“ von Dr. Regina Heimann ermittelt (Datenbasis 2005):

Der Altersschwerpunkt der Teilnehmerinnen liegt zwischen 36-45 Jahren, gefolgt von der Altersgruppe der 46-55jährigen Frauen.

Geburtsjahr Häufigkeit Prozent
Kohorte 1940-49 14 11
Kohorte 1950-59 43 33
Kohorte 1960-69 58 45
Kohorte 1970-79 14 11
Gesamt (N=129) 129 100
 

Tabelle 1: Verteilung nach Jahrgängen in der gezogenen Stichprobe

Es ist ein Nachfrageanstieg in der Gruppe mit jüngeren Frauen zu beobachten, die vor allem auch an einem späteren Umstieg in ein Regelstudium interessiert sind. Für diese Gruppe stellen die FrauenStudien einen Weiterbildungseinstieg mit Aussicht auf eine berufliche Neu- oder Aufstiegsorientierung dar.

Die Teilnehmerinnen mit einem Realschulabschluss stellen die größte Gruppe (42%) unter den Teilnehmerinnen dar, gefolgt von der Gruppe Frauen, die eigentlich aufgrund der Schulbildung ein Fachhochschul- oder Hochschulstudium (34%) aufnehmen könnten. Diese stellen damit ein Drittel der Teilnehmerinnen.

 

Häufigkeit

Prozent

Volksschulabschluss 8 6
Hauptschulabschluss 15 12
Mittlere Reife 53 42
Abitur 42 34
Ausländischer Schulabschluss 8 6
Gesamt 126 100

Tabelle 2: Schulabschlüsse der Teilnehmerinnen nach der Regelschulzeit

Obwohl dieser Gruppe der reguläre Weg in ein Studium ohne institutionelle Hürden offen stünde, benennen sie Zeitmangel, fehlendes Selbstbewußtsein oder die Unkenntnis von Lern- und Studienkulturen als Einstiegsbarriere für ein Regelstudium. Die Hauptschulabsolventinnen bilden zusammen mit den Volksschulabsolventinnen eine Gruppe von 18%. Die Gruppe der ausländischen Schulabsolventinnen mit Migrationshintergrund ist sehr inkohärent, weil in ihr Fachschul- und auch Hochschulabsolventinnen vertreten sind. Es ist zu beobachten, dass diese Teilnehmerinnengruppe in den letzten Jahren wächst.

  Häufigkeit Prozent
Agrarberufe 3 1,7
Einfache manuelle Berufe -- ---
Qualifizierte manuelle Berufe 7 3,9
Techniker 10 6,0
Ingenieure 3 1,7
Einfache Dienste 9 5,0
Qualifizierte Dienste 36 20,3
Semiprofession 42 23,8
Profession 1 0,5
Einfache kaufmännische und Verwaltungsberufe 9 5,0
Qualifizierte kaufmännische und Verwaltungsberufe 56 31,6
Manager 1 0,5
Gesamt 177 100

Tabelle 3: Alle Berufsabschlüsse im Lebensverlauf nach Blossfelds (1985) Klassifikation der Berufe

Betrachtet man die Verteilung der Berufsabschlüsse nach den blossfeldschen Fachgebieten, so stellen die ausgebildeten Teilnehmerinnen in den qualifizierten kaufmännischen und Verwaltungsberufen (31,6%) die größte Gruppierung dar. Die Bereiche der Semiprofessionen (23,8%) und der qualifizierten Dienste (20,3%) stellen weitere größere Gruppierungen dar. Die anderen Berufe finden sich unter 6% vertreten. Auffällig ist zudem eine geringe TeilnehmerInnenvertretung im produktiven Sektor. Die Verteilungsergebnisse können als Bestätigung für eine berufliche Orientierung in den geschlechtsspezifischen Berufssegmenten gedeutet werden. Hier belegen die Frauen typische Schwerpunkte im Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich. Des Weiteren zeigt sich eine deutliche Ausrichtung an der mittleren Qualifizierungsebene für jeden der genannten Berufsbereiche.

Bis zum Zeitpunkt der Familienphase gelten für beide Geschlechter die von Mayer (2004) benannten 7-Schwellen im Lebensverlauf von der Einschulung über die Ausbildungswahl bis zur festen Etablierung im Arbeitsmarkt (vgl. Mayer 2004, S. 206). Mit dem Rückkehrversuch in die Arbeitswelt nach einer Familienphase oder während der Familienphase entstehen durch die weibliche Doppelorientierung weitere geschlechtsspezifische Schwellen, die z.T. mit unüberbrückbaren Hindernissen einhergehen. Anhand der querschnittlichen Betrachtung der weiblichen Erwerbstätigkeit im Lebensverlauf, mit der Berufstätigkeit vor und nach der Familienphase, zeigt sich diese Hürde.

  Nicht berufstätig 1-5 Jahre 6-10 Jahre 11- 20 Jahre
Kohorte 1940-49 (N=12) ---- 42% 25% 33%
Kohorte 1950-59 (N=37) 16% 30% 32% 22%
Kohorte 1960-69 (N=51) 9% 41% 44% 6%
Kohorte 1970-79 (N=11) 27% 63% ---- 10%
Gesamt (N=114) 12% 29% 34% 15%

Tabelle 4: Berufstätigkeit vor einer Familienphase

Bei der Berufstätigkeit vor der Familienphase sind 39% der Teilnehmerinnen vor Geburt des ersten Kindes bis zu fünf Jahren berufstätig und 34% sogar bis zu 10 Jahren. 15% waren 11 Jahre und länger beruflich eingebunden, bis das erste Kind geboren wurde. Demnach waren 50% der Frauen 6 Jahre und mehr vor der Familienphase in ihrem Beruf. Bei Betrachtung der unterschiedlichen Kohorten findet sich ein stetiges Anwachsen der 6-10jährigen Verweildauer im Beruf vor einer Familienphase, bei gleichzeitiger Abnahme besonders langer vorfamilialer Verweildauern von 11-20 Jahren. In der letzten Kohorte finden sich viele junge Erstmütter und Frauen, die nach der Geburt der Kinder ihre Ausbildung absolviert haben.

Im Zusammenhang mit der Berufsrückkehr und dem damit angenommenen beruflichen Status steht außerdem die Arbeitszeit, mit welcher die Frauen vor und nach der Familienphase auf dem Arbeitsmarkt stehen. 62% der Stichprobe haben in ihrem Lebenslauf eine Angabe zum Arbeitszeitverhältnis in der vorfamilialen Phase gemacht: 94% haben hier in Vollzeit gearbeitet.

Der Wiedereinstieg ins Berufsleben während oder nach der Familienphase wird von 69% der Teilnehmerinnen umgesetzt, während 18% bis zum nachfamilialen Weiterbildungsantritt nicht in den Arbeitsmarkt zurückgekehrt sind. Die restlichen Teilnehmerinnen haben entweder keine Ausbildung, bzw. haben nach der Familienphase ihre Ausbildung begonnen, oder es handelt sich um Frauen ohne Kinder.

  Häufigkeit Prozent
Beruflicher Wiedereinstieg 87 69
(Keine) Ausbildung nach Familienphase 6 5
Verbleib Familienphase 23 18
Keine Kinder 11 8
Gesamt 127 100

Tabelle 5: Arbeitsmarktrückkehr nach Familienphase

Somit kehren 2/3 der Teilnehmerinnen nach der Familienphase zurück in den Arbeitsmarkt, wobei dieser Sachverhalt wenig über die damit verbundene Teilhabe an der Gesellschaft und die gegebenen Aufstiegschancen aussagt. Aus diesem Grund erscheint die prozentuale Verteilung auf die neuen Berufsbereiche und Beschäftigungsverhältnisse nach der gelungenen Arbeitsmarktrückkehr interessant, als auch die relationale Betrachtung von verlassenem oder beständigem Berufsbereich.

  Berufsfeldwechsel Gleiches Feld Gesamt
Aufstieg 42% 2,5% 16%
Gleichwertig 34% 95% 75%
Abstieg 24% 1,5% 9%
Keine Kinder 33% 67% 100%

Tabelle 6: berufliche Statusveränderung nach Arbeitsmarktrückkehr

Von den Rückkehrerinnen (N=87) verbleiben 67% im gleichen Arbeitsfeld, wobei sogar 95% im gleichen Beruf verbleiben. 33% der Arbeitsmarktrückkehrerinnen wechseln das Berufsfeld ohne eine weitere Ausbildung, was mit einer auf- oder abwärtsgerichteten Berufsmobilität verbunden sein kann. In der Mehrzahl der Fälle gelingt es den Teilnehmerinnen jedoch in einen gleich- oder höherwertigen Berufsbereich (76%) zu wechseln.

Zudem erscheint eine Betrachtung der Arbeitsverhältnisse nach dem Wiedereinstieg in den Beruf interessant, um einen Einblick in die tatsächliche Arbeitsmarktbeteilung der Teilnehmerinnen zu erhalten.

  Häufigkeit Prozent
Vollzeit 1 1
Teilzeit 26 30
Honorarbasis 5 6
Selbständigkeit 11 12
Mitarbeit in Firma des Mannes 6 7
Geringfügig beschäftigt 9 10
k.a. 29 34
Gesamt 87 100

Tabelle 7: Arbeitszeitverhältnis nach Familienphase

Im Gegensatz zur vorfamilialen Phase stellen die Teilzeitbeschäftigten mit 30% die größte Gruppe bei den Arbeitsmarktrückkehrerinnen dar, während lediglich eine Teilnehmerin erneut in Vollzeit beschäftigt ist. Immerhin haben sich 12% der Frauen selbständig gemacht, wobei die hier benannte Form der Selbständigkeit das Ausmaß eines Nebengewerbes nicht überschreitet und somit eine eigenständige Lebensführung nicht möglich wäre. Zusammen mit den geringfügig beschäftigten Frauen, den Tätigkeiten auf Honorarbasis oder der Mitarbeit in der Firma des Mannes stellen diese Gruppierungen wenig gesicherte Arbeitsverhältnisse dar, deren gemeinsamer Anteil (34%) in der Rückkehrerinnengruppe am höchsten ist.

Zu Weiterbildungsbeginn sind nur noch 50% (N=63) der Teilnehmerinnen berufstätig von denen wiederum 17% in Teilzeit und lediglich eine in Vollzeit beschäftigt sind. Ein weiteres Drittel (38%) der Berufstätigen findet sich in prekären bzw. ruhenden Arbeitsverhältnissen. Im Gegensatz dazu standen direkt nach einer Familienphase noch 69% (N=87) in einem Arbeitsverhältnis. Bis auf die prekären Arbeitsverhältnisse haben die anderen Beschäftigungsverhältnisse im Verhältnis abgenommen, insbesondere die Teilzeittätigkeit und die Selbständigkeit.

Insgesamt haben 87 % (N=114) der Frauen Kinder. Dabei sind die Mütter mit zwei Kindern mit Abstand am häufigsten vertreten, Frauen mit einem oder drei Kindern liegen in ihrer Verteilung etwa gleich. Mütter von 4 und mehr Kindern sind dagegen selten vertreten.

  1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 Kinder < Gesamt
Gesamt 22% (25) 55%(63) 19%(21) 4%(5) 114

Tabelle 8: Kinderanzahl

Anhand der Unterbrechungsdauer aufgrund von Kinderbetreuung läßt sich auf die Arbeitsmarktintegration der Teilnehmerinnen schließen. Die Unterbrechung von bis zu vier Jahren (57%) findet sich dabei am häufigsten, gefolgt von einer Unterbrechungsdauer von bis zu 9 Jahren (26%).

Jahre 1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 Kinder < Gesamt
1-4 75% 49,5% 59% 70% 57%
5-9 15% 34% 12% 30% 26%
10-14 10% 7,5% 12% ---- 8%
15-19 --- 6% 18% ---- 7%
20 < --- 3% ---- ---- 2%
Gesamt 100% 100% 100% 100% 100%

Tabelle 9: Dauer der Unterbrechungen und Kinderzahl

Entsprechend unterbrechen alle betrachteten Mütter unabhängig von der Kinderzahl am häufigsten kurz, wobei die Unterbrechungszeiträume in ihrer Koppelung variieren können. Lediglich 17% haben eine Unterbrechungsdauer von 10 Jahren und mehr, wobei diese langen Unterbrechungen vorrangig bei Frauen mit zwei und drei Kindern zu finden sind. Für die jüngere Kohorte lässt sich ein Rückgang der Kinderzahlen verzeichnen, mit einem entsprechend früheren Einstieg in die Weiterbildungsphase gekoppelt ist. Die Dauer der Unterbrechung beträgt größtenteils 1-4 Jahre und bei mehreren Kindern entsprechend häufiger.

  Häufigkeit Prozent
Berufsgebundene Aufstiegsfortbildung 44 45
EDV-Fortbildung 15 16
Sprachfortbildung 10 10
Orientierungskurse 15 16
Sonstige 13 13
Gesamt 97 100

Tabelle 23. Fortbildungsart bei Familienfrauen (Mehrfachnennungen möglich)

Von allen Teilnehmerinnen haben 50% an Weiterbildung teilgenommen und diese explizit in ihrem Lebenslauf erwähnt. Betrachtet man die Häufigkeitsverteilung bei den Fortbildungsarten (N=97), dann sind die beruflich gebundenen oder beruflich verwertbaren Fortbildungen (45%) die häufigste Form. Zudem sind EDV-Fortbildungen (16%), Orientierungskurse (16%) und Sprachen (10%) unter den besuchten Kursen vertreten.

Zu den Teilnahmezeitpunkten der Veranstaltungen lässt sich interessanterweise feststellen, dass die meisten Fortbildungen nach der Familienphase (47%) angegangen wurden. Vor der Familienphase haben 26% und während dieser Phase 27% der Frauen an Weiterbildungen teilgenommen.

Die Berufstätigkeit im weiblichen Lebensverlauf zeichnet sich durch Mehrphasigkeit aus, deren Ausgestaltung von der Berufstätigkeitszeit vor der Familienphase und einem oder mehr Wiedereinstiegen in den Arbeitsmarkt abhängt. Die Frage nach den Gründen für die Problematik bei einer Arbeitsmarktrückkehr nach den Familienphasen oder für einen Aufstieg liegen im Zusammenspiel von beruflichen und familialen Vereinbarkeitsforderungen und problematischen Rückkehrstrukturen in weiblichen Berufsfeldern, welche aufgrund des Geschlechts oder des Alters zu Ausschlüssen führen. Die Hälfte der Teilnehmerinnen hat im Lebensverlauf vor allem an beruflicher Weiterbildung teilgenommen und das verstärkt nach der Familienphase. Entsprechend lässt sich einerseits eine hohe Wertschätzung von Bildung und eine starke Arbeitsmarktorientierung bei den Teilnehmerinnen erkennen, andererseits zeigen sich wenige Umsetzungschancen für Aufstiegsweiterbildungen.

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