Die Gesundheitsprofessionen, vor allem Ärztinnen und Ärzte, bilden nach wie vor wichtigste Anlaufstelle, wenn es um Krankheits- und Gesundheitsfragen geht und vielfach auch, wenn Informationen nicht gefunden werden können, ihre Qualität nicht beurteilt oder ihr Inhalt nicht verstanden oder eingeschätzt werden kann. Aber sehen sie such auch in der Lage, Patientinnen und Patienten zu unterstützen, sich im (digitalen) Informationsdschungel zurechtzufinden, die gesuchte Gesundheitsinformationen zu finden, sie richtig zu verstehen, deren Relevanz einzuschätzen und sie für die eigene Gesundheit zu nutzen und so zur Förderung der Gesundheitskompetenz ihrer Patientinnen und Patienten beizutragen?
Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Studie zur professionellen Gesundheitskompetenz, die von einem Forscherteam aus Deutschland, Österreich und der Schweiz initiiert wurde. In einem Gastbeitrag in der ÄrzteZeitung beleuchten die Autorinnen und Autoren des deutschen Forscherteams die zentralen Erkenntnisse für den deutschen Teil der Studie.
Schaeffer, D./Griese, L. Professionelle Gesundheitskompetenz – eine Herausforderung für Ärztinnen und Ärzte? ÄrzteZeitung. 12. Dezember 2024;50(24):8–9.
Hier geht es zum Beitrag.
Hier geht es zum Ergebnisbericht.
Vom 13. bis 15. November 2024 fand die 17. Europäische Public-Health-Konferenz (EUPHA) in Lissabon statt. Unter dem Motto “Sailing the waves of European public health: exploring a sea of innovation” kamen Expert:innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis zusammen, um aktuelle Herausforderungen und innovative Lösungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu diskutieren.
Die Konferenz bot darüber hinaus eine hervorragende Plattform für den Austausch neuester Forschungsergebnisse, die Weiterentwicklung internationaler Netzwerke und gemeinsamer Strategien zur Gesundheitskompetenz.
Wir freuen uns, Teil dieser inspirierenden Veranstaltung gewesen zu sein, auf der wir in einer Session einen ersten Ausblick auf die HLS24 Studie und die darin Anwendung findenden Instrumente geben konnten:
R Griebler, C Straßmayr, T Link, C Le, C Dietscher, D Levin-Zamir, The M-POHL Health Literacy Population Survey 2024-2026 (HLS24), European Journal of Public Health, Volume 34, Issue Supplement_3, November 2024, ckae144.770, https://doi.org/10.1093/eurpub/ckae144.770
L Griese, D Schaeffer, Y Arabska, G Bonaccorsi, S M De Gani, Ø Guttersrud, Z Kučera, C Strassmayr, R Touzani, S Vrbovšek, Measuring navigational health literacy – an extension of the HLS19-NAV scale, European Journal of Public Health, Volume 34, Issue Supplement_3, November 2024, ckae144.773, https://doi.org/10.1093/eurpub/ckae144.773
Am 11. November hatte das WHO Action Network on Measuring Population and Organizational Health Literacy (M-POHL) sein erstes persönliches Treffen seit der Corona-Pandemie. In der malerischen Stadt Portalegre kamen Mitglieder aus der gesamten WHO Region Europa zusammen, um alte und neue Kolleg:innen zu begrüßen und sich über zukünftige Projekte und Ziele in M-POHL auszutauschen.
Das Ziel von M-POHL ist es, die Gesundheitskompetenz in der Europäischen Region zu verbessern. Dies geschieht durch die Bereitstellung qualitativ hochwertiger, internationaler Daten, die evidenzbasierte politische Entscheidungen und gezielte praktische Interventionen unterstützen sollen.
Aktuelle Projekte von M-POHL
Um diese Vision zu verwirklichen, werden mehrere Projekte auf unterschiedlichen Ebenen umgesetzt:
Health Literacy Survey 2024-2026 (HLS24)
Assessing Organizational Health Literacy (OHL)
Evidence-based Policy and Practice (EVPOP)
Deutschland ist am Projekt HLS24 mit dem nationalen Projekt HLS-GER 3 beteiligt.
Hier erfahren Sie mehr über M-POHL und seine aktuellen Initiativen.
Acht Jahre ist es bereits her, dass mit dem ersten Health Literacy Survey für Deutschland (HLS-GER 1) gesamtdeutsche Daten zur Gesundheitskompetenz veröffentlicht wurden. Nun folgt mit der HLS-GER 3 Studie an der Universität Bielefeld die bereits zweite Folgebefragung zur Gesundheitskompetenz in Deutschland.
Die Ergebnisse des ersten und zweiten Health Literacy Surveys (HLS-GER 1; HLS-GER 2) zeigten, dass über die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland eine geringe Gesundheitskompetenz aufweist und sich diese im Zeitverlauf verschlechtert hat. Doch wie hat sich die Gesundheitskompetenz nach dem Abklingen der COVID-19 Pandemie entwickelt? Dieser und anderen Fragen geht der HLS-GER 3 nach. Zudem wird damit eine regionale Schwerpunktsetzung verfolgt sowie neue Themenbereiche von Gesundheitskompetenz untersucht. Der HLS-GER 3 ist Teil der internationalen Vergleichsstudie HLS24 des WHO Action Network on Measuring Population and Organizational Health Literacy (M-POHL).
Die Studie wird in Kooperation mit dem Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité durchgeführt. Gefördert wird das Projekt vom Bosch Health Campus der Robert Bosch Stiftung und vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Nach der Übergabe des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz (NAP) durch Prof. Doris Schaeffer (Universität Bielefeld) an Prof. Eva-Maria Bitzer (Deutsches Netzwerk Gesundheitskompetenz, DNGK, und Pädagogische Hochschule Freiburg) auf der zweiten Jahrestagung des DNGK im Sommer 2024, haben die Vertreter:innen des NAP und des DNGK ihre Arbeit aufgenommen. In Berlin fanden bereits zwei Auftakt-Workshops statt, auf denen die Integration des NAP in das DNGK diskutiert und vorbereitet wurde. Im Mittelpunkt standen die zukünftige thematische Ausrichtung des NAP, zentrale Zielsetzungen und Aufgaben sowie erste grundlegende strukturelle und organisatorische Fragen, die in einer Expertengruppe erörtert wurden.
Empirische Studien zeigen, dass die Förderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe darstellt. Dabei kommt den Gesundheitsprofessionen/-berufen, speziell Ärzt:innen und Pflegefachpersonen, hohe Bedeutung zu – vorausgesetzt, sie verfügen ihrerseits über die dazu nötige professionelle Gesundheitskompetenz. Hier setzt das Projekt „Professionelle Gesundheitskompetenz von ausgewählten Gesundheitsberufen (HLS-PROF-GER)“ an. In Deutschland, Österreich und der Schweiz fand im Sommer 2022 eine Online-Erhebung zur professionellen Gesundheitskompetenz statt. In Deutschland wurden über 900 Ärzt:innen und Pflegefachpersonen zur ihrer professionellen Gesundheitskompetenz befragt. Das Projekt startete im Januar 2022 und wurde an der Hertie School und Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gesundheitswissen durchgeführt. Die Ergebnisse für den deutschen Studienteil wurden am 20. Juni 2023 auf einer gemeinsamen Veranstaltung des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten und der Stiftung Gesundheitswissen – Organisationale und Professionelle Gesundheitskompetenz: Wo stehen wir in Deutschland? – vorgestellt. Der Ergebnisbericht zur Studie steht ab jetzt zum Download bereit.
Schaeffer, D., Haarmann, A., Griese, L. (2023): Professionelle Gesundheitskompetenz ausgewählter Gesundheitsprofessionen in Deutschland. Ergebnisse des HLS-PROF-GER. Berlin/ Bielefeld: Hertie School, Universität Bielefeld, Stiftung Gesundheitswissen.
Am 20. Juni 2023 von 10.00 bis 14.30 Uhr findet das Forum Gesundheitskompetenz 2023 statt, eine gemeinsame Veranstaltung des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten und der Stiftung Gesundheitswissen. Dort werden u.a. Ergebnisse zur organisationalen und professionellen Gesundheitskompetenz präsentiert. Veranstaltungsort ist das Bundesministerium für Gesundheit (Friedrichstraße 108, Berlin). Sie können sich hier für die Präsens- oder Onlineteilnahme anmelden. Für Fragen steht Ihnen das Organisationsteam vom DLR-Projektträger jederzeit unter folgender E-Mail-Adresse zur Verfügung: Gesundheitskompetenz@dlr.de. Bei Inhaltlichen Fragen wenden Sie sich gerne auch an: Gesundheitskompetenz@uni-bielefeld.de
Am 16. März fand das Webinar „Professionelle Gesundheitskompetenz“ zur gleichnamigen Drei-Länder-Studie statt. Nach der Skizzierung des zugrundeliegenden Konzepts der Studie und des methodischen Vorgehens bei der Fragebogenentwicklung und Analyse der Daten ging es hauptsächlich um die Präsentation der ersten Ergebnisse. Mitglieder der drei nationalen Forschungsteams aus Deutschland (Hertie School, Universität Bielefeld, Stiftung Gesundheitswissen), Österreich (Gesundheit Österreich) und der Schweiz (Careum) waren dabei zu Gast bei Careum in Zürich. Mehrere hundert Teilnehmer:innen mit Anmeldungen aus mehr als 17 Ländern nahmen online am Webinar teil und machten lebhaft Gebrauch von der Chatfunktion und der Möglichkeit, Fragen zu den Präsentationen zu stellen.
In Deutschland wurden über 900 Ärzt:innen und Pflegefachpersonen im Sommer 2022 gefragt, wie leicht oder schwierig ihnen Aufgaben fallen, die Bestandteil professioneller Gesundheitskompetenz sind. Insgesamt fällt auf, dass beide Professionen ihre Fähigkeiten als insgesamt recht positiv bewerten. Es gibt jedoch Aufgabenbereiche, die beiden schwierig fallen. Auch deuten die Ergebnisse auf Verbesserungspotentiale in den vier Aufgabenbereichen, zu denen sie befragt wurden. Im Ländervergleich fällt auf, dass eine Vielzahl der Ergebnisse in den drei beteiligten Ländern ähnlich ausfallen.
Nach der Ergebnispräsentation fand eine Podiumsdiskussion mit Vertretern von Patient:innen, einer Auswahl der an der Befragung beteiligten Berufe und Entscheidungsträger statt. Sie diskutierten zunächst die Ergebnisse der Studie, um sie dann als Basis für eine allgemeinere Betrachtung auf das Feld der Gesundheitskompetenz zu nutzen.
Wir sind traurig mitteilen zu müssen, dass Universitätsprofessor Prof. Dr. Jürgen Peilikan gestorben ist - ein großer und schmerzlicher Verlust für uns persönlich, für den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP) und die Gesundheitskompetenz-Community in Deutschland. Neben der Arbeit an den nationalen und internationalen Gesundheitskompetenzstudien und im M-POHL Netzwerk/WHO Europe war ihm die Unterstützung und Mitarbeit am NAP in Deutschland, später auch an der Dissemination der Empfehlungen und Botschaften des NAP und die politische Verankerung von Gesundheitskompetenz ein wichtiges Anliegen, für das er sich mit vielen Impulsen und Anregungen engagiert hat. Wir verdanken ihm viel und sind sehr traurig über den Verlust. Setzen wir die Arbeit in seinem Sinn fort.
Die Vorbereitungen für die gemeinsame Jahrestagung 2023 der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e. V. (DGSMP), des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz e. V. (DNGK) und des Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP) laufen auf Hochtouren. Dieses Jahr findet die Tagung vom 30.08. - 01.09.2023 an der Medizinischen Hochschule Hannover statt, mit dem Thema „Gesundheitskompetenz in Krisenzeiten“.
Ab dem 01.02.2023 haben Sie die Möglichkeit, Ihre wissenschaftlichen Beiträge in den Kategorien Vortrag, Poster, Symposium und Workshop einzureichen. Ferner wurde die Möglichkeit zur Anmeldung eines Pre-Conference-Workshops bis Ende Februar verlängert.
Zur Tagungshomepage geht es hier.
Auf Grundlage eines Expert:innenworkshop am 14. September 2022 in Berlin wurde ein neues Strategiepapier #8 des Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz erarbeitet und veröffentlicht. Ausgehend von zentralen Ergebnissen der Studie "Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland" (HLS-MIG) werden in dem Strategiepapier Konsequenzen für die Entwicklung von Interventionen zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz diskutiert.
Einen Kurzbericht über das Strategiepapier findet sich in der Ärztezeitung.
Zum Strategiepapier geht es hier.
Zur Förderung der Gesundheitskompetenz kommt der Realisierung von gesundheitskompetenten Organisationen (GkOs) eine besondere Rolle zu. Dies wird auch vom Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz betont, der die Verankerung der Förderung von Gesundheitskompetenz im Gesundheitssystem auf allen Ebenen und die dazu notwendige Entwicklung und Umsetzung von Standards zu GkOs empfiehlt. Doch welche Konzepte, Materialien, Arbeitshilfen und Instrumente liegen bereits vor und welche Rahmenbedingungen zur Umsetzung sind dazu erforderlich? Diesen Fragen geht das Projekt „Gesundheitskompetente Gesundheitsorganisationen (GkO)“ der Universität Bielefeld nach, in dem in diesem Jahr zwei (Teil-)Ergebnisberichte erstellt wurden. Teilbericht 1 bündelt die Ergebnisse einer mehrstufige Literatur- und Materialrecherche zu bestehenden Konzepten, Instrumenten und Methoden sowie geeigneten Strategien zu GkOs und zur entsprechenden Organisationsentwicklung im Gesundheitswesen. Der Frage, wie die Entwicklung von GkOs in Deutschland speziell in der ambulanten Medizin und in der ambulanten Pflege gelingen kann und welche Implementationsbedingungen dabei zu beachten sind, wurde im Rahmen eines Workshops und qualitativer Expert:inneninterviews nachgegangen. Die Ergebnisse stehen im Mittelpunkt des zweiten Teilberichts. Das Projekt wurde aus Mitteln des Bundes gefördert und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Patientinnen und Patienten initiiert.
Beide Teilberichte finden Sie hier.
Auf der diesjährigen 15. European Public Health (EPH) Conference in Berlin diskutierten vom 9. bis 12. November ca. 2.500 Teilnehmer:innen unter dem Thema „Strengthening health systems: improving population health and being prepared for the unexpected“ verschiedenste Herausforderungen rund um Public Health. Besonders erfreulich: Gesundheitskompetenz bildete in diesem Jahr Inhalt besonders vieler Beiträge, Workshops und Präsentationen, die eine große thematische Spannbreite abdeckten. Dies etwa in Hinblick auf die Gesundheitskompetenz im Kindes- und Jugendalter, im Kontext von Migration, der Navigation im Gesundheitssystem aber auch vor dem Hintergrund mentaler Gesundheitsprobleme oder Impfungen – um nur einige Schwerpunkthemen zu nennen. Eine relativ neue Perspektive auf das Thema eröffnete der Workshop zur „professionellen Gesundheitskompetenz“, in dem das Konzept und ein dazu in Deutschland, Österreich und der Schweiz neu entwickeltes Erhebungsinstrument vorgestellt wurde.
Die Abstracts der einzelnen Beiträge wurden im European Journal of Public Health veröffentlicht.
Am 14. September wurden im Rahmen der online-Fachveranstaltung „Digitale Gesundheitskompetenz und Migration – Was wissen wir? Wo stehen wir?“ Studienbefunde u.a. zur digitalen Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland vorgestellt, die von ausgewiesenen Expertinnen und Experten kommentiert sowie in einem anschließenden Workshop des Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP) vertiefend diskutiert wurden. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Hertie School Berlin, der Robert-Bosch-Stiftung und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) durchgeführt.
Eine Rückschau auf die Veranstaltung sowie die vorgestellten Studienbefunde liefert ein Artikel im Ärzteblatt.
Den offiziellen Mitschnitt der Veranstaltung vom 14. September finden Sie hier.
Am 1. Juni 2022 hat die Zeitschrift Public Health Forum eine Schwerpunktausgabe zum Thema Gesundheitskompetenz mit insgesamt 23 Beiträgen zum Thema veröffentlicht. Die vorliegenden Beiträge dokumentieren die Weiterentwicklung des Forschungsfelds in verschiedenen Bereichen, die sich etwa in der Ausdifferenzierung neuer Konzepte wie der „digitalen Gesundheitskompetenz“, der „navigationalen Gesundheitskompetenz“ oder auch der „klimaspezifischen“ und „coronaspezifischen Gesundheitskompetenz“ zeigt.
Zur Ausgabe geht es hier
Die Expertengruppe rund um den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz hat ein Plädoyer für mehr Gesundheitskompetenz veröffentlicht. Ausgehend aktueller Studienergebnisse zur Gesundheitskompetenz und der während der Corona-Pandemie ersichtlich gewordenen Versäumnissen im Bereich Gesundheitsinformation und Gesundheitskommunikation setzt sich das Plädoyer dafür ein, dem Thema Gesundheitskompetenz einen größeren politischen Stellenwert einzuräumen und plädiert für die Umsetzung der Empfehlungen des Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz und seiner Strategiepapiere. Zudem zieht das Papier Zwischenbilanz aus der Pandemie und weist zugleich auf künftige Krisen und Herausforderungen mit Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung, wie die Folgen des Klimawandels, die digitale Transformation des Gesundheitssystems oder seiner zunehmenden Ausdifferenzierung. Die Bewältigung aller dieser Herausforderungen erfordert durchweg mehr Gesundheitskompetenz.
Das Plädoyer finden Sie hier.
In der Studie wurden erstmals das Ausmaß, die Ursachen und die Konsequenzen der Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland detailliert erfasst. Dazu wurden die zwei größten Einwanderungsgruppen in Deutschland befragt: Menschen mit Migrationshintergrund aus der Türkei und aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Entgegen der bislang vorherrschenden Einschätzung fällt ihre Gesundheitskompetenz ähnlich aus wie die der Gesamtbevölkerung in Deutschland (HLS-GER 2), tendenziell sogar etwas besser. Menschen mit Migrationshintergrund können mit Blick auf ihre Gesundheitskompetenz demnach nicht pauschal als vulnerable Gruppe bezeichnet werden, sondern sind differenziert zu betrachten: Niedriges Bildungsniveau, niedriger Sozialstatus, ein höheres Lebensalter und chronische Erkrankungen – das sind der Studie zufolge alles Faktoren, die ähnlich wie in der Allgemeinbevölkerung auch, mit einer geringeren Gesundheitskompetenz einhergehen. Die Studie zeigt auch, dass das Interesse an Gesundheitsinformationen groß ist und großer Teil der Befragten Gesundheitsinformationen mehrsprachig nutzt.
Die vollständige Pressemitteilung der Studie finden Sie hier.
Den vollständigen Ergebnisbericht der HLS-MIG Studie finden Sie hier.
Eine englischsprachige Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie hier.
Für die Bevölkerung wird es immer schwieriger, sich im Gesundheitssystem zu orientieren und sich in der Vielfalt der unterschiedlichen Gesundheitsinformationen zurecht zu finden. Das ergibt die neue europäische Studie “European Health Literacy Population Survey 2019-2021 (HLS19)“. 17 Länder haben an der Studie teilgenommen, darunter auch Deutschland mit der Universität Bielefeld und der Hertie School Berlin. Die Studie wurde unter anderem durch die World Health Organisation (WHO) Europa initiiert.
Die vollständige Pressemitteilung zu Veröffentlichung der HLS19 Studie finden Sie hier.
Der Ergebnisbericht zur internationalen Studie finden Sie hier
Nationale Erkenntnisse zur Gesundheitskompetenz liegen bereits mit der Veröffentlichung der HLS-GER 2 Studie vor. Hier geht es zum Ergebnisbericht. Vertiefende Einblicke über die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland gibt darüber hinaus ein jüngst erschienener Artikel im Deutschen Ärzteblatt.
Die Gesundheitskompetenz der Deutschen lässt zu wünschen übrig. Viele haben wegen der Informationsflut Probleme, geeignete Informationen zu finden. Prof. Dr. Doris Schaeffer informiert im Interview mit der Stiftung Gesundheitswissen unter anderem worauf es bei der Bereitstellung von Gesundheitsinformationen ankommt. Das komplette Interview gibt es hier.
In der aktuellen Ausgabe des Gesundheitswesens ist ein Artikel zu neuen Daten des 2. Health Literacy Survey Germany (HLS-GER 2) erschienen. Im Mittelpunkt des Artikels steht ein Vergleich der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie und während ihres Anhaltens. Verglichen werden die allgemeine und die digitale Gesundheitskompetenz. Daneben werden Veränderungen der Gesundheitskompetenz in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen untersucht.
Schaeffer, D., Klinger, J., Berens, E. - M., Gille, S., Griese, L., Vogt, D., & Hurrelmann, K. (2021). Gesundheitskompetenz in Deutschland vor und während der Corona-Pandemie. Das Gesundheitswesen. https://doi.org/10.1055/a-1560-2479
Im Rahmen des Webinars Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland - vor und während der Corona Pandemie am 07.07.2021 mit mehr als 180 Teilnehmenden wurden die zentralen Ergebnisse der Studien zur Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland (HLS-GER 2) und zur coronspezifischen Gesundheitskompetenz (HLS-COVID-19) vom team des IZGK vorgestellt.
Mit dem vorliegenden zweiten Health Literacy Survey Germany (HLS-GER 2) werden neue Daten zur Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland vorgelegt. Nach Erscheinen der ersten Daten vor ungefähr einem Jahrzehnt im Rahmen der Europäischen Vergleichsstudie (HLS-EU) folgte 2014 mit dem HLS-GER 1 die Veröffentlichung der ersten repräsentativen Bevölkerungserhebung. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie finden Sie hier
Mit dem zweiten Health Literacy Survey Germany (HLS-GER 2) erfolgte eine erneute, methodisch weiterentwickelte Messung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland und ein Vergleich der Gesundheitskompetenz vor und während der Corona Pandemie. Er ist Teil des internationalen Health Literacy-Surveys (HLS19). Erstmals wurden außerdem die digitale, die navigationale und kommunikative Gesundheitskompetenz untersucht. Diese Studie bestätigt die Verschlechterung der Gesundheitskompetenz in Deutschland und zeigt außerdem, dass die digitale Gesundheitskompetenz wie auch die Kompetenz im Bereich der Navigation in Deutschland sehr schwach ausgeprägt sind. Bei vielen der untersuchten Themen zeichnen sich während der Corona Pandemie leichte Verbesserungstendenzen ab; das gilt besonders für die digitale Gesundheitskompetenz. Insgesamt machen die Ergebnisse deutlich, wie wichtig es ist, die Förderung der Gesundheitskompetenz und die dazu nötige Interventionsentwicklung zu intensivieren.
Im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Autorinnen und Autoren
Doris Schaeffer, Eva-Maria Berens, Svea Gille, Lennert Griese, Julia Klinger, Steffen de Sombre, Dominique Vogt, Klaus Hurrelmann
Prof. Dr. Doris Schaeffer ist Senior-Professorin für Versorgungsforschung und Leiterin des Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung an der Universität Bielefeld.
Dr. Eva Maria Berens ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld.
Svea Gille ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld.
Lennert Griese ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld.
M.Sc. Dr. Julia Klinger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld.
Dr. Steffen de Sombre ist Projektleiter beim Institut für Demoskopie Allensbach (IfD).
Dr. Dominique Vogt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld.
Prof. Dr. Klaus Hurrelmann ist Professor für Public Health and Education an der Hertie School, The University of Governance in Berlin.
In der Studie wird ein systematischer Vergleich zwischen den Ergebnissen der repräsentativen Erhebung aus dem Jahre 2014 und der aus dem Jahr 2020 vorgenommen. Beide Untersuchungen wurden nach demselben methodischen Verfahren mit identischem Fragebogen durchgeführt. Der Zeitvergleich macht deutlich, dass sich die Muster bei der Verteilung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung wenig verändert haben, insgesamt aber während der sechs Jahre eine Verschlechterung der Gesundheitskompetenz eingetreten ist. Im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Die Ergebnisse beider Studien weisen darauf hin, wie wichtig es ist, stärker in die Förderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu investieren und geeignete Rahmenbedingungen für eine nutzerfreundliche Gestaltung der Versorgungsangebote zu schaffen. Der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz, der als Reaktion auf die Ergebnisse der ersten Erhebung im Jahr 2018 erstellt wurde, unterbreitet hierzu detaillierte Vorschläge.
Autorinnen und Autoren
Klaus Hurrelmann, Julia Klinger, Doris Schaeffer
Prof. Dr. Klaus Hurrelmann ist Professor für Public Health and Education an der Hertie School, The University of Governance in Berlin
M.Sc. Dr. Julia Klinger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld.
Prof. Dr. Doris Schaeffer ist Senior-Professorin für Versorgungsforschung und Leiterin des Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung an der Universität Bielefeld.
Die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland fühlt sich über die Corona-Pandemie gut oder sogar sehr gut informiert. Das ergibt eine repräsentative Befragung von 1.000 Personen ab 16 Jahren, die im Auftrag des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung der Universität Bielefeld und des Department of Public Health and Education der Hertie School of Governance in Berlin vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt wurde. Schwerpunkt der Befragung war die ?Gesundheitskompetenz? der Bürgerinnen und Bürger, worunter ihre Einschätzung verstanden wird, wie gut es gelingt, die Informationen zur Corona-Pandemie zu finden, zu verstehen und auf dieser Basis Konsequenzen für das eigene Verhalten zu ziehen. Die insgesamt positive Einschätzung der Bevölkerung ist nach Ansicht des Forschungsteams auf die klaren Entscheidungen der politischen Akteurinnen und Akteure und die Maßnahmen der behördlichen Einrichtungen zurückzuführen, die insgesamt als verständlich und nützlich wahrgenommen werden.
Wie die Studie zeigt, fühlen sich 29 Prozent der Befragten sehr gut informiert, weitere 61 Prozent gut. Lediglich neun Prozent halten sich für weniger gut informiert, nur ein Prozent der Bevölkerung für gar nicht gut. Annähernd 90 Prozent beurteilen es als einfach oder sehr einfach, im Internet Informationen über Verhaltensweisen zu finden, die helfen, einer Infektion mit dem Coronavirus vorzubeugen oder die Anweisungen des eigenen Arztes, Apothekers oder von Pflegekräften zu Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus zu verstehen.
Das Forschungsteam war von diesem positiven Ergebnis überrascht, weil bisherige Untersuchungen ergeben hatten, dass über die Hälfte der Bevölkerung grundsätzlich große Schwierigkeiten hat, die nötigen Informationen über gesundheitliche Vorbeugung und den Umgang mit Krankheiten zu finden und richtig einzuordnen. ?Über das Krankheitsbild von Corona haben die Menschen aber offenbar so viele Informationen und über die Beschlüsse von Bund und Ländern so viele konkrete Verhaltensanweisungen erhalten, dass sie sich sicher fühlen?, so der Koordinator des Forschungsteams Dr. Orkan Okan von der Universität Bielefeld. Die Ergebnisse dieser Studie müssten vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass Informationen zum Coronavirus den Lebensalltag gegenwärtig sozial und digital vollumfänglich durchdringen und eine hohe Alltagsrelevanz besitzen.
Allerdings kommt die Studie auch zu einem problematischen Befund: Eine Mehrheit der Bevölkerung (56 Prozent der Befragten) fühlt sich in der gegenwärtigen Krise durch die Vielfalt an Informationen zum Thema COVID-19 verunsichert und weiß nicht mehr genau, welchen Informationen sie trauen sollen. Die Verunsicherung ist in der jungen Bevölkerung verbreiteter als unter Älteren: Personen unter 45 Jahren empfinden zu 14 Prozent große Verunsicherung, weitere 47 Prozent sind etwas verunsichert. Ab 60-Jährige sind dagegen zu sieben Prozent sehr und zu 39 Prozent etwas verunsichert, welchen Informationen sie im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie trauen sollen.
Autorinnen und Autoren
Orkan Okan, Steffen de Sombre, Klaus Hurrelmann, Eva-Maria Berens, Ullrich Bauer, Doris Schaeffer
Fast 15.000 Studierende haben sich deutschlandweit an einer Onlinebefragung zur digitalen Gesundheitskompetenz in Zeiten von Corona beteiligt. Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld und der Hochschule Fulda fragten nach Informationssuche und -zufriedenheit, dem Umgang mit den digitalen Informationen sowie der psychischen Gesundheit während der Pandemie. Der Großteil der Studierenden verfügt der Studie zufolge über ausreichend digitale Gesundheitskompetenz. Doch mehr als 42 Prozent der Befragten berichten von Schwierigkeiten, die Qualität der Gesundheitsinformationen zum Coronavirus zu bewerten.
Wie suchen und finden Studierende digitale Gesundheitsinformationen im Kontext der Corona-Pandemie? Wie gehen sie mit der Masse an Gesundheitsinformationen um, auch mit dem Nebeneinander von vertrauenswürdigen Informationen und Desinformation im Internet? Und welche Belastungen resultieren für sie aus dem Informationsangebot? Um das herauszufinden, haben Wissenschaftler*innen des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld und des Public Health Zentrums (PHZF) der Hochschule Fulda von Ende März bis Mitte April Studierende in ganz Deutschland online befragt. Nun liegen erste ausgewählte Ergebnisse von 14.895 Studierenden aus 130 Hochschulen vor.
Wie zu erwarten war, informieren sich die Studierenden zur Corona-Pandemie vor allem im Internet. Etwa 95 Prozent geben an, in den vier Wochen vor der Befragung Informationen zum Coronavirus im Netz gesucht zu haben. Jeweils über 80 Prozent der Befragten recherchieren über Suchmaschinen, Nachrichtenportale und Webseiten von Behörden wie zum Beispiel das Robert Koch-Institut. Fast 40 Prozent suchen in sozialen Medien. Die häufigsten Suchanfragen betreffen die Ausbreitung des Virus, die Einschränkungen des Lebensalltags, aktuelle Situationseinschätzungen sowie Verhaltensempfehlungen zum Schutz vor dem Virus. Mehr als die Hälfte der Studierenden zeigt sich mit der Informationslage sehr zufrieden oder zufrieden. Dabei weisen Frauen eine geringere Zufriedenheit auf als Männer.
Insgesamt hohes Maß an Gesundheitskompetenz
Den meisten Studierenden fällt der Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen zum Thema Coronavirus leicht. Sie finden die gesuchten Informationen, verstehen sie, können sie bewerten und anwenden, also auf dieser Basis Entscheidungen für die Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung im Lebensalltag treffen. „In der aktuellen Pandemie ist eine ausreichende Gesundheitskompetenz entscheidend“, betont Professor Dr. Kevin Dadaczynski von der Hochschule Fulda. „In den sozialen Medien – und nicht nur dort – gibt es eine Fülle von qualitativ unterschiedlichen Informationen zum Virus. Für Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz kann diese Menge an oft widersprüchlichen Informationen psychosozial belastend und damit riskant für die Gesundheit sein“, sagt Dadaczynski.
Hinweise auf Unterstützungsbedarf
Am häufigsten berichten Studierende über Schwierigkeiten, die Zuverlässigkeit digitaler Gesundheitsinformationen zu beurteilen (42,3 Prozent) oder zu bewerten, ob mögliche kommerzielle Interessen hinter den recherchierten Informationen stehen. Neben Schwierigkeiten, die gesuchte Information im Internet ausfindig zu machen, hat ein Teil der Studierenden Probleme, das eigene Anliegen passgenau und verständlich zu formulieren, wenn sie selbst Nachrichten zum Coronavirus verfassen, und zu beurteilen, welche Personen die in sozialen Netzwerken oder Foren geposteten Nachrichten mitlesen können. Im Internet gefundene Informationen im Lebensalltag anzuwenden, bewerten 80 Prozent der Studierenden als (sehr) einfach, während 20 Prozent angeben, dass ihnen dies schwer oder sehr schwer fällt.
Geringere digitale Gesundheitskompetenz bei Frauen
Bedeutsam erscheinen den Wissenschaftler*innen die festgestellten Geschlechterunterschiede. Insgesamt weisen Frauen gegenüber Männern eine geringere digitale Gesundheitskompetenz auf, die sich insbesondere in den Handlungsbereichen Suchen und Finden sowie Beurteilung der Qualität von digitalen Gesundheitsinformationen zeigt. Diese könnte laut den Forschenden damit zusammenhängen, dass weibliche Studierende sich durch Informationen zum Thema Coronavirus möglicherweise stärker verunsichern lassen, dass sie ein höheres Gesundheitsbewusstsein aufweisen, aber vielleicht auch kritischer gegenüber den verfügbaren Informationen sind.
Gesundheitskompetenz beeinflusst psychisches Wohlbefinden
Die Studie liefert zudem Hinweise für den Zusammenhang von Gesundheitskompetenz und psychischem Wohlbefinden: Studierende mit einer hohen digitalen Gesundheitskompetenz weisen auch ein höheres psychisches Wohlbefinden auf. Rund 20 Prozent der Studierenden geben an, schon einmal nach Informationen zum Umgang mit psychischen Belastungen gesucht zu haben.„Dies steht im Einklang mit internationalen Studien bei Studierenden und der Allgemeinbevölkerung in der Coronakrise, die bereits die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit aufzeigen konnten“, sagt Dr. Orkan Okan von der Universität Bielefeld.
Die Onlinebefragung zeigt die Selbsteinschätzung der Studierenden und deutet auf ihre selbst wahrgenommenen Herausforderungen und Belastungen hin. Rückschlüsse auf ihr tatsächliches Verhalten können daraus nicht gezogen werden. Doch eine hohe digitale Gesundheitskompetenz hilft nach Ansicht der Wissenschaftler*innen dabei, proaktiv mit gesundheitsrelevanten Informationen umzugehen und informierte Entscheidungen zu treffen. Die Wissenschaftler*innen raten dazu, bestehende hochschulische Beratungs- und Unterstützungsstrukturen zu stärken, um Studierende, deren Gesundheit belastet ist, im Umgang mit Gesundheitsinformationen und weiteren Belastungen aufzufangen. Sie sehen auch die Informationsanbieter*innen und Betreiber*innen von sozialen Medien in der Pflicht. Diese müssten aufgefordert werden, vertrauenswürdige Informationen bereitzustellen und Maßnahmen gegen die Verbreitung von Des- und Fehlinformationen über ihre Webseiten und Portale zu unternehmen. Denkbar und im Einklang mit bestehenden Empfehlungen sei eine Art „Digital Detox“ – also ein zurückhaltender Gebrauch digitaler Medien, um so auch die Konfrontation mit widersprüchlichen Inhalten zu begrenzen.
Wissenschaftliches Studienteam
Zu dem Studienteam gehören Professor Dr. Kevin Dadaczynski und Professorin Dr. Katharina Rathmann (Hochschule Fulda, Public Health Zentrum Fulda), Dr. Melanie Messer (APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft, Bremen) und Dr. Orkan Okan (Universität Bielefeld, Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung).
Originaltitel der Veröffentlichung
Kevin Dadaczynski, Orkan Okan, Melanie Messer, Katharina Rathmann: Digitale Gesundheitskompetenz von Studierenden in Deutschland während der Corona-Pandemie. Ergebnisse einer bundesweiten Online-Befragung, https://fuldok.hs-fulda.de/opus4/843, veröffentlicht am 13. August 2020.
Kontakt
Dr. Orkan Okan, Universität Bielefeld, Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung, Telefon: 0521 106-6056, E-Mail: orkan.okan@uni-bielefeld.de
Prof. Dr. Kevin Dadaczynski, Hochschule Fulda, Public Health Zentrum Fulda,Telefon: 0661 9640-6073, E-Mail: kevin.dadaczynski@pg.hs-fulda.de
IZGK Brief "Coronavirus und Gesundheitskompetenz"
Das Coronavirus bereitet sich gegenwärtig weltweit immer weiter aus. Gesundheitskompetenz muss während dieser Pandemie besonders gewichtet werden für die Prävention vor einer schnelleren Verbreitung des neuartigen Virus. Hierfür sind Bürgerinnen und Bürger auf effektive Kommunikation, Wissensvermittlung und Aufklärung sowie vertrauenswürdige Gesundheitsinformation zu Themen wie Infektionsschutzmaßnahmen, Übertragungswege, Ansteckungsgefahren, Symptomen, Impf-stoffen, Behandlungen und Risikobewertungen durch Behörden und das Gesund-heitssystem angewiesen. Daher ist die (barrierefreie) Bereitstellung von Infor-mationen zum Coronavirus SARS-CoV-2 und der Lungenkrankheit COVID-19 von hoher Bedeutung.
Genauso wichtig ist das Stärken der personalen Gesundheitskompetenz von Menschen. Gesundheitskompetenz umfasst Lese- und Rechtschreibkompetenzen, Wissen und die Motivation, um Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um gesundheitsbezogene Entscheidungen zu treffen. Gesundheitskompetenz ist demnach die Fähigkeit zum Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen. Neben den eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen müssen auch die Anforderungen und die Komplexität der Systeme, Organisationen und Lebenswelten berücksichtigt werden, denn in diesen halten sich Mensch auf und treffen Entscheidungen für ihre Gesundheit.
Deshalb ist es erforderlich, die Anbieter und Vermittler von Corona-relevanten Informationen und Dienstleistungen zu adressieren und sie aufzufordern, gut verständliche und nachvollziehbare, handlungsrelevante Information bereit zu stellen und dadurch zugleich die Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger zu stärken, so dass sie mit den Informationsangeboten über Prävention, Gesundheitsförderung und -erhaltung und Versorgung und Verhalten im Krankheitsfall umgehen können. Nachfolgend sind die wichtigs-ten Informationsseiten zum Coronavirus SARS-CoV-2 und der Lungenkrankheit COVID-19 für Deutschland und international abgebildet.
Bundesministerium für Gesundheit
Link zu tagesaktuellen Informationen zum Coronavirus und COVID-19
Robert Koch-Institut
Link zur Informations- und Linksammlung einschließlich Infektionsschutzmaßnahmen, Übertragungswege, Prävention, Diagnostik, Risikobewertungen, Daten, Fallzahlen, Verlinkungen zu nationalen und internationalen Webseiten und vieles mehr.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Infetkionsschutz.de die Internetseite der BZgA mit aktuellen Informationen zum Coronavirus
Link zu Informationsmaterialien für Bildungseinrichtungen zu Infektionsschutzmaßnahmen und Übertragungswegen
Merkblatt für Bildungsreinrichtungen
Youtube Kanal mit zahlreichen Info-Videos zum Coronavirus
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Link zu umfangreichen Informationen, Daten, Hinweise, Richtlinien, Empfehlungen, Verlinkungen, Video, Animationen und vieles mehr
Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) der Europäischen Union (EU)
Link zu umfangreichen Informationen, Daten, Hinweise, Empfehlungen, Infektionsschutzmaßnahmen und vieles mehr
NDR Podcast: Das Coronavirus-Update
Link zu einem tagesaktuellen Podcast mit fachlichen und alltäglichen Informationen zum Umgang mit der gegenwärtigen Situation. Die NDR-Wissenschaftsredakteurin Korinna Hennig spricht täglich mit dem Virus-Forscher Christian Drosten, Leiter der Virologie der Berliner Charité
Ein Blick auf das Coronavirus durch die Süddeutsche Zeitung
Link zur deutschen und internationalen Perspektive auf das Coronavirus und dem dahinter liegenden Konzept
“Flatten curve”: Die Erklärung der Kurvengrafik
The story behind ‘flatten the curve,’ the defining chart of the coronavirus
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The coronavirus disease (COVID-19) is spreading across the world. For those who catch it, the vast majority will experience mild symptoms, but for a few it can cause severe disease and death. Some groups - like older people and those with pre-existing health conditions - are more vulnerable when exposed than others.
Because of this, the primary objectives in fighting the outbreak are to contain the virus and help the infected to get well again. In this context, health literacy is a valuable tool because it can affect health outcomes in multiple ways. Health literacy is the degree to which people can get, understand and use basic health information to make decisions about health issues.
A health literate society is one with a population that will be aware of the severity of the situation and is able to understand how to protect themselves, and others, through basic actions. In the case of this new virus, this includes physical distancing and washing hands. It?s also a society in which the systems and services in place can ensure clear, timely and appropriate communication.
In the current situation, well-informed individual behaviour is a key intervention alongside medical and governmental action. It?s crucial that health authorities apply health literacy principles and provide information that is easy-to-understand, easy-to-access, and barrier-free. Health literacy is vital to slowing down the spread of the virus and mitigating the impact and effects of COVID-19.
This isn't always done well. In Europe, research has shown that health literacy is a neglected public health challenge. More than a third of the population faces difficulties in finding, understanding, evaluating and using information to manage their health.
Another challenge is fake information. Instead of real facts, people?s information channels might be dominated by fake news and fear due to the uncertainties. We've seen that during this pandemic, it's not only the virus that is spreading quickly but a wildfire of false and unverified information on WhatsApp, Twitter, Facebook and other social media in the so called "infodemic".
Along with more than 100 other health literacy experts, we put together a handbook on health literacy. This highlights cutting edge research, policy and practice from the field and is aimed at audiences from education, public health, health care and social science. Readers will learn about health promotion and prevention programmes for school children, patients, and the elderly. They can also learn about government and community policies that improve population health literacy.
What's needed
Health literacy information must be understandable and it needs to meet the literacy needs of the people it's directed at. People with reading difficulties, hearing and sight impairments, for example, will need different formats. They'll need more explanation. For instance, animations help in explaining the virus, the disease, its transmission and protective measures. (Video: Novel Coronavirus-WHO)
For parents and children, the UN, UNICEF and Save the Children provide tips for how to talk to children about the virus. For example comics might help.
Other criteria health authorities must keep in mind include:
Linked to this is the need to prepare people for a barrage of misinformation. Health literacy can apply some basic principles that ensure people get the right information, and know how to distinguish the bad.
This will:
If followed, some of the information and guidelines we?ve set out in the handbook can go a long way to building citizens? health literacy on COVID-19 and contribute to containing the disease. [The Conversation]
Orkan Okan, Researcher, Interdisciplinary Centre for Health Literacy Research, Bielefeld University; Kristine Sørensen, Director, Global Health Literacy Academy and Associated Guest Researcher, University of Education Freiburg, and Melanie Messer, External Lecturer, APOLLON University of Applied Sciences
This article is republished from The Conversation under a Creative Commons license. Read the original article.
Unter Gesundheitskompetenz wird das Wissen, die Motivation und die die Fähigkeit verstanden, gesundheitsrelevante Informationen finden, verstehen, beurteilen und anwenden zu können, um die eigene Gesundheit zu erhalten, sich bei Krankheiten die nötige Unterstützung zu sichern und die dazu nötigen Entscheidungen zu treffen. Um diese Kompetenz empirisch messen zu können, hat eine europäische Forschungsgruppe im Jahr 2012 Erhebungsinstrumente entwickelt. Sie wurden im Jahre 2014 im Rahmen der ersten bundesweiten repräsentativen Erhebung eingesetzt ("Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland HLS GER 1"). Das zentrale Ergebnis der Erhebung, dass 54,3% der Bevölkerung über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz verfügten, sich also vor erhebliche Schwierigkeiten dabei gestellt sahen, gesundheitsrelevante Informationen zu verarbeiten, hat große öffentliche Aufmerksamkeit gefunden und zahlreiche weiterführende Studien angestoßen. Die vorliegende Studie wurde mit dem gleichen Erhebungsinstrument und derselben Methodik wie die Studie aus dem Jahr 2014 durchgeführt. Es handelt sich also um eine klassische Wiederholungsbefragung. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie finden Sie hier
Im August hat ein neues fakultätsübergreifendes Projekt zu Gesundheitskompetenten Gesundheitsorganisationen (GKO) begonnen (Leitung: Prof. Dr. Doris Schaeffer, Prof. Dr. Ullrich Bauer, Prof. Dr. Claudia Hornberg, angesiedelt am Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK)). Es wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert und hat das Ziel, eine Bestandsaufnahme zu bestehenden Konzepten, Ansätzen und Best-Practice-Beispielen zu GKO's vorzunehmen und der Frage nachzugehen, welche Rahmenbedingungen zur Umsetzung von GKO?s im deutschen Gesundheitssystem und dessen Organisationen erforderlich sind. Auch die von Prof Dr. Doris Schaeffer und Prof Dr. Ullrich Bauer geleitete Studie zur Gesundheitskompetenz im Umgang mit der Coronavirus-Pandemie wird fortgeführt. Nach einer ersten Erhebung im April 2020 folgt noch in diesem Jahr eine zweite und dritte Befragung, an der sich auch Österreich und die Schweiz beteiligen. Die Studie wird durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert.. Weitere Informationen finden Sie hier zum GKO Projekt und hier.
Die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland fühlt sich über die Corona-Pandemie gut oder sogar sehr gut informiert. Das ergibt eine repräsentative Befragung von 1.000 Personen ab 16 Jahren, die im Auftrag des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung der Universität Bielefeld und des Department of Public Health and Education der Hertie School of Governance in Berlin vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt wurde. Schwerpunkt der Befragung war die ?Gesundheitskompetenz? der Bürgerinnen und Bürger, worunter ihre Einschätzung verstanden wird, wie gut es gelingt, die Informationen zur Corona-Pandemie zu finden, zu verstehen und auf dieser Basis Konsequenzen für das eigene Verhalten zu ziehen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Sozial vulnerable Kinder und Jugendliche müssen in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Kinder und Jugendliche waren während der ersten Reaktionen auf die COVID-19-Infektionen von untergeordneter Bedeutung. Obwohl sie gemeinhin als gesundheitlich und sozial vulnerable Gruppe gelten, wurde der Blick auf sie als Risikogruppe ausgesetzt und durch eine Perspektive überlagert, die sie nun vielmehr als Risikofaktor für die Infektion anderer vulnerabler Gruppen ansieht. Die Veränderungen und Irritationen im Leben junger Menschen, die durch die COVID-19 Pandemie ausgelöst wurden, sind jedoch genauso einschneidend und prägend wie für andere Altersgruppen. Die psychosozialen Belastungen von Kindern und Jugendlichen sind unter bestimmten Bedingungen sogar intensiver, hängen vor allem von ihrer Lebenslage ab und stellen hohe Anforderungen an die Fähigkeit, die veränderten Lebensbedingungen zu bewältigen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Am 26. März 2020 findet die Kick-Off Veranstaltung des neuen IZGK-Projekts 'GeKoOrg-Schule - Gesundheitskompetente Schule: Organisationsentwicklung für die Stärkung der Gesundheitskompetenz im Setting Schule' an der Universität Bielefeld statt. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) von 10/2019 bis 10/2022 gefördert. Im Rahmen der Veranstaltung werden das Projekt, die Projektziele und die Rahmenplanung bis 2022 vorgestellt. Das Treffen dient auch dem Anlass, gemeinsam das Netzwerk Gesundheitskompetente Schule zu gründen sowie zum allgemeinen Kennenlernen aller Projektpartner*innen.
Das 9. und letzte Verbundtreffen des Forschungsverbunds 'Health Literacy in Childhood and Adolescence (HLCA)' hat am 20. und 21. Februar 2020 an der Universität Bielefeld stattgefunden. Es nahmen Vertreter*innen vom Robert Koch-Institut, der Pädagogischen Hochschule Freiburg, der Universität Duisburg-Essen und der Universität Bielefeld teil. In 2021 plant der HLCA-Verbund eine Abschlusskonferenz, zu der eingeladen werden wird. Zudem wird die 5. HLCA Summer School in 2020 stattfinden.
Im Februar startete eine Initiative der WHO Europa in Kopenhagen zur Erarbeitung eines Europäischen Aktionsplans zur Förderung und Stärkung der Gesundheitskompetenz für die 53 europäischen Mitgliedstaaten. Sie wird durch ein internationales Advisory Board unterstützt, dem u.a. Prof. Dr. Doris Schaeffer und Dr. Orkan Okan vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld angehören. Weitere Informationen finden Sie hier.
Die Fachkonferenz mit Politikerinnen, Praktikerinnen, Wissenschaftlerinnen und Journalistinnen fand am 04. Februar in Berlin statt. Auf der vom Bundesministerium für Gesundheit in Kooperation mit der Allianz für Gesundheitskompetenz und dem Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz veranstalteten Tagung diskutierten über 350 Teilnehmerinnen die Konsequenzen der digitalen Transformation für die Stärkung der Gesundheitskompetenz. Personen und Projekte des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) waren dort zentral vertreten. Weitere Informationen finden Sie hier.