Fragen um (digitale) Medien und deren Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe können in der medienpädagogischen Auseinandersetzung bereits auf eine lange Tradition zurückblicken. So sind Emanzipation und Partizipation von Heranwachsenden und Erwachsenen in der Tradition einer handlungsorientierten Medienpädagogik als grundlegende Zieldimensionen von Theoriebildung und Praxis zu verstehen (vgl. Schell 2005). Einen festen Platz im wissenschaftlichen Diskurs nehmen darüber hinaus theoretische und empirische Arbeiten zu Medien und sozialer Ungleichheit, (Bildungs-)Benachteiligungen oder belasteten Lebenslagen ein, wobei auch die Rolle der Medienpädagogik selbst in den Blick genommen wird (z. B. Niesyto 2009; Kamin und Meister 2016; Paus-Hasebrink 2017).
Seit nunmehr zehn Jahren ist – angeregt durch die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtkonvention – eine Zuspitzung der Diskussion im Hinblick auf Verbindungen zwischen medienpädagogischen und inklusiven Ansätzen auszumachen, die sich im Konzept der «Inklusiven Medienbildung» festmachen (vgl. Schluchter 2015; 2012; Bosse 2012; Bosse, Kamin, und Schluchter 2019; Bosse, Schluchter, und Zorn 2019). Medienbildung unter der Perspektive von Inklusion setzt in diesen Ausführungen an einem weitem Inklusionsverständnis an, welches die Vielfältigkeit des Menschseins in den Blick nimmt und alle Menschen einbezieht. Gleichwohl werden besondere Bedarfe von Gruppen, die häufig Erfahrungen von Marginalisierung, Entrechtung, Benachteiligung und Ausschluss machen, in den Blick genommen. Differenzlinien bilden dabei u. a. soziale und/oder kulturelle Herkunft, Bildung, Gender, Alter oder Behinderung (vgl. Bosse u. a. 2019). Verbunden hiermit sind zum einen medienbezogene Fragen nach Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt, zum anderen werden Chancengleichheit, Anti-Diskriminierung und Strukturen sowie Mechanismen des sozialen Ausschlusses im Bildungssystem und in der Gesellschaft insgesamt thematisiert (Maurer und Schluchter 2013). Inklusion ist insofern als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, inkludierende Verhältnisse zu schaffen, zu betrachten und nicht ein Sonderproblem einzelner Gruppen (vgl. Kronauer 2013).
Angesichts aktueller Medienentwicklungen ist die Schaffung von Teilhabemöglichkeiten als Voraussetzung für Inklusion zunehmend an Digitalität und digitale Infrastrukturen gebunden. So können bestehende materielle, kulturelle und soziale Unterschiede sowie Mediennutzungspräferenzen und -erfahrungen zu einer Reproduktion von Ungleichheit in der Gesellschaft führen (vgl. u. a. 2007; Niesyto 2009). Digitalisierungsprozesse, wie algorithmenbasierte Zugangssteuerungs- und Ratingprozesse (z. B. in Form von personalisierten Informationsanzeigen, Social Profiling), können zu kumulativen Benachteiligungen führen und bestehende Unterschiede ökonomischer und gesellschaftlicher Teilhabemöglichkeiten noch verstärken (vgl. Kutscher 2019, 382). In der Folge kann eine ungleiche Beteiligung an Informationen, Bildung und Meinungsäusserung entstehen, sodass im Zugang zu und im Besonderen im Umgang mit Medien soziale Ungleichheiten weitgehend reproduziert werden (vgl. Niesyto 2009).
Nicht nur die handlungsorientierte Medienpädagogik, sondern auch Diskussionen um Verschränkungen zwischen Medienbildung und Inklusion betonen hingegen die Chancen zur Teilhabe und Partizipation in einer digitalisierten Welt. So können digitale Medien unterschiedliche Funktionen zur Teilhabe aller – darunter barrierefreie Zugänglichkeit, Anschluss an assistive Technologien und individuelle Förderung und Diagnostik – übernehmen (vgl. Liesen und Rummler 2016). Darüber hinaus eröffnet der Erwerb einer umfassenden Medienkompetenz und der chancengerechte Einsatz digitaler Medien in Bildungskontexten nicht nur Teilhabechancen im Hinblick auf die Wahrnehmung von Bildungschancen, sondern auch zur gleichberechtigten Beteiligung und Mitgestaltung an öffentlicher Kommunikation. Zudem können mediale Darstellungsformen die Vielfalt des Menschseins abbilden sowie stereotypen und stigmatisierenden Bildern entgegenwirken (vgl. Bosse et al. 2019).
Wir wollen vor diesem Hintergrund im Rahmen der Herbsttagung «Inklusive Medienbildung in einer mediatisierten Welt: Medienpädagogische Perspektiven auf ein interprofessionelles Forschungsfeld» der Sektion Medienpädagogik diese Mechanismen, seien es Benachteiligungen und Exklusionsrisiken, oder auch die Potenziale einer «Inklusiven Medienbildung» thematisieren und laden Sie daher herzlich ein, sich mit Ihren Beiträgen zu beteiligen. Bei der Inklusiven Medienbildung handelt es sich um ein Forschungsfeld, welches interprofessionell besetzt ist. Es wird u. a. durch Medien-, Sonder- sowie Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Medien- und Rehabilitationswissenschafterinnen und -wissenschaftlern, (Fach-)Didaktikerinnen und -Didaktiker sowie Informatikerinnen und Informatiker bearbeitet. Diese interprofessionelle Betrachtungsweise soll Gegenstand der Tagung sein. Weiter soll die Veranstaltung Gelegenheit zum intensiven fächerübergreifenden Austausch bieten.
Wir baten um Einreichungen, die folgende Themen (direkt oder indirekt) adressieren:
Neben Einreichungen zum aktuellen Thema der Herbsttagung bestand die Möglichkeit zur themenunabhängigen Präsentation z. B. von (Zwischen-)Ergebnissen aus laufenden Forschungsprojekten, die einem eigenen Panel im Programm versammelt sein konnten. Die Beiträge der Herbsttagung werden den Kern des Jahrbuchs Medienpädagogik 20 formieren. Daher waren Autorinnen und Autoren aufgerufen, ihre Beiträge bereits frühzeitig zu verschriftlichen, um den Veröffentlichungsprozess zu verkürzen. Sie konnten sich entweder mit einer Präsentation (30 Min. Vortrag + 15 Min. Diskussion) oder einem Poster (One-Minute-Pitch) an der Tagung beteiligen. Beiträge sollten bereits im Abstract entsprechend ausgewiesen werden.
Interessierte waren eingeladen, Abstracts im Umfang von 500 Wörtern (exkl. Literatur) für Poster und Einzelvorträge sowie von insgesamt 1500 Wörtern für Panels (Manteltext und Einzelabstract) bis zum 31. März 2022 über das Conftool einzureichen.
Die Mitteilung über die Annahme der Abstracts erfolgte im Juni 2022.
Bosse, Ingo. 2012. «Partizipation von Menschen mit Behinderungen». In Schriften zur Medienpädagogik Bd. 47. Partizipation und Engagement im Netz: Neue Chancen für Demokratie und Medienpädagogik, herausgegeben von Klaus Lutz, Eike Rösch, und Daniel Seitz, 47:177–86. München: kopaed.
Bosse, Ingo, Anne Haage, Anna-Maria Kamin, Jan Schluchter. 2019. «Medienbildung für alle: Medienbildung inklusiv gestalten: Positionspapier der Fachgruppe Inklusive Medienbildung der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V. (GMK)». In Schriften zur Medienpädagogik: Bd. 55. Medienbildung für alle: Digitalisierung, Teilhabe, Vielfalt, herausgegeben von Marion Brüggemann, Sabine Eder, und Angela Tillmann. München: kopaed.
Bosse, Ingo, Anna-Maria Kamin, und Jan-René Schluchter. 2019. «Medienbildung für alle: Inklusive Medienbildung – Zugehörigkeit und Teilhabe in gegenwärtigen Gesellschaften». In Schriften zur Medienpädagogik: Bd. 55. Medienbildung für alle: Digitalisierung, Teilhabe, Vielfalt, herausgegeben von Marion Brüggemann, Sabine Eder, und Angela Tillmann, 55:35–52. München: kopaed.
Bosse, Ingo, Jan-René Schluchter, Anne Haage, und Anna-Maria Kamin. 2019. «Medienbildung für alle: Medienbildung inklusiv gestalten: Positionspapier der Fachgruppe Inklusive Medienbildung der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V. (GMK)». In Schriften zur Medienpädagogik: Bd. 55. Medienbildung für alle: Digitalisierung, Teilhabe, Vielfalt, herausgegeben von Marion Brüggemann, Sabine Eder, und Angela Tillmann. München: kopaed.
Bosse, Ingo, Jan-René Schluchter, und Isabel Zorn. 2019. Handbuch Inklusion und Medienbildung. Weinheim: Beltz Verlagsgruppe.
Iske, Stefan, Alexandra Klein, Nadia Kutscher, und Hans-Uwe Otto. 2007. «Virtuelle Ungleichheit und informelle Bildung. Eine empirische Analyse der Internetnutzung Jugendlicher und ihre Bedeutung für Bildung und gesellschaftliche Teilhabe». In Grenzenlose Cyberwelt? Zum Verhältnis von digitaler Ungleichheit und neuen Bildungszugängen für Jugendliche, 65–91. Wiebaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Kamin, Anna-Maria, und Dorothee Meister. 2016. «Digital unterstütztes Lernen in Pflegeberufen unter entgrenzten Bedingungen: Ein gestaltungs- und entwicklungsorientiertes Forschungsprojekt». In Jahrbuch Medienpädagogik 13: Vernetzt und entgrenzt - Gestaltung von Lernumgebungen mit digitalen Medien, herausgegeben von Kerstin Mayrberger, 213–29. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Kronauer, Martin. 2013. «Soziologische Anmerkungen zu zwei Debatten über Inklusion und Exklusion». In Zugänge zu Inklusion. Erwachsenenbildung, Behindertenpädagogik und Soziologie im Dialog, herausgegeben von Reinhard Burtscher, Eduard Jan Ditschek, Karl-Ernst Ackermann, Monika Kil, und Martin Kronauer, 17–25. Bielefeld: Bertelsmann.
Kutscher, Nadia. 2019. «Digitale Ungleichheit als Herausforderung für Medienbildung». Die deutsche Schule 111(4): 379–90.
Liesen, Christian, und Klaus Rummler. 2016. «Digitale Medien und Sonderpädagogik. Eine Auslegeordnung für die interdisziplinäre Verbindung von Medienpädagogik und Sonderpädagogik». Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik 4 (April): 6–12.
Maurer, Björn, und Jan-René Schluchter. 2013. «Filmbildung und Inklusion. Bestandsaufnahme und Perspektiven». In Medienbildung in einer sich wandelnden Gesellschaft, herausgegeben von Björn Maurer, Petra Reinhard-Hauck, Jan-René Schluchter, und Martina von Zimmermann, 147–79. München: kopaed.
Niesyto, Horst. 2009. «Digitale Medien, soziale Benachteiligung und soziale Distinktion». MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 17 (Medien und soziokulturelle Unterschiede): 1–19.
Paus-Hasebrink, Ingrid. 2017. Langzeitstudie zur Rolle von Medien in der Sozialisation sozial benachteiligter Heranwachsender: Lebensphase Jugend. 1. Aufl. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
Schell, Fred. 2005. «Aktive Medienarbeit». In Grundbegriffe der Medienpädagogik, herausgegeben von Jürgen Hüther und Bernd Schorb, 4. Aufl., 9–16. München: kopaed.
Schluchter, Jan-René. 2012. «Medienbildung als Perspektive für Inklusion». merz – Medien und Erziehung 52(1): 16–21.
Schluchter, Jan-René. 2015. Medienbildung als Perspektive für Inklusion. Modelle und Reflexionen für die pädagogische Praxis. München: kopaed.
Die Tagung wurde organisiert durch Prof.‘in Dr. Anna-Maria Kamin, Vertr.-Prof. Dr. Jens Holze und Melanie Wilde, M.A. (Universität Bielefeld).
Wir sind bemüht, unsere Veranstaltungen so barrierearm wie möglich zu gestalten. Sie helfen uns dabei, wenn Sie uns etwaigen Unterstützungsbedarf vorab mitteilen.
Wir bieten in Absprache mit dem Familienservice der Universität Bielefeld eine Kinderbetreuung für teilnehmende Eltern unserer Konferenz an. Bitte nehmen Sie dazu Kontakt mit uns auf und teilen uns mit wie alt ihre Kinder sind und in welchem Umfang Sie eine Betreuung wünschen.
DGfE-Sektion Medienpädagogik #mpaed2022 – Inklusive Medienbildung in einer mediatisierten Welt: Medienpädagogische Perspektiven auf ein interprofessionelles Forschungsfeld
Der folgende Text auf dieser Webseite ist barrierearm gestaltet. Das Awareness-Konzept finden sie hier als barrierefreie Version.
Auf Kongressen und Tagungen kommen unterschiedlichste Personen zusammen. Diese Vielfalt ist eine große Bereicherung für unsere Tagung. Alle Personen sollen sich auf der Tagung wohl und sicher fühlen und sich gut beteiligen können. Dies klappt, wenn alle gemeinsam Verantwortung für ein positives Miteinander übernehmen.
Wir wünschen uns eine barriere- und diskriminierungsfreie Tagung und bitten Sie alle darum gemeinsame Verantwortung zu übernehmen.
Mit unserem Awareness-Konzept wollen wir:
Was bedeutet „Awareness“?
Der englische Begriff ‚awareness‘ lässt sich mit Bewusstsein übersetzen. Im deutschsprachigen Raum steht der Begriff für eine Haltung und Praxis, die Diskriminierung und (sexualisierter) Gewalt entgegenwirkt und konsensbasiertes Handeln fördert.
Im Rahmen von Veranstaltungen kann ein Raum für Identitätsfindung, Begegnung und Wissensaustausch entstehen. Diese Räume können dazu dienen, dass Menschen sich kennenlernen und sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Die Erwartungen an und das persönliche Erleben von Veranstaltungen können jedoch weit auseinandergehen. Wo die einen eine produktive Konferenz erleben, findet für andere vielleicht Ausgrenzung, verbale, strukturelle oder körperliche Gewalt statt. Diskriminierung zeigt sich im direkten zwischenmenschlichen Verhalten und/oder durch strukturell verankerte Ungleichbehandlung. Nicht jede Diskriminierung passiert bewusst oder absichtlich. Kein Raum ist per se diskriminierungs- und gewaltfrei.
Beispiele:
So kann der Gang zur Toilette zum Problem werden, wenn es nur die Aufteilung in ‚Männer‘ und ‚Frauen‘ gibt, Menschen sich aber weder der einen noch der anderen Kategorie zuordnen können oder wollen. Gewalterfahrungen auf öffentlichen Toiletten sind vor allem für trans* und intergeschlechtliche Personen Realität. Oder eine alleinerziehende Person verzichtet auf den Vortrag, um die besser bezahlte Nachtschicht zu übernehmen oder kommt nicht, weil keine Kinderbetreuung angeboten wird.
Häufig werden solche Erlebnisse nicht oder unzureichend thematisiert. Es kann von Veranstaltungsbetreibenden und Besucher:innen als unnötig empfunden werden, sich mit Diskriminierung und Gewalt beschäftigen zu müssen. Eine große Rolle kann auch die Angst spielen, nicht ernst genommen zu werden. Für viele ist unklar, wer für derartige Anliegen verantwortlich ist und wie mit dem Problem umgegangen wird. Zusätzlich sind die Themen für Betroffene meist mit Schuld- und Schamgefühlen besetzt, was die Aufarbeitung deutlich erschwert. Der Mythos der Mitschuld von Betroffenen hält sich hartnäckig. Ihre Glaubwürdigkeit ist demnach daran gekoppelt, ob ihr Verhalten vor und nach der Tat sowie ihr allgemeiner Lebensstil den gesellschaftlichen Bildern eines ‚Opfers‘ entsprechen. Betroffene werden gefragt, welche Kleidung sie zum Tatzeitpunkt trugen, ob sie Substanzen konsumiert oder warum sie nicht direkt etwas unternommen haben. Es wird behauptet, sie hätten sich besser schützen müssen oder anders reagieren sollen. Selten richten sich Ideen zur Verhaltensänderung an gewaltausübende Personen. Während es bei ihnen strafmildernd wirkt, wenn sie zum Tatzeitpunkt nicht nüchtern waren, wird es bei Betroffenen oft gegenteilig gedeutet.
Facetten von Diskriminierung
Unsere Gesellschaft ist stark von Machtdynamiken geprägt, sodass die Abwertung aufgrund von (zugeschriebenen) Merkmalen für viele keine Seltenheit ist. Es kann offensichtlich sein, dass Benachteiligung wegen (vermeintlicher) Gruppenzugehörigkeit passiert. Sie kann aber auch unbewusst oder im Verborgenen stattfinden und nicht als Diskriminierung erkannt werden.
Diskriminierung hat unterschiedliche Gesichter. Übergriffe zeigen sich in Form von verbaler, körperlicher, sexualisierter und psychischer Gewalt wie gemeinen Sprüchen, Beleidigungen, Belästigungen und Drohungen. Manchmal ist sie für Außenstehende kaum wahrnehmbar. Es können irritierende Blicke sein oder ein diffuses Gefühl, dass bestimmte Personengruppen ausgeschlossen werden oder nur eingeschränkten Zugang zu einem Ort oder bestimmten Ressourcen haben.
Die Folgen von Diskriminierung sind direkt spürbar. Betroffene Personen reagieren auf Situationen innerlich und äußerlich sehr unterschiedlich. Häufig bleibt ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit bestehen. Menschen können sich ausgeschlossen oder isoliert fühlen. Eventuell entsteht Wut, Aggression, Trauer, Enttäuschung oder Zynismus. Es kann zu körperlichen oder verbalen Auseinandersetzungen kommen. Bereits bestehende Traumatisierungen können getriggert werden. Wenn die Situation und involvierte Emotionen nicht aufgefangen werden, können neue Traumata entstehen.
Verschiedene Unterdrückungsformen wie Rassismus, Klasse und Sexismus überschneiden sich dabei und müssen zusammengedacht werden (Intersektionalität). So kann es sein, dass eine schwarze Frau von Diskriminierungen betroffen ist, die sich nur gegenüber schwarzen Frauen, nicht aber schwarzen Männern oder weißen Frauen richtet.
Awareness-Arbeit versucht Aufklärung und Verständnis für verschiedene Lebensrealitäten zu schaffen, Machtungleichheiten auszugleichen, Betroffene zu schützen und (Re-)Traumatisierung vorzubeugen.
Zusammenhänge erkennen & handeln
Überall gibt es gesellschaftliche Ungleichheiten. Deswegen ist unser aller Denken und Handeln von diskriminierenden Mustern geprägt. Es kann sein, dass auch Menschen, die sich als offen und tolerant verstehen, diskriminieren oder Gewalt ausüben. Selbst, wenn es unbewusst oder aus Mangel an Information geschieht und sie es nicht wollen. Sobald eine Person in einem oder mehreren Punkten selbst der gesellschaftlichen Norm (scheinbar) entspricht, muss sie an dieser Stelle strukturelle Benachteiligung weniger befürchten und nimmt diese häufig nicht wahr. Manche nennen das Privilegien.
Deshalb ist es wichtig, sich über verschiedene Diskriminierungsformen zu informieren und ihre Wirkungsweisen zu verstehen. Dies hilft dabei das eigene Handeln in Bezug darauf zu erkennen und zu verändern. Für eine gute Awareness müssen wir das eigene Selbstbild hinterfragen und vermeintliche Wahrheiten über uns selbst verlernen. Wenn eine Person kein:e Rassist:in ist, kann sie dennoch rassistisch handeln. Auch in queeren oder queer-friendly Kreisen kommt Transfeindlichkeit vor. Selbst wenn eine Person einerseits von Diskriminierung betroffen ist, kann sie andererseits selbst diskriminieren. Manchmal tragen wir unbewusst dazu bei, diskriminierende Strukturen zu erhalten.
Vorkehrungen der Veranstalter:innen
Um eine barrierearme und diskriminierungsfreie Veranstaltung zu ermöglichen, haben wir einige Vorkehrungen getroffen, über die wir hier informieren wollen. Gleichzeitig muss jedoch betont werden, dass wir bei der Schaffung einer diskriminierungsfreien und möglichst barrierearmen Tagung auf Ihre Mithilfe angewiesen sind (siehe auch „Wie wollen wir auf der Tagung miteinander umgehen?“).
Vorkehrungen der Veranstalter:innen für eine möglichst barrierearme und diskriminierungsfreie Tagung:
Ansprechpartner:innen
Bei Fragen zu Tagungsablauf und -organisation können Sie jederzeit unser Tagungsbüro aufsuchen, das zu den Tagungszeiten durchgehend besetzt ist. Die Mitarbeitenden helfen Ihnen dort jederzeit gern weiter.
Als Unterstützung im Umgang mit Diskriminierungen konnten wir die Gleichstellungskommission der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld für unsere Tagung gewinnen. Zeynep Demir und Ulrike Becker bringen fachliche Expertise und Erfahrungen mit, Betroffenen zu helfen. Sie können sich sicher sein, dass ihr Anliegen vertrauensvoll und verantwortungsbewusst angehört und behandelt wird. Melden Sie sich bei Bedarf unter gleichstellung-ew@uni-bielefeld.de oder direkt bei Zeynep Demir (zeynep.demir@uni-bielefeld.de) oder Ulrike Becker (ulrike.becker@uni-bielefeld.de). Im Notfall erreichen Sie die Gleichstellungskommission auch telefonisch unter 0521-106 67756.
Wie wollen wir auf der Tagung miteinander umgehen?
Nur mit der Unterstützung aller Gäste, Beteiligten und Unterstützenden kann unsere Veranstaltung zu einem barrierearmen und diskriminierungsfreien Erlebnis werden. Zusätzlich zu den Maßnahmen, die wir als Veranstalter:innen vornehmen, hoffen wir, dass die nachfolgenden Tipps helfen, dass sich alle Personen auf der Tagung wohl und sicher fühlen und sich gut beteiligen können:
Tipps für einen sensiblen Umgang auf der Tagung
Quelle und Lizenz
Für dieses Awareness-Konzept wurden Auszüge der Broschüre „awareness – Umgang mit Diskriminierung & (sexualisierter) Gewalt bei Veranstaltungen“ (PDF, 2021, Lizenz: CC BY-SA 3.0) der Initiative Awareness e.V. verwendet: Textabschnitte aus der Broschüre wurden zusammengefasst, sprachlich leicht angepasst, um eigene Sätze und Formulierungen ergänzt und in den Abschnitten „Was bedeutet „Awareness“?“, „Facetten von Diskriminierung“ und „Zusammenhänge erkennen & handeln“ dieses Awareness-Konzepts eingefügt.
Dieses Awareness-Konzept steht unter der CC BY-SA 3.0 Lizenz. Bitte geben Sie Franziska Schaper, Melanie Wilde und Anna-Maria Kamin als Urheberinnen und die CC BY-SA als Lizenz an, wenn Sie das Awareness-Konzept weiternutzen, verändern und/oder teilen.
Vortrag von Frau Prof.in Dr. Katharina Walgenbach:
Hier finden Sie die mit Untertiteln versehene Videoaufzeichnung des Vortrags von Frau Prof.in Dr. Katharina Walgenbach zum Thema "Digitaler Ableismus im Feld der Bildung".
Dieses Video steht unter der CC BY-NC-ND 4.0-Lizenz. Der Name der Urheberin soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Prof. Dr. Katharina Walgenbach.
Vortrag von Herr Dr. Alexander Geimer:
Hier finden Sie die mit Untertiteln versehene Videoaufzeichnung des Vortrags von Herr Dr. Alexander Geimer zum Thema "Behinderung und die Paradoxien der Partizipation in Sozialen Medien: Praktiken der Bildung und Disziplinierung".
Dieses Video steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Alexander Geimer (HU Berlin). Ausgenommen von dieser Lizenz sind alle Bilder, die auf den Folien zu sehen sind.
Die Tagungsdokumentation als Jahrbuch Medienpädagogik 20 ist erschienen und abrufbar unter: https://doi.org/10.21240/mpaed/jb20.X
Webseite der AG 9 (Prof.'in Kamin) der Fakultät für Erziehungswissenschaft