Auf meiner Professur vertrete ich in Forschung und Lehre die Kindheits- und Jugendforschung an unserer Fakultät. Ich bin zudem Vorstandsmitglied im Zentrum für Kindheits- und Jugendforschung (ZKJF) und Mitglied im Forschungsteam der Shell-Jugendstudie 2024.
Zu meinen Forschungsinteressen gehören soziale und bildungsbezogene Ungleichheiten in der (frühen) Kindheit und Jugend und wie sie sich auf das Familienleben, die Dispositionen, Denk- und Wahrnehmungsschemata von jungen Menschen sowie elterliche Praktiken im Zusammenhang mit den Erwartungen und Normen von Bildungsinstitutionen auswirken. Meine jüngste Forschung befasst sich mit den Ansichten von Kindern zu Ungleichheiten und ihren Überzeugungen in Bezug auf Bildungschancen sowie mit den elterlichen Handlungsstrategien im Hinblick auf den Zugang von Kindern zu höherer Bildung. Zudem befasse ich mich mit den subtilen Unterschieden in den Erziehungspraktiken von Familien aus der Mittel- und Oberschicht und interessiere mich dafür, wie sich die privilegiertesten Mitglieder der Gesellschaft von anderen abgrenzen und ihre Vorteile und Interessen sichern, während die Möglichkeiten zu Teilhabe und sozialem Aufstieg sozioökonomisch benachteiligter Gruppen begrenzt werden. Meine Veröffentlichungen der letzten Jahre umfassen Buchkapitel und Zeitschriftenartikel zu Themen wie gesellschaftliche Vorstellungen von ‚guter‘ Bildung und Erziehung, die Rolle von Kindern in soziokulturellen Reproduktionsprozessen, soziale Klassenunterschiede bei der Kinderbetreuung und die Entfremdung von Teenagern von der Schule. Ich habe in Forschungsgruppen im In- und Ausland mitgearbeitet und Forschungsaufenthalte und Fellowships in den Vereinigten Staaten, Kanada, Frankreich und Japan absolviert.
Frederick de Moll is a Professor in Childhood and Youth Studies at the Faculty of Educational Science at Bielefeld University in Germany. He is also a board member of the Bielefeld Centre for Childhood and Youth Research and a principal investigator of the Shell Youth Study in 2024. His research focuses on social and educational inequalities in (early) childhood and youth, family life and parenting practices in relation to organizational expectations. Recent work addresses children’s views on inequalities and their beliefs regarding educational opportunities as well as parenting practices vis-à-vis children’s access to higher education. Frederick has published book chapters and articles on topics such as societal notions of ‘good’ parenting, children’s agency in processes of sociocultural reproduction, social class differences in childcare arrangements and teenagers’ alienation from school. He has done several research stays and held fellowships abroad to give lectures and collaborate in research, visiting the United States, Canada, France and Japan.
2016 | Fakultät für Erziehungswissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt Dr. phil., Promotion in Erziehungswissenschaft ("summa cum laude"). Titel der Dissertation: „Familiale Bildungspraxis und Schülerhabitus“ |
2005‑2008 | Fakultät für Humanwissenschaften, Julius-Maximilians-Universität Würzburg Diplom in Erziehungswissenschaft (mit Auszeichnung), Nebenfach: Soziologie, 2008. Vordiplom in Erziehungswissenschaft, Nebenfach: Psychologie, 2005. |
2022‑heute | Fakultät für Erziehungswissenschaft, Universität Bielefeld Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kindheits- und Jugendforschung |
2019‑2022 | Fakultät für Geisteswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Sozialwissenschaften, Université du Luxembourg Postdoktorand (Assistant Postdoctorant) |
2017‑2019 | Fachbereich Erziehungswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc) |
2011‑2015 | Fachbereich Erziehungswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt Wissenschaftlicher Mitarbeiter |
2008‑2011 | Fakultät für Humanwissenschaften, Julius-Maximilians-Universität Würzburg Wissenschaftlicher Mitarbeiter |
Meine Lehre bezieht sich erstens auf Kindheit und Jugend unter den Vorzeichen gesellschaftlicher Ungleichheiten und Herrschaftsverhältnisse. Dementsprechend werden insbesondere Fragen nach den Reproduktionsmechanismen von Bildungsungleichheit und des sozialen Klassenverhältnisses in den Blick genommen, wenn es um die Lebensverhältnisse von jungen Menschen sowie ihre Perspektiven auf Peers, Institutionen der Bildung, Betreuung und Erziehung, auf pädagogisches Personal und die gesellschaftlichen Verhältnisse geht. In meinen Veranstaltungen thematisiere ich soziale Mobilität ebenso wie die Mobilisierung verschiedener Kapitalien durch privilegierte Gruppen im Bildungssystem, etwa im Kontext elterlicher Bildungsstrategien. Darüber hinaus stelle ich Bezüge zu weiteren Ungleichheitsachsen wie Geschlecht, Ethnizität und Immigration her, weshalb sich meine Veranstaltungen nicht nur an Studierende der Erziehungswissenschaft und in den Lehramtsstudiengängen richten, sondern regelmäßig auch für Studierende der Gender Studies geöffnet werden.
Zweitens biete ich Veranstaltungen im gesamten Spektrum der Allgemeinen Erziehungswissenschaft an, das heißt zu Theorien von Bildung und Erziehung, historisch-systematischer Pädagogik und Bildungsgeschichte, wobei eine gesellschaftstheoretische und empirische Rückbindung erziehungswissenschaftlicher Theoriebildung charakteristisch für meine Lehrveranstaltungen ist.
Einen dritten Schwerpunkt meiner Lehre bieten Veranstaltungen zu Forschungsmethoden und methodologischen Fragen der qualitativen und quantitativen empirischen Sozialforschung, wobei diese meist im Kontext der forschungspraktischen Anwendung thematisiert werden.
Mir ist es in meinen Veranstaltungen wichtig, sich die Themen und Inhalte gemeinsam zu erarbeiten, wobei unterschiedliche Methoden und Arbeitstechniken zum Einsatz kommen können und sich u. a. Vorträge, die Arbeit in Kleingruppen auch über mehrere Sitzungen hinweg und Diskussionen im Plenum abwechseln. In der Argumentation lege ich Wert darauf, theoretische Perspektiven mit empirischen Befunden zu verbinden. Ich freue mich, wenn es gelingt, in Seminaren gemeinsam an einem Thema zu arbeiten, miteinander und voneinander zu lernen, eingespurte normative Sichtweisen zu irritieren und neue zu entwickeln. Insofern bin ich dem forschenden Lehren und Lernen verpflichtet, halte jedoch auch Lehrvorträge für gewinnbringend, um sich neues Wissen zu erschließen.
250266 Einführung in Erziehungs- und Bildungstheorien (V)
250278 Einführung in die quantitativen Forschungsmethoden (S)
250279 Bildung = Sozialisation = Habitusgenese? (S)
250282 Abschlusskolloquium Bachelor (III) (Ko)
250283 Childhood Inequalities across Global Contexts (Ringvorlesung ZKJF) (V)
250287 Soziale Ungleichheiten in Kindheit und Jugend im globalen Vergleich (S)
250258 Bildungsforschung mit Bourdieu: Theoretische Grundlagen und empirische Befunde (S)
250259 Jüdische Bildungsgeschichte zwischen Aufklärung und Tradition (S)
250261 Modulbezogene Vertiefung "Bildung: Theorien und Institutionen" (II) (VK)
250262 Elitenbildung in Kindheit und Jugend (BS)
250264 Methoden und Befunde der quantitativen Kindheits- und Jugendforschung (S)
Laufzeit: 2023–2025
Mittelgeber: University of Waterloo & Social Sciences and Humanities Research Council (SSHRC), Canada
Projektleitung: Frederick de Moll (Deutschland), Janice Aurini (Kanada)
Die Teilhabe von sozioökonomisch benachteiligten Gruppen im Bildungssystem zu verbessern, ist in Ländern wie Deutschland und Kanada ein zentrales bildungs- und sozialpolitisch verfolgtes Ziel. In der Bildungsforschung ist es Konsens, dass der soziale Hintergrund der Familie in diesem Kontext eine wichtige Rolle spielt. Insbesondere aus den USA stammen Studien (z. B. Lareau, 2011), die zeigen, dass wohlhabende Eltern besonders viel Zeit und Geld in die Ausbildung ihrer Kinder investieren. Ihre Kinder haben infolgedessen bessere Chancen auf schulischen Erfolg, gesellschaftliche Anerkennung etwa in Form von Preisen und Stipendien und sind wettbewerbsfähiger auf dem Arbeitsmarkt, wenn es um die Sicherung prestigeträchtiger Berufe geht. Es gibt allerdings viele Unterschiede zwischen den USA und anderen Ländern, die das elterliche Handeln beeinflussen können. Für Deutschland wurde bspw. vielfach nachgewiesen, dass der sozioökonomische Status auch jenseits der Fähigkeiten ihres Kindes die Bildungsentscheidungen von Eltern im mehrgliedrigen Schulsystem beeinflusst. Leider gibt es kaum Vergleichsstudien, um diese Unterschiede besser zu verstehen. Unser Forschungsprojekt untersucht daher, wie gesellschaftliche Normen, die Gliederung und Stratifizierung des Bildungssystems und Bildungs- und Erziehungspraktiken zusammenhängen. Wir werden hierzu Interviews mit Eltern aus der gehobenen Mittelschicht in den USA, Kanada und Deutschland führen. Diese Länder haben unterschiedliche Bildungssysteme. Zum Beispiel sind die Universitäten in den USA sehr teuer und unterscheiden sich stark hinsichtlich ihres Prestiges, während sie in Kanada und Deutschland weniger teuer bzw. kostenfrei sind und zudem weniger selektiv in ihren Auswahl- und Aufnahmeprozessen. Wir wollen verstehen, wie diese Unterschiede das Handeln und Denken der Eltern sowie die Chancen der Kinder beeinflussen. Zum Beispiel, ob Eltern in Kanada und Deutschland weniger Druck verspüren, ihre Kinder zu fördern. Die Ergebnisse könnten helfen, politische Entscheidungen zu treffen, um die Chancen für alle Kinder zu verbessern.
Soziale Ungleichheiten im Kontext Hochschule: Eine explorative Studie zum Sense of Belonging junger Menschen
Laufzeit: 03/2024 – 08/2024
Mittelgeber: Forschungsfonds Erziehungswissenschaft, Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (Foko) der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Universität Bielefeld
Projektleitung: Dr. Sercan Erer, Prof. Dr. Frederick de Moll
Mitarbeiterin: Jessika Dirks, M.A.
In Deutschland liegt der Anteil junger Menschen unter 30 Jahren, die eine Hochschule besuchen, mit rund 35% im Vergleich zu den meisten anderen Mitgliedstaaten der OECD besonders niedrig (OECD, 2023). Gerade Kinder aus der Arbeiterschicht studieren nach wie vor deutlich seltener als Kinder aus Akademikerfamilien. In Debatten um Studierquoten und Studienabbruch haben in jüngerer Zeit Fragen nach dem Zugehörigkeitsgefühl (engl. „Sense of Belonging“) und dem Wohlbefinden junger Menschen an Bedeutung gewonnen (Suhlmann et al., 2018).
Ziel unseres Forschungsprojekts ist es, zunächst eine systematische Sichtung des Forschungsstands auf Basis unterschiedlicher Definitionen von Sense of Belonging im Hochschulkontext vorzunehmen. Dabei stehen die Erfassung mithilfe von Fragebogeninstrumenten und Zusammenhänge von Sense of Belonging mit sozialer Herkunft, Geschlecht und migrationsbedingten Differenzen sowie der Art der besuchten Hochschule im Mittelpunkt. Sodann ist eine qualitative Interviewstudie mit Studierenden unterschiedlicher Hochschulen in der Region geplant, um ein besseres Verständnis des Konzepts der Hochschulzugehörigkeit und geeignete Messinstrumente zu entwickeln.
Die Ergebnisse dienen der Vorbereitung einer quantitativen Studie, in der im Längsschnitt untersucht wird, wie sich das Zugehörigkeitsgefühl zur Hochschule bei Studierenden unterschiedlicher Herkunft im Verlauf ihres Studiums in Deutschland entwickelt und welche Faktoren zu seiner Zu- oder Abnahme beitragen. Im Zuge dessen werden an den deutschen Hochschulkontext angepasste Messinstrumente entwickelt. Unser Forschungsprojekt will einen Beitrag dazu leisten, die Bildungs-, Platzierungs- und Erfolgschancen insbesondere von Gruppen, die im Hochschulsystem benachteiligt sind, zu erforschen und letztlich zu verbessern.