Die Suche nach Gesundheitsinformationen in den unterschiedlichsten Medien hat in den letzten Jahren (d.h. bereits vor COVID-19) zugenommen. Ein großer Teil der Gesundheitsinformationssuche beschränkt sich dabei nicht ausschließlich auf die eigene Gesundheit, sondern erfolgt mit Bezug zur Gesundheit anderer Personen. Bislang stammen die Ergebnisse zur Verbreitung sowie zu demographischen und gesundheitsbezogenen Korrelaten dieser Proxysuche allerdings hauptsächlich aus Sekundäranalysen, die sich vor allem auf die Suchenden und ihre Merkmale konzentrieren. Es fehlen Untersuchungen zu Strukturen, Funktionen und Transmissionsprozessen dieses weit verbreiteten Mediennutzungsverhaltens vor dem Hintergrund der Beziehung zwischen Suchendem und dem Betroffenen (d.h. dem, über dessen Gesundheit Informationen gesucht wurden). Zudem ist bisher weitgehend unklar, welche Effekte und Kommunikationsrollen mit der Proxysuche verbunden sind.
Im Rahmen des DFG-Projekts „Informationssuche als soziale Unterstützungsleistung in informellen Beziehungen “ untersuchen wir daher diese Punkte mit netzwerkanalytischen quantitativen sowie qualitativen Methoden. In einer Mixed-Method-Analyse sollen aus der integrierten Auswertung der quantitativen und qualitativen Daten typische Rollen der Proxysuche sowie häufige Muster der Austauschprozesse identifiziert werden.
Die Ergebnisse tragen dazu bei, die Informations- und Beratungsbedarfe von Proxysuchenden bei der Gestaltung von Gesundheitsinformationen und Informationsprozessen im Gesundheitswesen besser zu verstehen. Da Familienmitglieder und Freund*innen zu den wichtigsten Quellen für Gesundheitsinformationen und Schlüsselpersonen in der Krankheitsbewältigung gehören, ergibt sich hieraus ein besonderes Potential für die Gesundheit von Patient*innen.
Kooperationspartner des Projekts ist Professor Dr. Thomas Friemel an der Universität Zürich. Mehr Informationen zum DFG-Projekt finden Sie unter: https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/505609486?context=projekt&task=showDetail&id=505609486&