Arbeitsgruppe 7: Umwelt und Gesundheit
Das Forschungsvorhaben „Quantifizierung der Auswirkungen verschiedener Umweltbelastungen auf die Gesundheit der Menschen in Deutschland unter Berücksichtigung der bevölkerungsbezogenen Expositionsermittlung“ (Kurztitel: Verteilungsbasierte Analyse gesundheitlicher Auswirkungen von Umwelt-Stressoren, Akronym: VegAS) wurde vom Umweltbundesamt im Rahmen des Umweltforschungsplans mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert.
Im VegAS-Vorhaben (Verteilungsbasierte Analyse gesundheitlicher Auswirkungen von Umwelt-Stressoren) wurde für die Umwelt-Stressoren Benzol, Cadmium, Feinstaub, Lärm, Ozon, Passivrauch und Perfluorierte Chemikalien die Vorgehensweise zur Bestimmung der umweltbedingten Krankheitslast (Environmental Burden of Disease, EBD) beispielhaft und detailliert dargestellt. Im Fokus standen die Nutzbarkeit der für Deutschland verfügbaren Daten, die Schätzung der umweltbedingten Krankheitslasten innerhalb der Bevölkerung in Deutschland sowie die methodische Weiterentwicklung des EBD-Konzeptes als ein Werkzeug zur Unterstützung in umweltpolitischen Entscheidungsfindungsprozessen. Projektpartner sind das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW), die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) und die Freie Hansestadt Hamburg, Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV).
Im VegAS-Vorhaben wurden die folgenden Produkte erarbeitet: (1) Beschreibung des aktuellen Forschungsstandes zur (1a) Assoziation zwischen dem jeweiligen Umwelt-Stressor und dem/den identifizierten Gesundheitsendpunkt(en) sowie der aktuellen Datenlage hinsichtlich (1b) Gesundheits- und (1c) Expositionsdaten, (1d) Expositions-Wirkungsfunktionen (EWFs) und (1e) Disability Weights ; (2) Beschreibung von Forschungslücken; (3) Modellierung stressorspezifischer Exposition in Deutschland; (4) soweit möglich, Berechnung von YLLs ( Years of Life Lost) , YLDs ( Years Lost due to Disability) und DALYs ( Disability-Adjusted Life Years) ; (5) Diskussion der EBD-Methodik sowie Ausarbeitung und Benennung von Unsicherheiten und Sensitivitäten; (6) Ableitung von Handlungsempfehlungen zum Umgang mit EBD-Schätzungen im Zuge des gesundheitsbezogenen Umweltschutzes.
Die EBD-Methode ermöglicht eine Schätzung der umweltbedingten Krankheitslast auf Basis vorhandener Daten und unterstützt die systematische Zuordnung von gesundheitlichen Risiken zu Umwelt-Stressoren. DALYs konnten für 6 von 7 Umwelt-Stressoren und hier für 11 unterschiedliche Gesundheitsendpunkte bestimmt werden, wobei einige (z. B. Lungenkrebs) für mehr als einen Stressor attribuierbar waren. Für 5 Gesundheitsendpunkte war zudem eine Bestimmung von YLLs möglich. Das Ausmaß der EBD-Quantifizierung zeigt jedoch aufgrund unterschiedlicher Datenverfügbarkeit große Variationen und wird von einer ethischen und politischen Debatte bestimmter methodischer Bestandteile begleitet, weshalb ein Vergleich der Krankheitslast über alle ausgewählten Umwelt-Stressoren derzeit auf einem evidenzbasierten, aussagekräftigen und belastbaren Niveau bislang nicht möglich ist. Dennoch kann die EBD-Methode für einzelne Umwelt-Stressoren – unter transparenten Hinweisen auf Chancen und Limitationen – bereits heute ein wichtiger,jedoch nicht alleinigerBaustein zur Vorbereitung politischer Entscheidungen und Präventionsmaßnahmen im gesundheitsbezogenen Umweltschutz sein.
Ansprechpartnerinnen:
Prof. Dr. Claudia Hornberg
Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 7 Umwelt & Gesundheit
Tel.: 0521 - 106 - 4365; E-Mail:claudia.hornberg@uni-bielefeld.de
Laufzeit: 2009 - 2012
Drittmittelgeber: Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)