Am Freitag, dem 26. April 2019, fand die Auftaktveranstaltung zur Information über den „Neuanfang bei der Qualitätsbeurteilung in der Pflege“ in Düsseldorf statt.
Pressemitteilung MAGS
Eröffnet und eingeleitet wurde die erste der insgesamt fünf Regionalveranstaltungen von Minister Karl-Josef Laumann vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS). Neben einer Kritik an den aktuellen Pflegenoten sprach sich Minister Laumann für die Entwicklung einer neuen Fehlerkultur in der Pflege aus. Mit rund 300 Teilnehmer*innen war die Auftaktveranstaltung ausgebucht.
Im Anschluss informierte Dr. Klaus Wingenfeld vom Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW) über die wichtigsten Neuerungen bei Qualitätsprüfungen in der stationären Pflege und über die Einführung der neuen Indikatoren für Ergebnisqualität. Den ganzen Vortrag finden Sie hier.
Danach erläuterte Robert Pelzer vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) Nordrhein den neuen Zugang zur Qualität aus der Sicht der Prüfdienste. Dabei standen der Ablauf der Prüfung in der Pflegeeinrichtung und die Bewertungsgrundsätze im Vordergrund. Die Vortragsfolien finden Sie hier.
Im Anschluss an die Mittagspause standen beide für Fragen der anwesenden Teilnehmer*innen aus den stationären Pflegeeinrichtungen zur Verfügung. Diese bezogen sich unter anderem auf den zu erwartenden Aufwand für die Einrichtungen, die die beschlossene Systemumstellung mit sich bringt.
Nach der Mittagspause erläuterte Dr. Wingenfeld die Schritte, die zur Vorbereitung der Einrichtungen auf die neuen Indikatoren und die Umstellung der Prüfungen wichtig sind. Außerdem ging es darum, wie die Einrichtungen fachlich vom neuen System der Erfassung der Ergebnisqualität profitieren können. Die Vortragsfolien finden Sie hier.
Im Anschluss an diesen Vortrag folgte eine ausführliche Frage- und Diskussionsrunde.
Am 06. Mai 2019, fand die zweite Regionalveranstaltung in Bielefeld statt. Minister Karl-Josef Laumann vom MAGS eröffnete wieder. Vor rund 280 Teilnehmer*innen aus der Region erläuterten Dr. Klaus Wingenfeld vom IPW und Klaus Haasen vom MDK Westfalen-Lippe den Neuanfang in der Qualitätsbeurteilung.
Es wurde noch einmal betont, dass die Situation der pflegebedürftigen Menschen im neuen System im Mittelpunkt steht und die Frage nach der Einhaltung von Dokumentationsanforderungen in den Hintergrund rückt. Das neue Verfahren soll realistische Qualitätsbewertungen und realistische Qualitätsaussagen ermöglichen, die eindeutig interpretierbar sind. Außerdem soll die interne Qualitätssicherung in den Einrichtungen gestärkt werden.
Am Nachmittag bestand wieder die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Häufige Rückfragen bezogen sich auf technische Aspekte bei der Übermittlung von Informationen über Versorgungsergebnisse an die Datenauswertungsstelle (DAS).
Am 10. Mai 2019 folgte die dritte Regionalveranstaltung in Münster. Die Stadthalle in Münster-Hiltrup war mit rund 400 Teilnehmer*innen ausgebucht.
Minister Laumann sprach sich für eine schnelle Aussetzung der aktuellen Pflegenoten aus. In der Übergangszeit zum neuen Verfahren müsse man vor allem Abstand zur alten Vorgehensweise gewinnen. Die weiteren Referenten waren Dr. Klaus Wingenfeld vom IPW Bielefeld und Klaus Haasen vom MDK Westfalen-Lippe.
Herr Hassen vom MDK Westfalen-Lippe konzentrierte sich in seinem Vortrag zum neuen Prüfverfahren auf die Strukturierung der neuen Prüfthemen. Diese bestehen aus 6 Qualitätsbereichen mit insgesamt 24 Qualitätsaspekten, die wesentlich breiter aufgestellt sind als die alten Prüfkriterien. Es werden bis zu neun Bewohner*innen in die Stichprobe der Qualitätsprüfung einbezogen. Anders als bisher können die Prüfer*innen auch fachliche Auffälligkeiten feststellen, die nicht zu einer schlechten Bewertung der Einrichtung führen, wenn keine negativen Folgen für den Bewohner entstanden sind. Sie sind aber für den Beratungsauftrag der Prüfdienste relevant.
Auch in Münster wurde die Möglichkeit der direkten Nachfrage an die Referenten vom Publikum angenommen. Vorhandene Unklarheiten konnten direkt geklärt werden – so zum Beispiel die Frage nach Qualitätsprüfungen in der Tagespflege, für die zwar ein Vorschlag für ein neues Verfahren vorliegt, bisher jedoch noch keine neue Qualitätsprüfungs-Richtlinie (QPR). Einrichtungen für die solitäre Kurzzeitpflege sollen hingegen im Prinzip mit den Methoden geprüft werden, die für die stationäre Langzeitpflege entwickelt wurden (mit einigen inhaltlichen Anpassungen).
Am Donnerstag, dem 16. Mai 2019, fand die vierte Regionalveranstaltung in Köln statt. Auch sie war bereits im Vorfeld ausgebucht, rund 400 Teilnehmer*innen informierten sich zum neuen System der Qualitätsbeurteilung.
Nach der Eröffnung durch Minister Laumann vom MAGS, sprach neben Dr. Klaus Wingenfeld vom IPW auch Robert Pelzer vom MDK Nordrhein.
Für die externe Qualitätsprüfung, so Klaus Wingenfeld vom IPW, steht nicht mehr die formale Erfüllung von Anforderungen im Vordergrund. Im Zentrum steht vielmehr die Frage, ob für die pflegebedürftigen Menschen negative Folgen entstanden sind, oder die Gefahr besteht, dass negative Folgen für die Bewohner*innen eintreten. Mit „negativen Folgen“ sind gesundheitliche Beeinträchtigung, eine nicht bedarfsgerechte Versorgung aber auch die regelmäßige Nichtbeachtung von individuellen Bedürfnissen gemeint.
Am 20. Mai 2019 folgte die letzte der fünf Regionalveranstaltungen in Dortmund. Auch hier nahm sich Minister Karl-Josef Laumann vom MAGS die Zeit, die Veranstaltung persönlich zu eröffnen. Er betonte erneut sein Ziel, durch die Veranstaltungsreihe einen Beitrag für ein besseres Verständnis der anstehenden Veränderungsprozesse in den Pflegeeinrichtungen zu ermöglichen. Als weitere Referenten traten Dr. Klaus Wingenfeld vom Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW) und Gjermund Patt vom Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) auf. Mit rund 400 Teilnehmer*innen war auch diese Regionalveranstaltung bereits im Vorfeld ausgebucht.
Mit den fünf Regionalveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen sind wahrscheinlich die meisten Einrichtungen in diesem Bundesland erreicht worden. Es gab insgesamt eine lebhafte Diskussion, teilweise gekennzeichnet durch große Erwartungen, teilweise aber auch durch Sorgen im Hinblick auf die höheren Anforderungen, die sowohl an die Einrichtungen als auch an die Prüfdienste gestellt werden. Es wurde aber auch deutlich, dass sich schon viele Einrichtungen mit Fragen der Umstellung des Systems beschäftigt haben. Einige von ihnen werden die Umstellung nutzen, um die verschiedenen Neuerungen, die jetzt für den Bereich der Pflege auch durch andere Reformen angestoßen wurden, zusammenzuführen. Denn dies ist, das wurde in den Veranstaltungen deutlich, weit besser möglich als in früheren Zeiten. Vieles wird besser zusammenpassen: die neuen Qualitätsprüfungen, die Indikatoren, der Pflegebedürftigkeitsbegriff und das Begutachtungsverfahren, die neuen Formen der Pflegedokumentation auf der Basis des sogenannten Strukturmodells, Expertenstandards in der Pflege und verschiedene andere Prozesse.
Ebenfalls wurde deutlich, dass der Modernisierungsprozess in den verschiedenen Bereichen der Pflege, der jetzt angefangen hat, noch eine Weile andauern wird. Die Pflege wird wieder einmal gefordert, wie auch im Rahmen der Veranstaltungen diskutiert wurde, aber es entsteht jetzt auch eine Entwicklung, die viele Chancen zur nachhaltigen Verbesserung des Systems und damit ein deutlich Signal setzt, dass die Pflege nicht nur eine unverzichtbare Rolle in der Gesellschaft spielt, sondern auch ein interessantes Berufsfeld mit großem Entwicklungspotenzial darstellt.
Fotos: IPW