Von den Mitgliedskirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen sind nicht wenige sehr direkt von politischen, ethnischen und militärischen Konflikten betroffen. Die ökumenische Bewegung als ein Zusammenschluss von Kirchen lässt sich nicht zuletzt als deren Reaktion auf die Konflikterfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges verstehen. Entsprechende kollektive Erfahrung ist heute in verschiedensten konfliktiven Kontexten gefordert und wird weiter transformiert. Das Projekt verbindet historische Forschung über konfliktbezogene Strategien der ökumenischen Bewegung mit Fallstudien zu deren Engagement in aktuellen Konflikten wie etwa Nordirland, Ruanda, Serbien/Bosnien und Südafrika. Ziel ist es, religiöse Friedensstrategien zu beschreiben und theologisch im Blick auf Versöhnungsprozesse als kollektive Prozesse psychischer Heilung zu reflektieren.
Die ökumenische Bewegung (ÖB) der Kirchen ist zu einem wesentlichen Teil aus dem Bedürfnis der Vermeidung von Krieg und Zerstörung nach dem I. Weltkrieg entstanden. Es ist daher nicht zufällig, dass so wichtige internationale Initiativen wie der Internationale Versöhnungsbund, im Zusammenhang mit der Bewegung für Praktisches Christentum (einer Teilinitiative der frühen ÖB) entstanden. Auch der Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen, (vgl. Dietrich Bonhoeffer Friedrich Wilhelm Schultze), entstand aus einer Initiative der deutschen und englischen Kirchen, den sich zuspitzenden Konflikt zwischen ihren jeweiligen Herrscherhäusern zu vermeiden.
Diese beiden Beispiele stehen für die Frage nach der Rolle von Kirchen in Konfliktbewältigungen aber auch in der Konfliktverschärfung im lokalen und globalen Feld. Wenn Kirchen sich heute im Rahmen des Helsinki Prozesses versuchen an ‚Peacemonitoring’ zu beteiligen, so geht dies auch auf diese frühen ökumenischen Ansätze zurück.
Das zu untersuchende Gebiet, erstreckt sich von der Rolle der ökumenischen Bewegung und ihrer Kirchen während des europäischen Faschismus, über die Zeiträume des „kalten Krieges“, der nationalistischen Militärherrschaften bis hin zu den Genozide und Rassenverfolgungen der heutigen Tage (z. B. Sudan) und soll in Fallstudien untersucht werden.
Dabei geht es dem Projekt nicht allein um die Aufarbeitung der Fakten, sondern auch darum, wie infolge solcher Konflikte Versöhnungsprozesse (konfliktüberwindendes Verhalten) begonnen werden können.
Ansatzweise sind hierfür Materialien in einer Konsultation des Ökumenischen Rates der Kirchen vom Oktober 2007 in Dublin, an der der Forschungsleiter teilnahm und deren Ergebnisse er u.a. veröffentlicht hat (Pain – Remembrance – Healing, Chennai 2008), zusammengetragen. Ferner sind u.a. die Materialien aus dem die ökumenische Friedenskonvokation (Jamaika) von 2011 vorbereitenden Prozess der „Living Letters“ des ÖRK zu verwenden.
Forscher: Gert Rüppell
Kooperationspartner: World Council of Churches
Publikationen:
Rüppell, Gert: Pain-Remembrance-Healing: Churches action in reconciliation. Chennai 2008.