Contestations of Gender and Democracy: Intersectional Perspectives on Experiencing Gender (ConGeD)
Interdisziplinäre Geschlechterforschung ist seit den 1980ern ein Alleinstellungsmerkmal der Universität Bielefeld und hat mit dem Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung (IZG) einen herausragenden institutionellen Ort. Von ihrer Produktivität zeugt das interdisziplinäre Garduiertenkolleg GRK 2650 "Geschlecht als Erfahrung. Konstitution und Transformation gesellschaftlicher Existenzweisen".
ConGeD knüpft hieran an und fokussiert auf die aktuelle gesellschaftspolitische Situation, in der Semantiken der Geschlechtergerechtigkeit, Demokratie und Pluralität nicht (mehr) selbstverständlich geteilt, sondern angefochten werden.
Der Fokusbereich verbindet empirische Forschung zur Transformation von Geschlechterverhältnissen (in Gegenwart und Vergangenheit, lokal, (trans-)national und global) mit der theoretisch-methodologischen Weiterentwicklung der interdisziplinären Geschlechterforschung.
Ausgangspunkt und Forschungsperspektiven
Die weltweit beobachtbaren Anfechtungen von Demokratie, Diversität und Geschlechtergerechtigkeit stellen die Geschlechterforschung vor neue methodische und theoretische Herausforderungen. Die zentrale Frage ist, wie geschlechtliche Existenzweisen und deren Transformation zu einem umstrittenen Gegenstand geworden sind, und zwar
entgegen der Annahme eines normativen Konsenses zu Geschlechtergerechtigkeit und Pluralität.
Diese Contestations werden mittels der das GRK 2650 auszeichnenden leib- und erfahrungsbasierten Perspektive auf die Verfasstheit vergeschlechtlichter Existenz untersucht:
(1) ConGeD entwickelt das Konzept einer verkörperten Geschlechterforschung weiter, indem das körperlich verankerte Erleben von Geschlecht und die sich darin manifestierende Transformation gesellschaftlicher Existenzweisen auf neue empirische Felder angewandt wird. Ziel ist es, den bereits von Bielefeld ausgehenden Impuls für die interdisziplinäre Geschlechterforschung weiter zu stärken.
(2) ConGeD erweitert die Forschungen des GRK 2650, indem die Ebene der leiblich verfassten Erfahrung von Geschlecht auf die Perspektive der weltweiten Contestations von Geschlechterverhältnissen bezogen wird.
In der Folge rückt die Veränderbarkeit der Formen des Zusammenlebens und sozialer Kohärenz – global wie lokal – sowie veränderte Modi des Aus- und Einschlusses vergeschlechtlichter Existenz neu in den Blick. Dies schließt Verflechtungen zwischen globalem ‚Norden/Süden‘ und intersektionale Perspektiven ein.
Querschnittsthemen
Ein Querschnittsthema ist Intersektionalität. Geschlechtliche Existenzweisen werden in ihrer Verschränkung mit anderen Dimensionen sozialer Ungleichheit und Diskriminierung betrachtet,
für die u.a. mit der Bielefelder Inklusions- und Rassismusforschung eine besondere Expertise existiert. Zweitens verfügt ConGeD über herausragende Expertise zu globalen, transnationalen,
post- & dekolonialen Perspektiven, u.a. zu Migrationskorridoren in Südostasien, Verflechtungsbeziehungen in den Amerikas, globalen Arbeitsmärkten. Drittes Querschnittsthema bilden
Perspektiven der Demokratieforschung; u.a. wird an herausragende Forschung zu radikaler Demokratietheorie und Demokratie in Action angeknüpft.