Wo sich Feuersalamander am liebsten aufhalten und was für ihre Umgebung besonders wichtig ist, untersuchen Forschende in Bielefeld.
Wie bei vielen Amphibien, ist auch der Lebensraum des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) bedroht. Um sie schützen zu können, ist es wichtig ihr Verhalten und ihre Interaktion mit der Umgebung zu erforschen. Warum wählen sie einen bestimmten Lebensraum? Beeinflussen einzelne Lebenszyklen ihre Ortswahl? Wie sieht bestmöglicher Artenschutz aus?
Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) mit seinem zweiphasigen Lebenszyklus, wechselt seinen Lebensraum nach der Metamorphose von ausschließlich in Wasser vorkommend als Larve, zu seinem Lebensraum auf dem (feuchten) Waldboden. Für die Fortpflanzung ist somit ein Lebensraum nötig, in dem beide Habitate vorkommen: Gewässer und Landoberfläche.
Die Wissenschaftler*innen an der Universität Bielefeld konzentrieren sich auf die Erforschung der bevorzugten Lebensräume, das Verhalten der Tiere unter verschiedenen Umwelteinflüssen und welche jeweiligen Faktoren den Lebenszyklus der einzelnen Tiere auf welche Art und Weise beeinflussen.
Je mehr Wissen und Daten über das Verhalten und die Lebensräume des Feuersalamanders gesammelt werden können, desto besser kann der Artenschutz umgesetzt werden.
Geschätzt 21.000 Feuersalamander leben im Botanischen Garten in Bielefeld. Das ist nach Einschätzung der Forschenden die größte Population in Deutschland. In Nächten nach starken Regengüssen zählten Forschende bis zu 350 Tiere. Was den Garten so interessant für die Amphibien macht und ob die Tiere standorttreu sind, soll in der Forschung von Bielefelder Verhaltensökolog*innen untersucht werden. Gibt es möglicherweise Wanderungsbewegungen oder bleiben die Salamander ihr Leben lang dort? Mit der großen Dichte an Feuersalamandern gilt der Botanische Garten weit über Bielefeld hinaus als einzigartig.
Frühe Ernährungsbedingungen beeinflussen die gesamte Lebensgeschichte von Feuersalamandern. Forschende beobachteten Tiere in Haltung, die in ihrer Larvenphase entweder viel oder weniger Nahrung erhielten und danach fast zehn Jahre lang mittleren Bedingungen ausgesetzt waren. Verhaltens- und Färbungsentwicklungen wurden regelmäßig dokumentiert. Während Defizite bei Körpermasse und Färbung von schlecht ernährten Larven im Erwachsenenalter verschwanden, blieben Größenunterschiede im Vergleich zu gut ernährten Larven bestehen. Das Verhalten im Erwachsenenalter ähnelte dem in der frühen Aufzucht, mit bestimmten Erkundungsmerkmalen, die über Jahre konstant blieben. Die frühen Ernährungsbedingungen hatten unmittelbare Auswirkungen auf Verhalten und Physiologie, die meisten davon wurden jedoch im Laufe des Lebens ohne nachweisbare Kosten kompensiert.
Warnfärbung reduziert das Risiko von Fressfeinden und erhöht die Überlebenschancen. In zwei Experimenten untersuchten Forschende die Kosten und Vorteile des gelben Farbmusterns bei Feuersalamandern. Im ersten Experiment wurde geprüft, ob die Entwicklung der Färbung von den Ernährungsbedingungen abhängt. Feuersalamanderlarven wurden unter verschiedenen Nahrungsbedingungen aufgezogen. Larven mit begrenzter Nahrung hatten nach der Metamorphose weniger Gelbanteil als solche mit besserer Ernährung. Im zweiten Experiment wurde untersucht, ob der Gelbanteil das Risiko von Angriffen beeinflusst. Künstliche Modelle wurden in verschiedenen Lebensräumen platziert. Modelle mit mehr Gelb wurden weniger oft von Fressfeinden wie Laufkäfern und Vögeln angegriffen, jedoch nur in Gebieten, in denen Salamandern auch natürlich vorkommen.
Feuersalamander-Larven müssen Fressfeinde erkennen und angemessen reagieren. Forschende haben das Verhalten von Larven aus Tümpeln und Bächen untersucht, um Unterschiede in ihrer Reaktion auf Fressfeinde zu erkennen. Tümpeln und Bäche haben unterschiedliche Fressfeinde wie z.B. den Bergmolch, der hauptsächlich in Tümpeln vorkommt. Larven wurden entweder Leitungswasser (Kontrolle) oder Wasser, in dem sich Molche befanden (Molch-Behandlung), ausgesetzt. Larven aus Tümpel haben auf die chemischen Signalen von Molchen reagiert und sich dann sehr viel weniger bewegt, während Bachlarven generell weniger aktiv waren. Bei der Untersuchung des Unterschlupf-Verhaltens verbrachten Larven aus beiden Lebensräumen in der Molch-Behandlung weniger Zeit außerhalb des Unterschlupfs. Dies zeigt, dass Feuersalamanderlarven chemische Signale von Fressfeinden erkennen und ihr Verhalten entsprechend anpassen.