Forschung zu Verhaltensinteraktionen zwischen Individuen im Hinblick auf die ökologischen Einflüsse.
Im Mittelpunkt dieser Forschung stehen die Fragen, wie Körpergerüche entstehen, wie genetische Informationen, wie z.B. Verwandtschaft, im Körpergeruch kodiert sind und in welchem Zusammenhang Prachtfinken ihren Geruchssinn nutzen.
Prachtfinken wie Zebrafinken werden in Bielefeld im Rahmen der Verhaltensökonomie untersucht. Dabei wird unter anderem die Interaktion der Tiere erforscht.
Die Funktion und den Mechanismus der chemischen Kommunikation unter den Tieren, interessiert die Forschenden hier besonders. Dazu zählt ebenso der Einfluss von Hautbakterien auf den Körpergeruch, die Funktion von Bürzeldrüsensekret von Vögeln, die Verhaltensanpassung an die vom Menschen verursachte Umweltveränderungen sowie die Ursachen und Folgen individueller Variationen im Darmmikrobiom und der Nischenwahl.
Vögel wurden lange Zeit als anosmisch angesehen, d.h. unfähig Gerüche wahrzunehmen. Es häufen sich allerdings immer mehr Beweise dafür, dass Vögel nicht nur einen Geruchssinn haben und extrinsische Geruchsreize zur Orientierung, Nahrungssuche und Nestbau nutzen, sondern auch intrinsische Informationen für die soziale Kommunikation nutzen.
An der Universität Bielefeld untersuchen Forschende, unter welchen Umständen Vögel ihren Geruchssinn nutzen und welche Art von Informationen in Körpergerüchen kodiert sind. Zebrafinken sind zum Beispiel in der Lage, Geruchsreize wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Erwachsene Weibchen bevorzugen den Geruch ihres eigenen Nestes während der Nestlingsphase ihrer Küken, zeigen aber keine Präferenz, sobald ihre Jungtiere flügge geworden sind. Zebrafinken-Jungvögel sind in der Lage, ihre Eltern an Hand des Geruchs zu erkennen und sie erkennen sogar ihre biologische Mutter, wenn sie als Ei in ein anderes Nest getauscht wurden und bei einer anderen Familie aufgewachsen sind.
Vögel haben eine spezialisierte Drüse (Bürzeldrüse oder Uropygialdrüse), die eine wachsartige Mischung absondert: das Bürzeldrüsensekret. Wenn Vögel sich putzen, sammeln sie Öl aus der Drüse und verteilen es auf ihrem Gefieder. Bürzeldrüsensekret hat viele Funktionen, darunter Gefiederpflege, Imprägnierung oder Schutz vor Parasiten. Interessanterweise wird angenommen, dass Bürzeldrüsensekret die Hauptgeruchsquelle bei Vögeln ist und daher eine Rolle bei der chemischen Kommunikation spielen kann. Durch die Analyse der chemischen Zusammensetzung von Bürzeldrüsensekret wollen die beteiligten Forscher*innen die chemischen Signale entschlüsseln, die von Vögeln ausgesendet werden.
Im Labor werden die chemische Zusammensetzung des Bürzeldrüsensekrets verschiedener Arten analysiert. Untersucht wird dabei die mögliche Rolle von den im Sekret enthaltenen Chemikalien und den unterschiedlichen Gerüchen in der Brutökologie dieser Arten.
Tierkörper beherbergen komplexe und dynamische mikrobielle Ökosysteme, die zusammen als Mikrobiota bezeichnet werden. Die Entdeckungen der letzten zwei Jahrzehnte haben ein Licht auf die Breite der Beziehungen zwischen mikrobiellen Symbionten und ihren tierischen Wirten geworfen und unser Verständnis der Tierbiologie grundlegend verändert.
Heute wissen wir, dass mikrobielle Symbionten funktionell an unzähligen physiologischen Prozessen und Anpassungen ihrer Wirte beteiligt sind. Einer der bemerkenswertesten Durchbrüche der Mikrobiomforschung ist die Aufklärung der wechselseitigen Wechselwirkungen zwischen tierassoziierten Mikroorganismen und tierischem Verhalten.
Dabei ist das Mikrobiom, ähnlich einem Fingerabdruck, individuell sehr unterschiedlich und einzigartig. Die Ursachen und Folgen von individuenspezifischen Mikrobiomen werden erforscht. Die Forschung konzentriert sich hauptsächlich darauf, wie Umwelt- und Wirtsfaktoren zusammenwirken, um dieses individuenspezifische Mirkobiom (Haut und Darm) bei Vögeln, Säugetieren, Amphibien und Reptilien zu formen. Es wird zudem untersucht, wie individuelle Unterschiede in der mikrobiellen Gemeinschaft zusammenhängen mit Unterschieden in Verhalten und Kognition und wie sie das Geruchsprofil und somit das kommunikative Verhalten ihrer Wirte beeinflussen.