Fakultätsübergreifende Veranstaltungen
Hier finden Sie nähere Informationen und die Räume sowie Zugangsdaten zu den fakultätsübergreifenden Veranstaltungen des BI.teach 2021.
PD. Dr. Malte Persike
15:00 – 15:30 Uhr
X E0-207 und Zoom Raum 1
Interaktion und Kollaboration mit und zwischen unseren Studierenden gehören zu den wichtigen Komponenten guter Lehre. Viele der Interaktionsformate sind als Methoden für die Präsenzphase konzipiert, darunter Audience Response Systeme, Live-Q&A und viele Gruppenarbeitsformen. Eine Reihe dieser Methoden sind intensiv beforscht – oft mit eindeutig positiven Ergebnissen. Sie erhöhen das studentische Engagement, steigern Anwesenheitszahlen, sichern die kontinuierliche Aufmerksamkeit, führen zu messbar höherer Lernleistung und verbessern die Selbstwirksamkeitserwartung der Studierenden. Waren solche Methoden vor der Pandemie zwar bekannt, aber nur wenig verbreitet, hat uns die Corona-Krise vor die Herausforderung gestellt, solche bewährten Methoden für die Präsenzphase auf den Einsatz in Videokonferenzen, Webinaren und virtuellen Meetings zu adaptieren. In vielen Fällen ist dies gelungen. Nun gilt es, das Gelernte in die Präsenz zurück zu übersetzen. Im Workshop werden prominente Interaktionsformate kurz vorgestellt, empirische Befunde besprochen und Möglichkeiten der Übersetzung in reine Online-Kontexte erarbeitet. Im zweiten Teil wird diskutiert, wie aus den „First Practices“ im Rahmen der Corona-Krise perspektivisch „Best Practices“ werden können.
Prof. Dr. Lars Deile
15:30 – 16:00 Uhr
X E0-207 und Zoom Raum 1
Wieviel Präsenz braucht gute Lehre? Welche Art von Präsenz? Wie stellt sich Präsenz ein? Mit dem sehr plötzlichen Eintritt in die digital organisierte Lehre, stellten sich viele Fragen zur Organisation der Lehre mitunter schmerzlich schnell und abrupt. Mit der Aussicht eines Endes dieser Formate zeichnet sich nunmehr auch ab, wozu man zurückkehren möchte und ob das sinnvoll wäre. Vielfach wird die Frage nach Präsenz in der Lehre zu ausschließlich vor dem Hintergrund geführt, was technisch in einem digitalen Format besser, vielfach ist auch gemeint: ökonomischer zu realisieren wäre. Ich plädiere dafür, diese Frage weiter zu denken. Klassischerweise dominierte in den Geisteswissenschaften das Seminar mit der physischen Anwesenheit von Studierenden und Lehrenden, 90 Minuten, wöchentlich, ein Semester lang. Ist diese etablierte Form die nachhaltig beste, zu der man so schnell, wie möglich zurückkehren sollte? Mein Vorschlag wäre: Nein. Insbesondere in großen Seminargruppen funktioniert das ursprünglich in den Wohnungen von Professoren geborene Lehrformat eher weniger gut. Es können nur wenige partizipieren. Physische Präsenz, aber intellektuelle Absenz sind gar nicht so selten. Aktivierung möglichst vieler ist im großen Präsenzseminar gar nicht so gut zu realisieren, wie das anzunehmen zur Gewohnheit geworden ist. In der Corona-Situation gab es in den Geisteswissenschaften vielfach zwei Alternativen: das gewohnte Seminarformat einfach ins synchron Digitale zu verlagern oder asynchrone Formate zu implementieren. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit der Etablierung von festen Kleingruppen und einer Mischung aus asynchronen und synchronen Arbeitsformen gemacht. Eine Voraussetzung sind weniger kleinteilige, als vielmehr herausfordernde Aufgaben und projektartiges Arbeiten. Kleingruppen können sich in vielfältiger Weise, präsent und digital und vor allem zu Zeiten treffen, die sich den Bedürfnissen dieser Gruppe anpassen und nicht zentral vorgegeben werden. Gerade in diesen Formen können digitale Möglichkeiten ausgesprochen hilfreich sein. Um Diskussionen auch über die Begrenztheit der Kleingruppen hinaus zu entwickeln, halte ich nach meiner Erfahrung den regelmäßigen Austausch in größeren Gruppe für hilfreich, bei dem sich das Fehlen der Möglichkeit, sich in physischer Präsenz zu treffen, als Mangel herausgestellt hat. In einem Projektseminar, dessen Agency im Laufe des Semesters weitgehend von den Studierenden übernommen wurde und mit denen zusammen das Konzept vorgestellt und diskutiert werden soll, habe ich das skizzierte Konzept am konsequentesten umgesetzt. Wo dort digitale Formate hilfreich waren und wo sie die physische Präsenz nur sehr mangelhaft ersetzt haben, vor allem aber, wie diese Frage nach Digitalisierung eigentlich zweitrangig in grundsätzliche methodische Fragen eingebettet waren und sind, darüber würde ich gern mit den am Seminar beteiligten Studierenden vor einem weiteren Publikum in Gespräch und Diskussion kommen.
Kristina Hennig-Fast
16:30 – 17:00 Uhr
X E0-207 und Zoom Raum 1
Autoren: Kristina Hennig-Fast, Lea Klassen, Denise Seiler, Antonia Wächter, Martin Driessen.
Anlass für diesen Beitrag ist das Praxisseminar „Schwere psychische Erkrankungen“, das als interdisziplinäre Veranstaltung von Psychologie und Psychiatrie seit vielen Jahren für Studierende des Masterstudiengangs Psychologie im Schwerpunkt Klinische Psychologie angeboten wird. Ziele sind zum einen der Erwerb praktischer Skills durch Einüben von anamnestischen Explorationen mit gezielten Fragenstellungen im Rahmen von probatorischen Sitzungen und Aufnahmegesprächen von Patient*innen sowie auch weiterführender vertiefter evaluierender Befragung von Patient*innen hinsichtlich Behandlungsverlauf und –ergebnissen. Gemeinsam werden die dabei gemachten Erfahrungen situativ und übergreifend reflektiert. Ein weiteres Ziel ist der Transfer theoretischer Konzepte auf die individuelle Situation von Patient*innen mit zumeist schweren Störungen. Das Praxisseminar wird in einer Gruppe von etwa 8-12 Studierenden durchgeführt, wobei 1-2 Studierende primär die Exploration übernehmen und anschließend die anderen Studierenden ebenfalls Fragen an die Patient*innen stellen können. Insbesondere der praktische Befragungsteil wird traditionell im „face to face“-Kontakt von Studierenden und Lehrenden mit Patient*innen durchgeführt, da neben der verbalen auch non-verbale Informationen wesentlich zum Erkenntnisgewinn in der Diagnostik beitragen. Nachdem aufgrund der COVID-19 Pandemie das Format in dieser Form nicht mehr möglich war, erschien es zunächst nicht sinnvoll, das Seminar fortzusetzen, da eine persönliche Kontaktaufnahme und Verhaltensbeobachtung (z.B. Mimik) digital kaum möglich erschien. Nach einer Pause entschlossen wir uns, dennoch einen digitalen Versuch zu unternehmen, der sich zu einem unerwartet positiven Erfolg entwickelte. Mittels eines mobilen digitalen Konferenzsystems und ausreichend großen Bildschirms gelang es wider Erwarten tatsächlich, eine gute persönliche Interaktion zwischen Studierenden und Patient*innen zu etablieren, deren Qualität dem „face to face“-Kontakt zumindest ausreichend nahekommt. Es gab durchwegs positive Rückmeldungen von Studierenden und Patient*innen. In dem Beitrag berichten wir über unsere Erfahrungen aus der Perspektive der Studierenden, der Lehrenden und der Patient*innen, die zum Gelingen einer solchen Lehrveranstaltung beitragen.
Dr. Peter Schildhauer, Dr. Matthias Preis
- wegen Krankheit abgesagt-
Die vergangenen drei Corona-Semester haben universitäre Bildung einem Stresstest unterzogen und katapultartig zu einschneidenden Veränderungen im Bereich des digitalen Lehrens und Lernens geführt. Unter dem Druck der Pandemie reichten die Reaktionsweisen von panischem Pragmatismus über explorative Neugier bis hin zu grundsätzlichen Reflexionen über eine zeitgemäße Lernkultur. Fraglos hätte sich manch eine*r in dieser Zeit etwas mehr Orientierung gewünscht – zumal viele unbeantwortete Fragen perspektivisch nun auch für die Zeit post Corona zu diskutieren sind. Bei aller Rasanz der Entwicklungen kann man doch davon ausgehen, dass es einige feste Koordinaten gibt, die traditionell und auch in Zeiten der digitalen Transformation für Lehr-Lern-Kontexte leitend sind. Eine wesentliche Konstante sehen wir in dem Umstand, dass (nicht nur) universitäre Bildung stets in Spannungsfeldern widerstreitender Prinzipien, Zielvorstellungen oder Notwendigkeiten verortet ist. Die wohl grundlegendste dieser Antinomien findet sich bereits in Kants Schrift Über Pädagogik (1803): „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?“ In unserem Beitrag schlagen wir vor, diese traditionellen sowie auch neue, durch den digitalen Wandel hinzutretende Antinomien, als Instrument zu nutzen, um den Blick für die bisherige und die zukünftige Lehr-Lern-Praxis zu schärfen. Die antinomischen Pole wirken dabei als verstetigendes Element, das perspektivische Konstanz schafft. – Mit dem BI.teach-Impuls skizzieren wir zentrale Antinomien und illustrieren diese mit Beispielen aus unserer eigenen Lehrpraxis. Im diskursiven Austausch soll der Fokus vor allem auf die Rolle und Partizipation von Studierenden im und am Lehr-Lern-Prozess gerichtet sein.
Julian Moiser
16:00 – 16:30 Uhr
X E0-207 und Zoom Raum 1
Die Leute schauen sich dort die Lehrinhalte freiwillig an: sie müssen einen Nutzen haben! Warum ist das so? Vier Beispiele:
Fazit: mit einfachen Mitteln die Studierenden dort abholen, wo sie stehen. Lösungsorientierung statt 90-minütiger Vorträge ohne konkreten Titel/Inhaltsangabe. Mein Vortrag soll kurz sein, mit Fragemöglichkeiten. Gäste für die Fragerunde: Julian Moiser – Student auf Lehramt (Physik, Sport), Christopher Wilke – Physikstudent und YouTube-Musiker, Experte für Videoerstellung und Tonaufnahme, Julia Burbach – Physikstudentin, Erststudium Psychologie an der FernUniversität in Hagen, Expertin für digitales Studieren
Prof.in Dr. Anna-Maria Kamin, Dipl. Päd. Philip Karsch
15:00 – 15:30 Uhr
X E0-205 und Zoom Raum 2
Angesichts gesellschaftlicher Transformationsprozesse und zunehmend unübersichtlicher Kommunikations- und Informationsströme gelten kritisches Denken und Problemlösen (critical thinking), Kommunikation, Kooperation sowie Kreativität und Innovation als wesentliche Schlüsselkompetenzen für das 21. Jahrhundert. Komplexe Fragestellungen bedürfen einer Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln, um unterschiedliche Positionen und (auch ungewöhnliche) Lösungsansätze zu erarbeiten, auszutauschen und gemeinsam gegeneinander abzuwägen. Diese Kompetenzen können in der Hochschullehre in ausgezeichneter Weise über didaktisch strukturierte Diskussionsformate gefördert werden. Das pandemiebedingte Distance Learning hat offengelegt, dass interaktive und diskussionsanregende Methoden und Tools in Learning-Management-Systemen wie Moodle noch unausgereift sind, da Diskussionsforen, Kommentarfunktionen oder auch Etherpads den Ansprüchen an einen diskursiven Austausch aus techni-scher und didaktischer Sicht nur unzureichend nachkommen. An diesem Bedarf setzt das Projekt „Mehr Diskurs im Kurs“ an. Es wurde eine leicht zugängliche und adressat*innengerechte Moodle-Aktivität entwickelt und erprobt, um die genannten Schlüsselqualifikationen bei Studierenden zu fordern und zu fördern. Als theoretische Grundlage für das Tool diente der Ansatz der Erwägungsorientierung nach Blanck (2011), der auf die kooperative Entwicklung von Handlungs- und Entscheidungsalternativen ausgerichtet ist und bereits für digital unterstütztes Lernen fruchtbar gemacht wurde. Die entwickelte Moodle-Aktivität DisKurs fokussiert eine Partizipation der Lernenden an einem mehrschrittigen Diskussionsprozess, in dem Fragestellungen in Gruppen online diskutiert und abgewogen werden. In DisKurs erarbeiten in der Kernversion jeweils acht Lernende in einem ersten Schritt ihre Position zu einer gewählten Fragestellung zunächst alleine und verschriftlichen diese. In einem zweiten Schritt vergleichen zwei Lernende ihre Ergebnisse, ergänzen ggf. ihre Ergebnisse und führen diese zusammen. In einem dritten Schritt vergleicht ein Lernpaar seine Ergebnisse mit einem weiteren Lernpaar. Der abschließende vierte Schritt stellt die Zusammenführung der Ergebnisse aus den zwei Vierergruppen dar, z.B. zu einer umfassend diskutierten Position oder zu einer Zusammenstellung aller erwogenen Alternativen mit deren Begründungen. Das didaktische Setting ermöglicht es, dass sich alle Studierenden am Seminardiskurs beteiligen (müssen). Im Beitrag wird die Aktivität vorgestellt sowie Einsatzmöglichkeiten in der hochschulischen Lehre diskutiert.
Blanck, Bettina (2011): Erwägungsdidaktik und Erwägungsorientiertes Lernen und Lehren im Netz. In: Carsten Albers, Johannes Magenheim und Dorothee M. Meister (Hg.): Schule in der digitalen Welt. Me-dienpädagogische Ansätze und Schulforschungsperspektiven. Wiesbaden: VS, S. 189–220.
Jessica Koch, Lea Hildermeier
15:30 – 16:00 Uhr
X E0-205 und Zoom Raum 2
Digitale Lehre wird von vielen Lehrenden und Studierenden als extrem herausfordernd und besonders Stress-hervorrufend empfunden: zusätzlicher Arbeits- und Organisationsaufwand, neue Tools, erschwerte Lehr-, Lern-, und Prüfungsbedingungen erzeugen Unsicherheit und verlangen uns allen viel ab. In den letzten drei Semestern haben wir jedoch beobachtet, dass digitale Seminare und Vorlesungen deutlich stressärmer sein können, wenn Lehrende und Studierende gleichermaßen aktiv den Unterricht gestalten. Daher möchten wir in diesem Workshop über Möglichkeiten und Wege sprechen, wie Unterricht in digitalen (aber natürlich auch live) Formaten kollaborativer gestaltet werden kann, wie kollaborativ gestalteter Unterricht aussehen kann, und welche technischen und didaktischen Möglichkeiten uns offenstehen, um Studien- und Prüfungsleistungen akademisch sinnvoll zu erarbeiten. Wir fokussieren uns dabei sowohl auf die Studierenden- wie auch auf die Lehrendenperspektive.
Till Neuhaus, Mark Schäffer
16:00 – 16:30 Uhr
X E0-205 und Zoom Raum 2
Die folgenden zwei Lehrprojekte verknüpfen diese Aspekte, indem sie Studierenden die Möglichkeit geben, in internationalen Forschungs- und Lehrsettings Erfahrungen zu sammeln. Mit der internationalen Ausrichtung sowie den zu trainierenden sprachlichen, methodischen und digitalen Kompetenzen werden hier zentrale future skills kultiviert. Der Kurs „International and research-oriented perspectives on selected educational theories” verknüpft theoretisch-philosophische Fragen nach dem schönen Leben (nach Wilhelm Schmid) mit empirischer Beforschung ebendieser. Nach einer theoretischen Einführung und Verortung, werden Studierende angeleitet, Leitfadeninterviews zu führen, diese auszuwerten und zu interpretieren. Gleichzeitig werden die von den Studierenden erhobenen Daten in einem internationalen Forschungskontext nutzbar gemacht, da mit Dr. Christoph Teschers (University of Canterbury, NZ) ein Experte gewonnen werden konnte, der die empirische Erforschung von Lebenskunst an vier Standorten (Australien, Deutschland, Neuseeland, Peru) in einem Metaprojekt zusammenführen wird. Entstehende Corpora sollen sowohl Studierenden – bspw. für Abschlussarbeiten – verfügbar gemacht werden, wie auch für komparative Studien genutzt werden. Ebenso konnte eine langfristige Kooperation mit dem Bestsellerautor Prof. Dr. Wilhelm Schmid eingegangen werden, der sich für die Erstellung von OER (Videos, Gesprächen) bereit erklärt hat und sogar am 20.05.2021 Studierenden für Fragen zur Lebenskunst im Seminar zur Verfügung stand. Der Kurs “Issues in Inclusive and Exclusive practices around the world: Reflections on developments in Germany and Canada” gibt den Studierenden die Möglichkeit, sich nicht nur inhaltlich mit den Prozessen der inklusiven Schul- und Unterrichtsentwicklung ‚zuhause‘ und in Kanada zu beschäftigen, sondern auch in direkten Kontakt mit zwei englischsprachigen Co-Dozierenden Prof. Dr. Anna Kirova und Dr. Shiva Zarezadeh-Kheibari (Alberta University, Kanada) zu treten, die ihre eigene Expertise zur Verfügung stellen. Nach einer Einführung in die international vergleichende Forschung inklusiver Schul- und Unterrichtsentwicklungen, werden u.a. Fragenstellungen von „special needs students“ sowie Fragen von Migration und Flucht vergleichend diskutiert. Darüber hinaus wird die innovative und kollaborative Plattform Perusall (perusall.com) eingesetzt und die Studierenden dazu angeleitet, am Text- und Videomaterial zu arbeiten, indem sie kollaborativ wie in anderen sozialen Medien ausgewählte Materialausschnitte markieren und kommentieren. In den Zoom-Sitzungen erfolgt eine Vertiefung. Für das Wintersemester ist geplant, das Seminar in Form eines joint classrooms zu gestalten, sodass neben Bielefelder Studierenden auch Studierende aus Alberta an gemeinsamen Aufgabenstellungen arbeiten können. Des Weiteren sind zeitnahe gegenseitige Besuche des Lehrteams geplant, um die Zusammenarbeit zu vertiefen.
Lisa Mauritz, Christiane Korsten
16:30 – 17:00 Uhr
X E0-205 und Zoom Raum 2
In unserem Beitrag möchten wir das Potenzial in den Blick nehmen, das in der Möglichkeit der digitalen Vernetzung zwischen Universitäten weltweit liegt. Dafür möchten wir zunächst Einblicke in das Seminar „Grenzüberschreitendes Schreiben – Begegnung mit Kenia“ geben, das im WiSe 2020/2021 digital stattfand und in dem sich Studierende des Faches Deutsch als Fremdsprache der Universität Bielefeld und der Kenyatta University in Nairobi digital begegneten, um an kollaborativen Schreibprojekten zu arbeiten und ihre Ergebnisse in einem Blog zu veröffentlichen. Diese Erfahrung möchten wir zum Anlass nehmen, um über unsere Rollen als Lehrende (LM) und Studierende (CK) innerhalb dieses Projekts zu reflektieren und vor dem Hintergrund aktueller Literatur (vgl. Rösler 2020) über die Veränderung der Rollen von Lernenden und Lehrenden in digitalen Lehr-/Lernkontexten nachzudenken. Wir möchten außerdem darüber nachdenken, inwieweit interkulturelle Kompetenz bzw. Werte wie Offenheit und Toleranz durch online-Begegnungsprojekte gefördert werden können und welchen Stellenwert die Vermittlung dieser Werte zukünftig in der digitalen Lehr-/ Lernpraxis der Universität spielen könnte. Nicht zuletzt möchten wir ausgehend von der grundsätzlichen Frage, was Lernen im universitären Kontext bedeutet, darüber nachdenken, inwieweit sich das Verhältnis eines Verständnisses von Lernen als Erwerb und Lernen als Teilhabe (vgl. Sfard 1998) in der digitalen Lehre von morgen verändern könnte und welchen Einfluss dies auf Lehr-/Lernformate, die Art von Studienleistungen und auch den universitätsübergreifenden Zugang zu Lehr-/Lernmaterial haben könnte.
Literatur:
Prof. Dr. Martin Heinrich
15:00 - 15:15 Uhr
Zoom Raum 3
Seit jeher stellt sich die hochschuldidaktische Frage nach den angemessenen Methoden und Inhalten der Lehre und schon immer war der darüber geführte Diskurs von einer großen Heterogenität gekennzeichnet. Angesichts der in den letzten Semestern weggebrochenen Routinen und der Frage nach zukünftigen Lehrformen in der Post-Corona-Zeit wird diese Frage in besonderer Weise virulent (werden).
Neben diesen neuen Schauplätzen mit Blick auf die Fragen nach Digitalisierung oder Digitalität sowie der veränderten Post-Corona-Semantik des Begriffes „Präsenz(-universität)“ stellen sich aber auch alte Fragen in neuem Gewand bzw. werden in besonderer Weise „fragwürdig“.
Eine die Hochschuldidaktik durchgängig begleitende Thematik ist die Berücksichtigung der Fachspezifik bzw. der Fachtradition und deren disziplinären Eigenlogiken. Mit Blick auf die Hochschullehre stellt hier die Lehrer*innenbildung einen hochschuldidaktischen Sonderfall dar, da für Lehramtsstudierende von der Studienstruktur her schon vorgegeben ist, dass sie sich in mindestens drei bis vier Fächern (2 Schulfächer und Bildungswissenschaften) oder in bis zu fünf Fachkulturen zurecht finden müssen. Diesem strukturell bedingten Umstand Rechnung tragend wurde an der hiesigen Universität von der School of Education (BiSEd) eine „Bielefelder Digitalisierungsstrategie für die Lehrer*innenbildung verabschiedet (Bi*DSL)“ verabschiedet. Unterstützt wird das Bi*DSL-Team von den Bielefelder Mitarbeiter*innen des NRW-weiten ComeIn-Projekts im Rahmen des Bielefelder Standortprojekts zur bundesweiten Qualitätsoffensive Lehrer*innenbildung – BiProfessional und dem bi*digital-Netzwerk.
Im Symposion möchten wir ausgehend von den fachspezifischen und fächerübergreifenden Anforderungen der Schule Befunde und Debatten aufgreifen, die derzeit von allen zwölf lehrerbildenden Universitäten NRWs im Rahmen des ComeIn-Projekts diskutiert werden. Hierzu schauen wir exemplarisch auf drei Bereiche, um das Spannungsfeld von fachspezifischen Eigenlogiken und fächerübergreifenden Aufgaben (i.S. des schulischen Allgemeinbildungsanspruchs) und dessen Implikationen für die Digitalisierung bzw. „Schule in Zeiten der Digitalität“ zu diskutieren.
Abschließend möchten wir im jeweiligen Vortrag und dann auch in einem Abschlussplenum über die drei Vorträge hinweg die Frage stellen, welche Implikationen dieses Spannungsfeld von Eigenlogiken eines Faches (am Beispiel des Faches Musik) und Querschnittsthemen von Schule wie sprachsensibler Unterricht oder Inklusion für die Hochschullehre hat. Wir gehen davon aus, dass es mit Blick auf die unterschiedlichen disziplinären Ansprüche der jeweiligen Fächer und Fachgebiete einer professionssensiblen Hochschuldidaktik der Digitalität bedarf, um alle Beteiligten in dem Digitalisierungsprozess der nächsten Jahre mitnehmen zu können und zugleich berechtigte traditionelle Ansprüche an Hochschullehre nicht im allgemeinen Transformationsprozess diffundieren zu lassen.
Prof. Dr. Johannes Voit & Dr. Andreas Heye
15:15 - 15:40 Uhr
Zoom Raum 3
Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten die Lebenswelt und das kulturelle Nutzungsverhalten von Schüler*innen und angehenden Lehrkräften gleichermaßen verändert. Dabei handelt es sich keineswegs nur um technische Neuerungen, sondern vielmehr um „einen sozialen und kulturellen Transformationsprozess, [der] neue Kulturtechniken erforderlich“ (Jörissen, S. 7) macht. Ein Musikunterricht, der die Lebenswelt der Schüler*innen in angemessenem Maße einbeziehen und die innovativen Potentiale, die Digitalität bietet, nutzen möchte, kommt daher an der didaktisch reflektierten Einbeziehung digitaler Medien nicht vorbei. Die Lehramtsausbildung im Fach Musik steht daher vor der doppelten Herausforderung, neue künstlerische Entwicklungen einzubeziehen und die Veränderung unterrichtlicher Praxen durch Digitalität bewusst zu machen. Ziel ist es, angehende Lehrkräfte für die „agency der nicht-humanen Aktanten“ zu sensibilisieren und sie in die Lage zu versetzen, diese „kritisch reflektierend in ihren Praxen zu nutzen“ (Godau & Ahlers, S. 8).
Im Rahmen der CoP Kunst/Musik wird u. a. der Frage nachgegangen, inwieweit digitale Werkzeuge neue Impulse für den musikalischen Kompetenzbereich Hören liefern können und welche Apps Chancen für das Inszenieren ästhetischer Wahrnehmungs- und Erfahrungsräume eröffnen. Gerade Augmented-Reality-Apps, die Digitalität als künstlerische Erweiterung nutzen oder durch interaktive Elemente immersive Umgebungen schaffen (vgl. App-Alben wie Björks „Biophilia“ und die App „WalkThruMusic“, die ein interaktives räumliches Hören unterstützt), scheinen in diesem Zusammenhang vielversprechend zu sein.
Ausgehend von der Erkenntnis, dass die „mangelnde Passung von Dingen […] sich in Über- bzw. Unterforderungen der Lernenden“ artikulieren und „gute Passung der Dinge […] Spielräume für aktive Aneignungen“ (Ahner, S. 14) ermöglichen kann, wurden exemplarisch ausgewählte Apps in dem Workshop „Erlebnis Hören: Musikrezeption unter Einbindung digitaler Medien“ Gegenstand der gemeinsamen kritischen Reflexion mit den Teilnehmer*innen. In diesem Vortrag gehen wir anhand des Workshop-Konzepts und erster Evaluationsergebnisse der Frage nach, welche konkreten Möglichkeiten digitale Werkzeuge für die Erweiterung ästhetischer Wahrnehmungs- und Erfahrungsräume im Musikunterricht bieten, und welche Implikationen sich daraus für die Lehramtsausbildung im Fach Musik ergeben.
Literatur:
Dr.*in Anne Wernicke & Prof. Dr. Udo Ohm
15:40 - 16:05 Uhr
Zoom Raum 3
Der Beitrag bezieht sich auf das Handlungsfeld Curriculumentwicklung der Digitalisierungsstrategie für die Bielefelder Lehrer*innenbildung.
Innerhalb dessen wird der sprachsensible Fachunterricht bzw. die sprachliche Bildung als Querschnittsaufgabe aller Fächer thematisiert.
Im Verbundprojekt ComeIn (Communities of Practice NRW für eine Innovative Lehrer*innenbildung) geht die community of practice Deutsch als Zweitsprache (CoP DaZ) u.a. der Frage nach, welche Kompetenzen angehende Lehrkräfte benötigen, um sprachsensiblen Fachunterricht unter den Bedingungen der Digitalität planen und durchführen zu können. Der Beitrag gibt einen Einblick in den aktuellen Arbeitstand der CoP DaZ hinsichtlich dieser Frage. Dazu werden zunächst kurz der Orientierungsrahmen für die Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung in NRW (Eickelmann 2020) und das im Projekt DaZKom entwickelte Modell von DaZ-Kompetenz bei angehenden Lehrkräften (Köker et al. 2015) als die beiden Komponenten vorgestellt, die es für das Curriculum des Pflichtmoduls Deutsch als Zweitsprache im Lehramtsstudium an der Universität Bielefeld zu integrieren gilt. Um zu illustrieren, worauf sich DaZ-Kompetenzen von Lehrkräften konkret beziehen und wie sehr sowohl fachliche als auch mediale Aspekte die sprachliche Form eines Textes bestimmen, werden Dimensionen des Orientierungsrahmens und des DaZKom-Modells an einer im Fachunterricht einsetzbaren digitalen Ressource veranschaulicht. Anschließend möchten wir mit Ihnen diskutieren, wie sprachsensibles Unterrichten unter Bedingungen der Digitalität in der Lehramtsausbildung über das Modul Deutsch als Zweitsprache hinaus thematisiert werden kann, um der Querschnittsaufgabe der sprachlichen Bildung gerecht werden zu können.
Literatur:
Saskia Bruns & Prof.*in Dr. Anna-Maria Kamin
16:05 - 16:30 Uhr
Zoom Raum 3
Mit Inklusion und Digitalität treffen zwei Querschnittsthemen aufeinander, deren Verschränkung wechselseitige Partizipationsgewinne generiert.
Bei Betrachtung des Kontinuums zwischen fachdidaktischer Konkretion einerseits und dem Desiderat einer fachübergreifenden systematischen Verankerung andererseits liegt der Anspruch der CoP Inklusion eher am zweiten Pol. Es geht darum, übergreifende Ansätze herauszuarbeiten, die Partizipation und Zugänglichkeit für ALLE schaffen – mit dem Ziel des Empowerments und der Teilhabe in, an und durch Medien (Kamin et al. 2018).
Zur Umsetzung gibt das Konzept des Universal Designs Hilfestellung. Universal Design ist als Weiterführung von Barrierefreiheit zu verstehen. Ziel ist, Produkte bzw. Umgebungen – und damit auch digital unterstützte Lehr-Lernumgebungen – so zu gestalten, dass sie von vorneherein für möglichst viele Menschen ohne Adaptionen nutzbar sind. In der Weiterentwicklung im Konzept des „Universal Design for Learning“ (Wember & Melle 2018) sind pädagogische Ansätze zum inklusiven Lernen integriert. Universal Design (for Learning) stellt damit den Versuch dar, Stigmatisierung und Ausschluss von vorneherein zu vermeiden und geht insofern über Barrierefreiheit hinaus.
Im Vortrag wird die Frage diskutiert, wie das Universal Designs for Learning in der lehramtsbezogenen hochschulischen Lehre verankert werden kann – unabhängig von den jeweiligen Fachspezifika. Zudem ist zu eruieren, wie es aufgrund der übergreifenden Relevanz in die Curricula der für das Lehramt vorbereitenden Studiengänge der Universität Bielefeld implementiert werden kann, so dass erstens auch im tertiären Bildungssystem Angebote nach den Prämissen des Universal Design for Learnings geschaffen werden können und zweitens angehende Lehrkräfte erleben, reflektieren und einüben können, was sie später im schulischen Kontext anwenden und vermitteln sollen (Stichwort: „didaktischer Doppeldecker“ (z. B. Riedel et al. 2014, S. 241). Dabei soll die Eigenlogik der Fächer nicht negiert werden. Die Fragen der Umsetzbarkeit sollen im Symposium unter Berücksichtigung der jeweiligen Fachspezifika diskutiert werden.
Literatur:
16:30 - 17:00 Uhr
Zoom Raum 3
Abschlussimpuls (Prof. Dr. Martin Heinrich) und Diskussion: Was bedeutet dieses Spannungsfeld von Fachspezifik und Querschnittsthematiken bzw. Allgemeinbildungsanspruch für die Hochschullehre?