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Assoziertes Projekt D

Campus der Universität Bielefeld
© Universität Bielefeld

Assoziiertes Projekt im SFB 1288: Praktiken der Selbstvergleichung. Ethische und hermeneutische imitatio-Konzepte in der Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit

Profil

Im Projekt wird das bislang diffuse Konzept der imitatio Christi in historisch prägnanter Weise differenziert. Zwei Aspekte sind zentral: Es kann nicht von einer einheitlichen imitatio-Vorstellung mit Blick auf das Mittelalter gesprochen werden und es hat sich im Spätmittelalter ein engerer Zusammenhang zwischen Selbstkonstitution und imitatio Christi herausgebildet. Zwischen den Spannungspolen der Einzigartigkeit des Gottessohnes und der (vermeintlichen) Unvergleichlichkeit des Individuums können die notorischen Unschärfen der imitatio Christi-Vorstellungen abgebaut werden, gerade unter Beachtung von Vergleichsrelationen und -verfahren. Ausgehend von den beiden grundsätzlichen comparata – von Christus auf der einen und von einem Einzelmenschen auf der anderen Seite – können je nach Ausgestaltung der vielfältigen tertia comparationis produktive Anschlussprozesse unterschieden werden. Es ist zu differenzieren zwischen einer Fremd- und einer Selbstvergleichung, je nachdem, ob jemand Christus mit einem anderen (z.B. Franziskus; Heterosynkrisis) oder mit sich selbst vergleicht (Homosynkrisis). In dem Maße, in dem bei der Selbstvergleichung schließlich vita und passio Christi nicht mehr das comparatum bilden, sondern das Subjekt unter Rekurs auf vita und passio Christi in der Reflexion abstraktere, eigene Maßstäbe des guten christlichen Lebens ausbildet, mit denen es sich selbst vergleicht, erscheint es sinnvoll, zwischen einer Homosynkrisis (Selbstvergleichung mit Christus) und einer Autosynkrisis (Selbstvergleichung mit situationsbezogen gebildeten Normen) zu unterscheiden. Für die Frage nach einer Komplementärgeschichte moralischer Subjektivität spielt gerade die Autosynkrisis eine wichtige Rolle, da hier der Einzelmensch zwar gebunden an die christliche Offenbarung, aber doch entschieden ‚in sich‘ Grundsätze des eigenen Handelns ausbildet. Das Projekt wird auch im Rahmen des DFG-Heisenberg-Programms und gemeinsam mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin durchgeführt. Forschungsarbeiten des assoziierten SFB-Mitglieds Ann-Cathrin Harders zu paganen Selbstvergleichen bei Plutarch wurden in engem Austausch mit dem assoziierten Projekt D Benz entwickelt

 

 

Projektleitung

Maximilian Benz
© Philipp Ottendörfer

Maximilian Benz

Mitarbeiterinnen

© Philipp Ottendörfer

Ann-Cathrin Harders

  • Benz, Maximilian: Luther, der Teufel. Die Selbstbeobachtung im Prozess der Herausbildung moralischer Subjektivität. In: Bockmann, Jörn / Martin, Alena / Michel, Hannah / Struwe-Rohr, Carolin / Waltenberger, Michael (Hg.): Diabolische Vigilanz. Studien zur Inszenierung von Wachsamkeit in Teufelserzählungen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Berlin / Boston, MA 2022, S. 65–80. DOI: https://doi.org/10.1515/9783110774382.
  • Benz, Maximilian: Vision und Devotion. Zu Innsbruck, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Cod. 979. In: Bihrer, Andreas / Weitbrecht, Julia (Hg.): Visionen und ihre Kontexte. Kodifizierung, Autorisierung und Authentisierung von Offenbarung (12.–17. Jahrhundert). Stuttgart 2023, S. 173–186.
  • Benz, Maximilian: Aufstieg und Nachfolge. Zu den Übergängen zwischen Mystik und Devotion am Beispiel der Kartause Allerengelberg in Schnals (Südtirol). In: Fournier, Gilbert / Nemes, Balázs (Hg.): Die Kartause als Text-Raum mittelalterlicher Mystik-Rezeption. Wissensdiskurse, Schreibpraktiken, Überlieferungskonstellationen. Leuven 2023, S. 261–275.
  • Benz, Maximilian: Die Schönheit der Praxis. Christliche Lebenskunst an der Schwelle zur Neuzeit (Thomas von Kempen, De imitatione Christi). In: Pietas litterata 1 (2023), S. 46–75.
  • Benz, Maximilian: Konturen des Selbst in der Mystik nach Eckhart. Eine Komplementärgeschichte. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 143, 3 (2024) [i. Dr.].
  • Benz, Maximilian: Rethinking the Model and Modeling through Comparative Practices in late Medieval Piety. In: Flüchter, Antje / Kramer, Kirsten / Schwandt, Silke (Hg.): Comparing & Change. Orders, Models, Perceptions. Bielefeld 2024, S. 207–229.
  • Harders, Ann-Cathrin: Mit der Synkrisis zur Synthesis. Plutarch von Chaironea und Vergleichen in der Antike. Working Paper des SFB 1288, 12, Bielefeld 2024
  • Aust, Cornelia / Benz, Maximilian / Flüchter, Antje / Wittmaack, Malte / kommentiert von Kramer, Kirsten / Reinhardt, Carsten: Die Produktion von Vergleichswissen. Fallbeispiele aus der Vormoderne. Versuch einer Symmetrisierung. Working Paper des SFB 1288, Bielefeld 2024.
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