Making of: Communities of Practice. Geisteswissenschaften und Gesellschaft in Relation
In welcher Relation stehen Geisteswissenschaften und Gesellschaft zueinander? Wie wird dieses Verhältnis durch Praktiken der Wissenschaftskommunikation hervorgebracht? Praktiken des Vergleichens sind so allgegenwärtig, dass sie oftmals nicht mehr bewusst wahrgenommen werden. Das betrifft auch das Feld der Wissenschaftskommunikation, denn auch hier finden sich Vergleichspraktiken. Das Teilprojekt Ö zielt darauf ab, diese Praktiken innerhalb der Wissenschaftskommunikation zu hinterfragen. Dies geschieht mit Blick auf die Communities of Practice, ihre Institutionen und Medien, denn diese beruhen auf eben jenen Praktiken des Vergleichens. Um die impliziten Vergleichspraktiken sichtbar zu machen, müssen die tradierten Verständnisse von Communities of Practice, ihre Räume und Institutionen aufgebrochen werden.
Das Ziel ist es daher, Geisteswissenschaften und die (nichtakademische) Öffentlichkeit in Transferräumenaktiv zusammen zu bringen und zur Selbstreflexion anzuleiten. Hier treffen Akteur*innen aus Wissenschaft und Öffentlichkeit aufeinander und verhandeln ihr Verhältnis ggf. neu: Abgrenzungen werden ausgelotet, stereotype Trennungen überprüft und neue Verbindungen geknüpft. Dadurch werden diese Transferräume zu Räumen des Vergleichens. Die vier Transferräume sind folgende:
(1) Bielefelder StadtBahn
(2) Ausstellungsreihe „miteinander gegenüber“, Kunsthalle Bielefeld
(3) Social Media
(4) Schüler*innenlabor Geisteswissenschaften
In einer Changing Academy werden die Aktivitäten der Transferräume dann in Hinblick auf die in der Wissenschaftskommunikation inhärenten Praktiken des Vergleichens reflektiert. Zusammengesetzt aus Akteur*innen verschiedenster Felder der Kommunikation (Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, Politik) versteht sich die Changing Academy als Raum der Interaktion und des Transfers. Die öffentlichkeitswirksamen Kommunikationsstrategien der unterschiedlichen Institutionen werden hier vorgestellt und aus verschiedenen Perspektiven in Hinblick auf die zugrundeliegenden Praktiken des Vergleichens evaluiert.
In den Geisteswissenschaften wird vor allem gedacht, gelesen und geschrieben. Das erschwert auf den ersten Blick eine anschauliche Darstellung ihrer Prozesse. Über die Ebene der Alltagspraktiken möchte das Teilprojekt Öffentlichkeitsarbeit jedoch zeigen, dass die Forschungsfrage des SFB gesamtgesellschaftlich bedeutend ist.
Dazu werden neue Vermittlungsformate entwickelt, wie zum Beispiel eine Gesprächsreihe, die an ungewöhnlichen Orten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des SFB mit Persönlichkeiten aus Sport, Politik oder Wirtschaft zusammenführen soll. Parallel zu den nach außen gerichteten Aktivitäten liegt eine entscheidende Aufgabe des Projekts darin, die eigenen Praktiken bei der Vermittlungsarbeit zu beobachten und einen Beitrag zur Forschung über Wissenschaftskommunikation und zu den Public Humanities zu leisten.
Ob Wettbewerbe, Rankings oder Bundesligatabellen – unser Alltag ist
durchsetzt von Vergleichen. An der Universität Bielefeld befasst sich ein
Forschungsprojekt mit unterschiedlichen Praktiken des Vergleichens –
vom antiken Griechenland bis zum Kalten Krieg, von Südindien bis Groß-
britannien. Das Vergleichen spielt in der Forschungsarbeit eine entschei-
dende Rolle, weil durch diese Praktik die Welt geordnet und verändert
wird.
Aus Teilstudien des Projekts heraus sind Präsentationen entstanden,
die sich als Interventionen an acht Standorten in die Stadt Bielefeld
eintragen, um auf die Geschichte, Funktionsweise und Wirkmacht des
Vergleichens aufmerksam zu machen. Die Besucherinnen und Besu-
cher treffen auf unterschiedliche Situationen und somit auch mehrere
Ebenen des Vergleichens, die sie selbst vergleichen können.
Hier geht es zur Broschüre (PDF).
Im Rahmen eines Schüler*innenlabors werden Workshops zu unterschiedlichen Themen von Doktorand*innen des SFB 1288 Praktiken des Vergleichens angeboten. Teilnehmenden Schüler*innen wird so ein Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten und in aktuelle Forschungsthemen gegeben, um ein Thema zu vertiefen. Gleichzeitig entstehen Anknüpfungspunkte zur Berufsorientierung, da die Schüler*innen in Kontakt mit Wissenschaftler*innen geisteswissenschaftlicher Fachrichtungen kommen. Es gibt Angebote, die sich speziell an Geschichtskurse richten und Angebote, die fächerübergreifend angelegt sind.
Die Workshops
Die maximale Teilnehmendenzahl beträgt je Durchgang 30 Schüler*innen. Sollte es größere oder mehrere Kurse geben, die Interesse haben, kann das individuell abgesprochen werden. Die Terminvergabe findet mit der Anmeldung statt.
Termine ab September 2023 möglich
Im Workshop "(K)Ein Besuch auf Augenhöhe? Die Audienz als Kontaktzone zwischen Muslimen und Christen“ beschäftigen sich die Schüler*innen mit einem Spannungsfeld, das sowohl in der Vergangenheit als auch heute viel Aufmerksamkeit generiert: Das Verhältnis zwischen Christentum und Islam. Anhand eines Selbstzeugnisses des englischen Botschafters Sir Thomas Roe wird die Audienz, also der offizielle Empfang als Botschafter im Mogulhof in Indien, als Kontaktsituation untersucht.
Zum WorkshopTermine ab Ende Oktober 2023 möglich
Im Workshop „Der Columbus Day – Zwischen Erinnerung und Protest“ setzen sich die Schüler*innen mit der Bedeutung des titelgebenden Tages auseinander und werden an das Konzept der Erinnerungskultur(en) herangeführt. Durch Christoph Kolumbus wurde der amerikanische Kontinent maßgeblich verändert: Im Workshop werden die verschiedenen Dimensionen des Einflusses der Europäer untersucht und die heutige Wahrnehmung und Erinnerung hinterfragt.
Zum WorkshopTermine ab Oktober 2023 möglich
Im Workshop „Doping am Arbeitsplatz – Sozialwissenschaftliche Studien unter der Lupe“ wird die Nutzung verschreibungspflichtiger Medikamente zur Leistungssteigerung untersucht. Schüler*innen sollen so einen Überblick über das aktuelle Forschungsfeld des Cognitive Enhancements erhalten und dessen Bearbeitung mit aktuellen Methoden der Sozialwissenschaften kennenlernen. Im ersten Teil des Workshops werden quantitative Ansätze betrachtet, die die tatsächliche Nutzung von leistungssteigernden Medikamenten untersuchen. Im zweiten Teil werden verschiedene Argumente für und wider dieser Art und Weise der Leistungssteigerung betrachtet. Hier werden vor allem moralphilosophische, wirtschaftliche und gesundheitspolitische Argumentationen einbezogen und gegenübergestellt.
Zum WorkshopTermine ab November 2023 möglich
Menschenrechte sind ein wiederkehrendes Thema in Politik, Gesellschaft und Kultur. Im Workshop „Geltungsbereiche der Menschenrechte“ untersuchen die Schüler*innen deren Ursprung, Problemstellungen, Herausforderungen und Chancen. Zudem wird darüber nachgedacht, ob der Geltungsbereich der Menschenrechte ausreicht, so wie er aktuell definiert ist. Ein besonderes Highlight des Workshops wird die kreative Umsetzung des Gelernten mithilfe der Medienpraxis sein. Das neu gewonnene Wissen kann in verschiedene Medienformate umgesetzt werden:
Aktuell keine Termine verfügbar
Im Workshop "He made a good impression" – Entnazifizierungsakten aus der amerikanischen Besatzungszone“ stehen den Schüler*innen Entnazifizierungsakten aus der amerikanischen Besatzungszone zur Verfügung, an denen unter (eigenen) Fragestellungen die Mechanismen und Funktionsweisen der Entnazifizierung nachvollzogen werden können. Die Schüler*innen werden in die Besonderheiten des Verfahrens und der Akten eingeführt und bekommen dann die Möglichkeit selbst forschend tätig zu werden.
Zum WorkshopAktuell keine Termine verfügbar
Ein fiktiver Cyberangriff auf die südkoreanische Hauptstadt Seoul führt zu einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates: Die Schüler*innen schlüpfen im Workshop „Cyberangriff auf Seoul“ – Workshop zum UN-Sicherheitsrat“ in die Rolle von Vertreter*innen verschiedener Länder, z. B. den Veto-Mächten, und erörtern die Sicherheitslage und das Anliegen Südkoreas. Durch eine umfangreiche Vorbereitung hinsichtlich der Geschichte der UN und des Sicherheitsrates sowie einen Einblick in die Standpunkte der Länder anhand von bereitgestellten Material, wird die gemeinsame Simulation der Sitzung des Sicherheitsrates durchgeführt.
Zum WorkshopTermine auf Anfrage
Das Wahrzeichens Bielefelds auf dem Prüfstand: Im Workshop „Von der Burg auf die Stadt geschaut – Bielefeld und die Sparrenburg“ werden an insgesamt sieben Stationen u. a. die Geschichte, der Aufbau und die Nutzung des Wahrzeichens der Stadt Bielefeld beleuchtet. Die Schüler*innen dürfen sich frei auf dem Gelände bewegen und arbeiten selbstständig in Kleingruppen. Veranstaltungsort ist die Sparrenburg – ggf. ist hier nach Absprache auch eine Führung durch die Kasematten möglich.
Zum Workshop