Im Oktober 1974 begann die Geschichte des Bielefelder Universitätsorchesters: Drei Instrumentalisten - ein Zivildienstleistender (Oboe), ein Physiker (Viola) und ein Jurastudent (Kontrabass) suchten nach einer Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Laienmusikern Musik zu machen. Sie schrieben Handzettel und verteilten diese in Bielefeld, insbesondere in der Universität. Bei einem ersten Zusammentreffen kamen mehr als 20 Instrumentalisten zusammen, die sich entschlossen, das "Junge Kammerorchester Bielefeld" zu gründen. Die ersten Proben, die schon damals mittwochs stattfanden, leitete Meinhard Sprinz im Gemeindehaus der ev. Bodelschwingh-Gemeinde an der Voltmannstraße. Das Orchester wuchs, fehlende Instrumentalisten wurden für die Mitwirkung gewonnen. Im Frühjahr 1975 stellte der damalige Kanzler der Universität, Herr Dr. Firnhaber, dem Orchester den Musikraum des Oberstufenkollegs für die Proben zur Verfügung, wodurch dieses der Universität ein Stückchen näher kam. Fast zur gleichen Zeit gelang es, Herbert Gietzen, damals Kapellmeister am Theater Bielefeld, später am Theater Gießen, für die ehrenamtliche Tätigkeit der Leitung des Orchesters zu gewinnen. Dieser führte das Orchester zu seinem ersten Konzert am 20. November 1975 im Audimax der Universität - noch heute ist dies der "Konzertsaal" des Universitätsorchesters. Auf dem Programm standen die A-Dur Sinfonie KV 201 von Mozart sowie das Konzert für zwei Querflöten von Cimarosa. Dies ist nun 45 Jahre her.
Mit Beginn des Wintersemesters 1976/77 übernahm Hermann Breuer, damals Korrepetitor am Stadttheater, die Leitung des Orchesters, das sich nun in "Hochschulorchester Bielefeld" umbenannte; die überwiegende Anzahl der Mitwirkenden studierte an der Bielefelder Universität, die noch kein eigenes Orchester besaß, und durch den nicht geringen Zulauf überschritt es bald den Rahmen eines Kammerorchesters. Als Veranstalter der Konzerte trat ab 1977 die Westfälisch-Lippische Universitätsgesellschaft auf und leistete seitdem einen wichtigen Beitrag zur Deckung der nicht unerheblichen Kosten der Konzerte. Noch heute ist sie ein wichtiger Förderer des Orchesters. Ende desselben Jahres löste Christoph Scholz, Absolvent der Dirigierklasse von Prof. Martin Stephani, Detmold, Hermann Breuer als Leiter des Orchesters ab. 1980 übernahm dann Michael Hoyer, Absolvent der Dirigierklasse von Prof. Hanns Reinartz, Würzburg, die Leitung des Ensembles. In den vierzig Jahren seiner Tätigkeit ist es unter anderem gelungen, dem Orchester einen offiziellen Status an der Universität zu verschaffen und einen fest umrissenen Etat in Anspruch zu nehmen. Seit 1989 vergibt die Universität für die Leitung des Orchesters einen Lehrauftrag.
Der Rückblick auf die vergangenen 45 Jahre zeigt eine beachtliche Reihe von Konzerten mit Werken verschiedenster Epochen und Stilrichtungen, unter denen sich die Highlights der symphonischen Literatur ebenso finden wie Raritäten, die auch von professionellen Orchestern selten beachtet werden. Nicht wenige der Solisten, die das Orchester für seine Arbeit gewinnen konnte, sind zu namhaften Künstlern geworden - wie zum Beispiel der Tenor Stephan Vinke (Verlinkung https://stefanvinke.de/ ) oder die Klarinettistin Gil Shaked-Agababa (Verlinkung http://gilshaked.com/ ). Ebenso haben einige bekannte Musiker der Region erste Erfahrung im Orchesterspiel als Mitglieder des Universitätsorchesters gesammelt.
In der jüngeren Geschichte des Universitätsorchesters sind abseits der sinfonischen Aktivität auch Opernprojekte umgesetzt worden. 2009 wurde das Audimax erstmals in ein Theater verwandelt, als das Orchester, zu diesem Zeitpunkt noch halbszenisch, den Freischütz von Carl Maria von Weber zur Aufführung brachte. Da das Genre Oper in der Regel professionellen Musikern vorbehalten ist, war die Begeisterung der Amateure groß, auch diese Musik einmal von Innen erleben zu können. Aus diesem Grund wurde das Projekt, nun unter dem Titel „Oper im Audimax“ fortgesetzt; 2012 und 2013 erklang Mozarts Zauberflöte, 2017 Verdis La Traviata. Parallel dazu entstand eine Veranstaltungsreihe mit Kammerkonzerten, die einerseits die Regelmäßigkeit klassischer Kulturveranstaltungen auf hohem künstlerischen Niveau in der Universität gewährleistete, andererseits dem Orchester die Möglichkeit gewährte, Spenden für die Orchesterarbeit zu werben und so den vergrößerten Betrieb zu finanzieren. Mittlerweile präsentiert das Orchester seine sinfonischen Programme nicht nur einmal pro Semester in der Uni, sondern auch in der Stadt.