Ulrich Gebhard arbeitet seit 2021 als Seniorprofessor an der Fakultät für Erziehungswissenschaften, davor war er seit 1995 an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg.
Konkreter Anlass für die Seniorprofessur ist das Projekt „Natur in der Schule“, ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt in Kooperation mit der Laborschule Bielefeld (s.u.). Vor dem Hintergrund seiner langjährigen Forschungen zur Bedeutung von Naturerfahrungen für Kinder im Hinblick auf Wohlbefinden, Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheit und auch Umweltbewusstsein ist dieses Projekt gewissermaßen eine anwendungsbezogene Wendung seiner langjährigen Beschäftigung mit der Mensch-Natur-Beziehung. In diese Forschung gehen auch zentrale weitere Arbeitsschwerpunkte ein: Sinn und Verstehen in (schulischen) Lernprozessen, Intuition und Reflexion (Alltagsphantasien), Bildung für nachhaltige Entwicklung. Weitere aktuelle Projekte beschäftigen sich mit sozialen Differenzkategorien (Gender und Migration) beim „thinking with animals“(DFG) und mit reflexiven und intuitiven Übergängen von der Einsicht zu(m) Handeln am Beispiel Biodiversität (VW-Stiftung).
Ab 2021 | Seniorprofessor an der Universität Bielefeld, Fakultät für Erziehungswissenschaft, AG |
2019‑2021 | Seniorprofessur an der PH Heidelberg (Gesundheitsforschung) |
1995‑2019 | C4-Professur für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Didaktik der Biowissenschaften an der Universität Hamburg |
1981‑1995 | Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Hochschulassistent, Hochschuldozent an der Universität Hannover, Biologiedidaktik |
1992 | Habilitation: Kind und Natur. Zur Bedeutung von Naturerfahrungen für die seelische Entwicklung |
1986 | Promotion: Naturwissenschaftliches Interesse und Persönlichkeit |
1980‑1990 | Psychoanalytische Ausbildung. Approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut |
1979‑1981 | Studienrat IGS Garbsen |
1979 | 2. Staatsexamen |
1977‑1979 | Referendariat Studienseminar Stade |
1977 | 1. Staatsexamen |
1971‑1977 | Studium der Germanistik, Biologie und Erziehungswissenschaft (Höheres Lehramt) |
Laufzeit: 2021-2026
Mittelgeber: Eigenmittel und Antrag bei der Software-AG
Projektleitung: Ulrich Gebhard
Das Kooperationsprojekt mit der Laborschule Bielefeld möchte zwei zentralen Herausforderungen im Umgang mit Kindern begegnen. Es handelt sich dabei zum einen um die vielerorts beklagte Sinn- und Motivationskrise schulischen Lernens und zum anderen um die häufig konstatierte Naturferne von Kindern und Jugendlichen. Beide eigentlich unabhängigen Probleme sollen in dem spezifischen Setting unseres Modellprojekts auf konstruktive Weise aufeinander bezogen werden.
Die zentrale Idee des Modellprojekts zielt auf regelmäßige, pädagogisch begleitete, aber weitgehend selbstbestimmte Naturaufenthalte während der Unterrichtszeit. Diese Naturaufenthalte werden verstanden
1. als Nährboden für die Persönlichkeitsentwicklung und den damit verbundenen sozialen und affektiven Lernprozessen.
2. als Ausgangspunkt und zugleich Medium für kognitiv-inhaltliche Lern- und Bildungsprozesse.
3. als eine wichtige Bedingung für den Aufbau von Einstellungen und Verhaltensbereitschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.
Die Kinder gehen mindestens einmal in der Woche während der Unterrichtszeit für mehrere Stunden in die Natur. Während dieser Zeit wird weitgehend auf eine unmittelbare, gezielte Einbindung in fachliche Lernprozesse verzichtet.
Im geplanten Projekt soll v.a. der Aspekt der Wirksamkeit von Naturerfahrungen auf schulische Lern- und Bildungsprozesse genauer in den Blick genommen werden, außerdem die transformativen Wirkungen auf das Natur- und Nachhaltigkeitsbewusstsein. Da Lern- und Bildungsprozesse gewissermaßen das „Kerngeschäft“ von Schule sind, ist der Nachweis einer diesbezüglichen Wirkung für die Etablierung von regelmäßigen Naturzeiten im Schulalltag in ganz Deutschland wichtig und könnte eine entsprechende Traditionsbildung für die sogenannten „Draußenschulen“ beflügeln. Jedenfalls besteht hier eine ausgesprochene Forschungslücke.
Laufzeit: 2023-2026
Mittelgeber: DFG
Projektleitung: Ulrich Gebhard/Smillo Ebeling
In einer qualitativen Analyse sollen die Zusammenhänge von anthropomorphen Deutungsmustern und Diversitätsvorstellungen von Jugendlichen durch das Thinking with Animals untersucht werden. Gefragt wird, ob und wie anthropomorphe Tierdarstellungen sowie deren Reflexion in Lehr-Lernsituationen der Biologie zu den Vorstellungen über Diversität beitragen. Die Untersuchung soll zum einen detaillierte Erkenntnisse über Entstehungs-, Beibehaltungs- und Veränderungsprozesse der sozialen Differenzkategorien Gender und kulturelle Vielfalt bzw. Migration liefern. Zum anderen führt das Projekt mit Bezug auf Scientific Literacy die Forschungen zu den Funktionen und Reflexionspotentialen des Thinking with Animals/Anthropomorphismen hinsichtlich sozialer Differenz, Biologisierungen und der soziokulturellen Kontextgebundenheit biologischer Wissensproduktion weiter. Zur Erhebung dieser Zusammenhänge werden Gruppendiskussionen über Diversität in Kombination mit Führungen in Zoologischen Gärten durchgeführt.
Laufzeit: 2022-2026
Mittelgeber: VW-Stiftung
Projektleitung: Ulrich Gebhard
In dem Projekt sollen die Bedingungen für eine sozial- ökologische Transformation in Zusammenarbeit mit der PH Ludwigsburg und dem Nationspark Schwarzwald am Beispiel der Biodiversität untersucht werden. Handlungsorientiertes Wissen im Sinne eines „knowing how“ soll erzeugt werden, das biodiversitätsbezogenes Handeln in die Alltagspraxis bringt. Ziel ist zu untersuchen, welche Bedeutung Naturerfahrungen (im Nationalpark Schwarzwald) im Transformationsprozess zukommt. Als Methoden werden Nachdenkgespräche, Challenges und Tagebücher eingesetzt. Zielgruppen sind Erwachsene, Schulklassen und Jugendgruppen, die den Nationalpark besuchen.
Im Teilprojekt der Universität Bielefeld werden die Nachdenkgespräche bearbeitet. Zentrale Annahme dabei ist, dass nur ein Naturerlebnis, das zum Gegenstand von expliziter Reflexion gemacht wurde, zu einer die Person berührenden Erfahrung werden kann. Berücksichtigt werden dabei auch Intuitionen, explizite und implizite Welt- und Menschenbilder und symbolische Naturbilder.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier.