Das Bielefelder Kompetenzlogbuch - individueller Navigator für Studium und Karriere ist ein individueller digitaler Lern- und Reflexionsraum für Studierende.Es ermöglicht eine strukturierte und selbstreflexive Portfolioarbeit zur Ermittlung eigener, individueller Kompetenzen.
Ziel ist, die Studierenden didaktisch bei der Reflexion ihrer eigenen Fähigkeiten zu unterstützen und Möglichkeiten aufzuzeigen, ihren Kompetenzerwerb zu dokumentieren. So können die im Studium – und auch darüber hinaus – erworbenen Kompetenzen in einem individuellen Profil abgebildet werden. Dieses individuelle Kompetenzprofil kann auch für die Forschungs- und Berufsorientierung genutzt werden.
Über den Verlauf des gesamten Studiums schaffen die Studierenden so eine individuelle Dokumentation, die auf einer kritischen und reflektierten Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten beruht. Damit ist das Bielefelder Kompetenzlogbuch besonders interessant für Studienfächer, in denen die Studienfachwahl nicht einem klar definierten Berufsfeld entspricht.
Verfasser*innen: Böddeker & Schlingmann et al.
Das Kompetenzlogbuch soll einen individuellen digitalen Lern- und Reflexionsraum für die Studierenden schaffen, in dem sie den Erwerb ihrer individuellenKompetenzen während des gesamten Verlaufs ihres Studiums eigenverantwortlich dokumentieren, reflektieren, auswerten, systematisieren und ausbauen können. Es dient als digitales Werkzeug, um den Wechsel in die Eigenverantwortung zu initiieren und zu unterstützen; es bietet einen konstanten Raum für den didaktisch angeleiteten und reflektierten stufenweisen Kompetenzerwerb sowie den Ausbau der Selbstmanagement- und der akademischen Handlungskompetenz und des vertieften fachlichen Lernens.
Als übergeordnetes Konzept für das digitale Kompetenzlogbuch dient die Portfoliomethode; insbesondere die mit dieser Methode einhergehende reflexive Haltung der Lernenden. Voraussetzung ist hier eine Reflexionskompetenz, um sowohl vergangene als auch zukünftige Erfahrungen, Ereignisse, Handlungen und ihre Folgen zu beschreiben, zu analysieren, zu interpretieren und zu bewerten (Schiersmann, 2017; Bräuer 2016).
Verfasser*innen: Böddeker & Schlingmann et al.
Über den persönlichen Hochschullogin können sich Studierende in ihrem Kompetenzlogbuch anmelden. In diesem digitalen und geschützten Bereich haben sie die Möglichkeit, ihren Kompetenzerwerb für jedes Semester zu reflektieren und zu dokumentieren. Bei den zugrunde gelegten Kompetenzen handelt es sich um eine Ausdifferenzierung der im Modulhandbuch des Studiengangs festgelegten Kompetenzen sowie der Vorgaben aus dem Qualifikationsrahmen. Anstelle abstrakter Bezeichnungen wie zum Beispiel „Kommunikationskompetenz“ enthält das Kompetenzlogbuch zu jeder der Kompetenzen eine Definition und auch Beispiele, die es den Studierenden erleichtern, eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten zuzuordnen.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Kompetenzlogbuchs sind Übungen, die die Studierenden in der Reflexion, Auswertung und Systematisierung ihres Lernprozesses und dem damit einhergehenden Kompetenzerwerb unterstützen. Kern der Dokumentation sind vier immer wiederkehrende Fragen, mit denen sich die Studierenden in jedem Semester auseinandersetzen:
Verfasser*innen: Böddeker & Schlingmann et al.
Unter Kompetenzen verstehen wir Kenntnisse und praktische, routinierte Aktivitäten sowie methodische, fachliche, persönliche, soziale und kreative Fähigkeiten. Dazu gehört die Anforderungen an die eigene Person und den Kontext zu erkennen und zu reflektieren. Auf dieser Basis ist es möglich individuell, sozial, verantwortlich, kreativ und reflektiert zu handeln.
Selbstkompetenz wird allgemein verstanden als „Lern- und Entwicklungsprozesse eines Subjektes über sich und im Umgang mit sich selbst“ (Haack 2018, S. 11) und somit als personale und individuelle Schlüsselkompetenz. Die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK 2011, S. 14) beschreibt Selbstkompetenz als
„Bereitschaft und Fähigkeit, als individuelle Persönlichkeit die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurteilen, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuentwickeln. Sie umfasst Eigenschaften wie Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Zu ihr gehören insbesondere auch die Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und die selbstbestimmte Bindung an Werte.“
In Anlehnung an Krämer und Müller-Naevecke (2014) lässt sich zusammenfassend Folgendes definieren: Selbstkompetenz ist die Fähigkeit und Bereitschaft, selbstständig, verantwortlich und zielgerichtet zu handeln. Dazu gehört, eigenes und das Handeln anderer zu reflektieren und die eigene Handlungsfähigkeit situationsgemäß zu gestalten und weiterzuentwickeln. Des Weiteren gehören Motivation, Selbstmanagementkompetenz, Flexibilität, Entscheidungskompetenz, Souveränität und Reflexionskompetenz zur Selbstkompetenz (vgl. Abb. 1), die wie folgt definiert werden:
Sozialkompetenz wird beschrieben als das Wissen, die Fähigkeiten und Einstellungen, die dazu beitragen soziale Interaktionen situationsgerecht zu gestalten und reflektiert zu handeln. Sie bezieht sich auf den Umgang einer Person sowohl mit sich selbst als auch mit anderen.
Daraus erschließt sich, dass Sozialkompetenz ihrerseits aus einem Bündel weiterer Kompetenzen besteht. Die nachfolgende Aufzählung enthält die gängigsten zu dem Bereich zugehörigen Kompetenzen, ist aber nicht als abschließend zu betrachten.
Methodenkompetenzen sind die Kompetenzen, die Studierende dazu befähigen, Wissen zu reflektieren, zu kreieren und anzuwenden. Diese werden somit auch als Querschnittskompetenz definiert, da laut des Qualifikationsrahmens für deutsche Hochschulabschlüsse die Fachkompetenz, die Sozialkompetenz und die Selbstkompetenz eben jene Methodenkompetenz jeweils miteinschließen (KMK 2017). Der Qualifikationsrahmen wurde von der Hochschulrektorenkonferenz und der Kultusministerkonferenz in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung erarbeitet. Methodenkompetenzen setzten sich aus verschiedenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammen: Medienkompetenz, Präsentationskompetenz (Kreativität), Problemlösekompetenz, Forschungsmethodenkompetenz (qualitative und quantitative Methoden), literale und mathematische Kompetenzen (vgl. Abb. 1). Diese werden im Folgenden beschrieben und definiert:
Fachkompetenzen befähigen dazu, berufs- oder fachtypische Aufgaben selbstständig und situationsadäquat zu bewältigen, wobei Fachwissen eine notwendige Grundlage darstellt.
Das besondere Merkmal der Fachkompetenzen ist, dass sie sich grundlegend von einer zur anderen Disziplin unterscheiden können. Es liegt in der Hand der Fachvertreterinnen und Fachvertreter, sich über generelle Standards eines Faches zu verständigen. Gesundheitswissenschaften sind eine Multidisziplin, die sich aus Einzeldisziplinen wie z.B. den Sozialwissenschaften, der Psychologie, der Wirtschaftswissenschaften, der Epidemiologie, der Pflegewissenschaften, der Medizin und vielen weiteren zusammensetzt. Dementsprechend ist die Bandbreite an möglichen Fachkompetenzen je nach gewähltem Schwerpunkt groß.
Die hier aufgeführten Kompetenzen sind auf den Studiengang B.Sc. Health Communication zugeschnitten und daher keinesfalls als vollständig zu betrachten, sondern geben eine erste Impression, wie Fachkompetenzen aussehen könnten.
Verfasser*innen: Böddeker et al.
Dass Reflexion im universitären Kontext stattfinden soll, ist im Bologna-Prozess verankert und unbestritten. Die Frage ist nur: wie? Hier setzt das Bielefelder Kompetenzlogbuch an. Wir sagen den Studierenden nicht nur, dass sie reflektieren sollen, sondern zeigen, wie sie das konkret umsetzen können: Das Bielefelder Kompetenzlogbuch stellt verschiedene Reflexionsmethoden vor, die die Studierenden unterstützen, sich eigene Techniken zur Dokumentation und Reflexion ihrer Lernerfahrungen anzueignen und die Erkenntnisse für die weitere Kompetenzentwicklung zu nutzen. Allgemein wird von aktiven, eigenverantwortlichen Lernenden ausgegangen. Daher gilt es die Studierende darin zu unterstützen, Studieren als aktiven selbstverantwortlichen Prozess zu erfahren und die Hochschule als „Entwicklungsraum“ für eine Vielzahl von Kompetenzen zu begreifen (Harth & Schöneck, 2014).
Denn gerade in einem interdisziplinären Fach mit einem stark heterogenen Berufsfeld wie den Gesundheitswissenschaften, fällt es Studierenden schwer, ihre Kompetenzen zu erkennen, zu benennen und von der Theorie in die Praxis zu übertragen. Studierende nehmen ihr Studium auf, ohne zu wissen, welche konkreten Berufsmöglichkeiten sich ihnen in einem gesundheitswissenschaftlichen Arbeitsfeld bieten.
Verfasser*innen: Böddeker et al.
Das digitale Kompetenzlogbuch bietet Übungen an, die individuell und jederzeit nutzbar sind. Diese Übungen orientieren sich an biografie- und entwicklungsorientierten Ansätzen zur Kompetenzermittlung. Sie legen den Schwerpunkt auf verschiedene Methoden zur systematischen Reflexion von persönlichen Lernerfahrungen, die eine bewusste Selbsteinschätzung persönlicher Kompetenzen ermöglichen und so die Portfolioarbeit unterstützen können.
Portfolioarbeit kommt als vielfältiges didaktisches Instrument in der Hochschullehre zum Einsatz: Zum einen kann es als Prüfungsinstrument verwendet werden (hierzu z.B. Dossier Unididaktik, 1/06, Rechenbach et.al., 2011), zum anderen als reflexive, den Lernprozess begleitende Methode (Rechenbach et.al., 2011, Stratmann et.al., 2009). Versteht man das Lern-Portfolio als Methode, lässt es sich am ehesten mit einer „Sammelmappe“ (Stratmann et.al., 2009) vergleichen, in der Lernende Arbeiten und Materialien sammeln, die die Bemühungen, Fortschritte und Leistungen abbilden – also den individuellen Lern- und Entwicklungsprozess dokumentieren. Die Inhalte dieser Sammlung werden von Lernenden eigenständig und eigenverantwortlich zusammengestellt (Rechenbach et.al., 2011). Die Portfolioarbeit ermöglicht so eine hohe und vielfältige Einbindung der Lernenden, eine kontinuierliche Reflexion über das Gelernte und das eigene Lernverhalten sowie die Dokumentation des individuellen Lernfortschritts. In Zusammenhang mit dem Bielefelder Kompetenzlogbuch verstehen wir das Portfolio als Reflexionsinstrument, das die Studierenden bei der Entwicklung und eigenverantwortlichen Steuerung Ihres stufenweisen Kompetenzerwerbs unterstützt. Anstelle der konkreten Lerninhalte werden die eignen Kompetenzen und Fertigkeiten in den Blick genommen und selbstbestimmt analysiert, reflektiert und dokumentiert.
Verfasser*innen: Böddeker et al.Ein interdisziplinäres, fakultätsübergreifendes Team, das den individuellen Kompetenzerwerb aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, hat an der Universität Bielefeld das digitale Bielefelder Kompetenzlogbuch – Individueller Navigator für Studium und Karriere entwickelt. Die Studierenden sollen dabei während ihres Studiums in ihrem individuellen Kompetenzerwerb und dessen Reflexion didaktisch angeleitet werden; darüber hinaus sollen sie unterstützt werden, ihre individuellen literalen und mathematischen sowie fachlichen und überfachlichen Kompetenzen zu identifizieren und zu fördern. Das digitale Kompetenzlogbuch bietet hierzu umfangreiche Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten und greift die Voraussetzungen der digitalaffinen Zielgruppe optimal auf.
Dr. Böddeker, Marina
Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Fak. Für Gesundheitswissenschaften
Furmanczyk, Karolina
Career Service
Husmann, Dörte
Career Service
Munko, Tobias (M.Sc. Public Health)
Akademische Studienberatung im B.Sc. Health Communication
Prisett, Frederike (B.Sc. Health Communication)
Wissenschaftliche Hilfskraft
Dr. Schlingmann, Kerstin
Lehrreferentin der Fak. Gesundheitswissenschaften