Zensur - in einer Demokratie kein Problem? So einfach ist das leider nicht: Das Grundgesetz legt zwar fest, dass eine Zensur nicht stattfinde, schränkt dies aber mit Verweis auf gesetzliche Regelungen sofort wieder ein. Meinungs-, Religions-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit konkurrieren dabei mit Persönlichkeitsrechten, mit Urheberrecht oder auch mit gesellschaftlich verankerten Vorstellungen von Moral, Anstand und political correctness. "Zensur", das ist ein komplexer, schillernder und viel weniger eindeutiger Begriff als es zunächst scheint, ein Begriff, der in einer demokratischen Gesellschaft und ihrer Dynamik immer wieder neu diskutiert und definiert werden muss:
Wie weit darf die Regulierung im Netz gehen, sind Uploadfilter dazu ein legitimes Mittel und wer darf sie einsetzen? Welches Maß an anonymer Beleidigung ist noch von der Meinungsfreiheit gedeckt? Ist die Kunstfreiheit im Zweifel höher zu bewerten als das Interesse von Urhebern oder von Personen, die sich plötzlich selbst ungefragt in einem Roman porträtiert wiedererkennen? Wie wird der "Zensurvorwurf" in Zeiten von Verschwörungstheorien und fake news als politischer Kampfbegriff nicht zuletzt gegen die öffentlich-rechtlichen Medien eingesetzt? Welche Zensureffekte entstehen möglicherweise bei der öffentlichen Förderung (oder eben Nichtförderung) im Kulturbereich?
Mit diesen und vielen anderen Fragen will sich das Zentrum für Ästhetik in den Jahren 2020 und 2021 intensiv auseinandersetzen und dabei einen möglichst breiten Diskussionsprozess in der Uni Bielefeld und darüber hinaus in Gang setzen. Viele der ursprünglich dazu geplanten Formate lassen sich wegen der Corona-Lage bis auf weiteres nicht realisieren. Kein Grund zu resignieren: Wir versuchen, möglichst viel davon ins Netz zu transferieren. Im Lauf der Zeit soll sich unsere Website dazu immer mehr anreichern – und jede/r ist eingeladen mitzudiskutieren! Die zentrale, differenziert argumentierende und zugleich sehr gut lesbare Diskussionsgrundlage wird dabei Nikola Roßbachs Buch "Achtung Zensur! Über Meinungsfreiheit und ihre Grenzen" sein. Und irgendwann sehen wir uns dazu auch wieder in Präsenzveranstaltungen!
Viel Freude beim Mitdenken und -reden!
Wir diskutieren über Nikola Roßbachs Buch "Achtung Zensur! Über Meinungsfreiheit und ihre Grenzen"
mehrVon Selbstzensur über Netzregulierung bis zu Tabus und Meinungsfreiheit in den Wissenschaften – Interviews mit Bielefelder Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen
mehrDas Zentrum für Ästhetik ruft Künstler*innen aller Genres auf, sich mit dem Thema "Zensur" auseinanderzusetzen. Die dabei entstehenden Arbeiten präsentieren wir zunächst auf unserer Website und hoffentlich (!) bald auch wieder analog auf dem Campus.
mehrDie Gesprächsreihe im Rahmen des Programms "Eine Uni - ein Buch" wird das komplexe Phänomen "Zensur" vor dem Hintergrund von Nikola Roßbachs Buch von unterschiedlichen Seiten beleuchten.
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