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Fakultät für Erziehungswis­senschaft

Campus der Universität Bielefeld
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Einschulungsverfahren, Eingangsdiagnostiken und Bildungsentscheidungen im Kontext des Strukturwandels des Übergangs in die Grundschule

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Projektlaufzeit: 

  • 04/2012 – 03/2015

Projektleitung: 

Projektmitarbeit: 

  • Dipl. Päd.in Anna Schweda
  • Dipl. Päd.in Manuela Grab (geb. Kraft)
  • Anna Beutin

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Elementar- und Primarbereich unterliegen in Deutschland derzeit einem starken Wandel: Kindertagesstätten werden zunehmend als Bildungseinrichtungen verstanden, in ministeriell erarbeiteten Bildungs- und Erziehungsplänen werden Elementar- und Primarbereich integriert betrachtet und zu Kooperation und gemeinsamer Verantwortung für die Bildungsprozesse der Kinder verpflichtet. Fast alle Bundesländer haben in den vergangenen Jahren die Einschulungsverfahren neu geregelt und die Schulanfangsphase (partiell) flexibilisiert, um Rückstellungsquoten zu senken und Fördermaßnahmen rund um die Einschulung zu stärken.

In Hessen (wie auch in anderen Bundesländern) gestaltet sich das Einschulungsverfahren zunehmend komplexer und involviert unterschiedliche (professionelle) Akteursgruppen. Im Spektrum der Bundesländer verfügt Hessen wie die meisten anderen Bundesländer über beide Optionen – ‚traditionelle’ Einschulung und flexible Schuleingangsstufe –; im Bereich der Rückstellungsregelungen repräsentiert Hessen die größte Ländergruppe, die Rückstellungen (in Vorklassen) nach wie vor aus unterschiedlichen Gründen ermöglicht.

Eine Spezialität des Einschulungsverfahrens in Hessen liegt darin, dass die Schulanmeldung seit 2010 bereits ca. 15 Monate vor der Einschulung erfolgt, um v.a. Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen früh erfassen und sie in einen sog. „Vorlaufkurs“ überweisen zu können, in dem sie bis kurz vor Schuleintritt eine Sprachförderung im Umfang von bis zu 15 Stunden pro Woche erhalten.

Die Schulgesetze der Bundesländer regeln zwar die Stichtage für das Eintreten der Schulpflicht und die Termine für die Schulanmeldungen, legen aber in aller Regel nicht fest, wie genau diese Anmeldungen und andere Termine im Rahmen des Einschulungsverfahrens vollzogen werden und welche Schuleingangsdiagnostiken dabei zum Einsatz kommen sollen. Die im Verlauf von Einschulungsverfahren eingesetzten Diagnostiken sind in der konzeptionellen Ausrichtung demnach sehr heterogen. Sie zielen auf die Überprüfung körperlicher, kognitiver, sozialer und motivationaler Voraussetzungen für den Schuleintritt und sind zugleich auf die Modalitäten der jeweiligen Schulen (z.B. Aufnahmekapazitäten, konzeptionelle Ausrichtung, Vorhandensein einer Schuleingangsstufe, Vorhandensein bzw. Erreichbarkeit von Vorlaufkursen und Vorklassen) verwiesen.

Vor dem Hintergrund des Strukturwandels von Elementar- und Primarbereich in allen Bundesländern sowie des Konsenses über die Notwendigkeit vorschulischer Förderung und der Absenkung von Rückstellungsquoten stellt das Forschungsprojekt am Beispiel des Landes Hessen die Frage, wie differenzierte Bildungsentscheidungen vor und am Schulbeginn organisational, verfahrensförmig und interaktiv hervorgebracht werden und wie dabei förderbezogene und selektive Aspekte miteinander vermittelt werden. Den Begriff der Bildungsentscheidungen wenden wir auf alle rund um die Einschulung zu treffenden Entscheidungen für die Bildungslaufbahnen der Kinder (unter Beteiligung von Eltern und institutionellen Akteuren) an, z.B. vorzeitige und fristgerechte Einschulung, vorschulische Förderung, Zurückstellung in Ersatzeinrichtungen wie die Vorklasse, Einschulung in Eingangsstufe oder Jahrgangsklasse, frühe Feststellung sonderpäd. Förderbedarfs u.a.

Ziel des Projekts ist es erstens, die heterogene Praxis der Einschulungsverfahren und der eingesetzten Eingangsdiagnostiken auf der Organisations-, Verfahrens- und Instrumentenebene zu explorieren, analytisch zu beschreiben und ggf. zu typisieren; zweitens die differenzielle Handhabung der Einschulungsverfahren und Eingangsdiagnostiken in je konkreten Einzelfällen zu analysieren und die Bildungsentscheidungen zu rekonstruieren.

Publikationen

  • Kelle, H./Schweda-Möller, A. (2017, im Erscheinen): Weder Reifizierung noch Negierung der Differenz Kinder - Erwachsene. Über ethnographische Gratwanderungen und ihre methodologische Reflexion. In: Fangmeyer, A./Mierendorff, J. (Hrsg.): Kindheit und Erwachsenheit in soziologischer Forschung und Theoriebildung. Beltz, Juventa.
  • Kelle, H. (2015): School Entry Proceedings as Organisational Practices. Ethnographic perspectives on the interferences between governmental and situated regulations. In S. Bollig, M./Honig, S./Neumann, S./Seele, C. (Hrsg.), MultiPluriTrans. Emerging Fields in Educational Ethnography. Bielefeld/New York: transcript/Columbia University Press, S. 175-193
  • Grab, M./Schweda, A. (2015): Austauschgespräche über einzuschulende Kinder am Übergang in die Grundschule. In: Urban, M./Schulz, M./Meser, K./Thoms, S. (Hrsg): Inklusion und Übergang - Perspektiven der Vernetzung von Kita und Grundschule. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 105-119.
  • Kelle, H./Schweda, A. (2014): Interactional complexity and child performative knowledge in language assessments for entry to school. In: Rasmussen, A./Gustafsson, J./Jeffrey, B. (eds.): Performativity in Education: An International Collection of Ethnographic Research on Learners' Experiences. New Cottage u.a.: E&E Publishing, S. 213-238
  • Schweda, A. (2014): Die interaktive Hervorbringung einer Bildungsentscheidung im Kontext des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule. In: Miethe, I./Ecarius, J./Tervooren, A. (Hrsg.): Bildungsentscheidungen im Lebenslauf. Perspektiven qualitativer Forschung. Opladen u.a.: Verlag Barbara Budrich, S. 85-100.
  • Kelle, H./Schweda, A. (2014): Differenzdokumentationen und -produktionen am Übergang vom Elementar- zum Primarbereich. In: Tervooren,A./Engel, N./Göhlich, M./Miethe, I./Reh, S. (Hrsg.): Ethnographie und Differenz in pädagogischen Feldern. Internationale Entwicklungen erziehungswissenschaftlicher Forschung. Bielefeld: transcript, S. 367-386
  • Kelle, H. (2013): Normierung und Normalisierung der Kindheit. Zur (Un)Unterscheidbarkeit und Bestimmung der Begriffe. In: Kelle, H./Mierendorff, J. (Hrsg.): Normierung und Normalisierung der Kindheit. Weinheim: Beltz Juventa, S. 15-37.
  • Schweda, A. (2016): Bildungsentscheidungen am Übergang in die Grundschule im Spannungsfeld von Selektion und Inklusion. In: Sonderpädagogische Förderung heute. Schwerpunktheft "Übergänge zwischen Bildungsinstitutionen". 61. Jg., H. 2, S. 150-164.
  • Alasuutari, M./Kelle, H. (2015): Documentation in Childhood - Editorial. Children & Society, Special Issue: Documentation in Childhood, 29 (3), S. 169-179.
  • Schweda, A./Grab, M./Kelle, H. (2015): Sprachstandserhebungen in der medizinischen Schuleingangsuntersuchung und in der Grundschule. Eine analytische Kontrastierung unterschiedlicher professioneller Durchführungslogiken. Zeitschrift für Grundschulforschung (ZfG ), 8 (1), 122-135.
  • Kelle, H./Ott, M./Schweda, A. (2012): Diagnostische und selektive Praktiken in flexibilisierten Einschulungsverfahren. In: Zeitschrift für Grundschulforschung, 5 (1), S. 7-20.
  • Kelle H./Alasuutari M. (Hrsg.) (2015): Children & Society, Special Issue: Documentation in Childhood, 29 (3).
  • Schweda, Anna (2016): Räume der Beobachtung - Räume der Normalisierung in Einschulungsverfahren. DGfE-Kongress "Räume für Bildung. Räume der Bildung" Symposium: "Räume der Beobachtung - Räume der Normalisierung", Universität Kassel, 13.-15.03.2016.
  • Kelle, H./ Schweda, A. (2015): Weder Reifizierung noch Negierung der Differenz von Kinder - Erwachsene. Über ethnographische Gratwanderungen und ihre methodolgische Reflexion. Vortrag auf der Jubiläumstagung der DGS - Sektion Soziologie der Kindheit "Reflexive Perspektiven auf die Forschungspraxen der Soziologie der Kindheit", Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 24.-26. September 2015.
  • Grab, M./ Schweda, A. (2014): Interprofessioneller Austausch und Perspektivendifferenz von elementarpädagogischen Fachkräften und Lehrkräften im Einschulungsverfahren. Vortrag auf der Jahrestagung der DGfE - Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe "Lernprozessbegleitung und adaptive Lerngelegenheiten im Unterricht der Grundschule", Universität Leipzig, 29.09. - 01.10.2014
  • Grab, M./Schweda, A. (2014): Sprachstandserhebungen in der medizinischen Schuleingangsuntersuchung und in der Grundschule. Eine analytische Kontrastierung unterschiedlicher professioneller Durchführungslogiken. Vortrag auf dem DGfE-Kongress, Humboldt-Universität Berlin, 10.-12.03.2014.
  • Schweda, A. (2014): Zur Differenzierung von Bildungsentscheidungen im Kontext des Übergangs in die Grundschule. Vortrag innerhalb der Ringvorlesung "Ausgewählte Aspekte Früher Hilfen und Früher Bildung", Universität Rostock, 27.01.2014.
  • Kelle, H. (2013): Einschulungsverfahren als organisationale Praxis. Ethnographische Perspektiven auf die lokale Produktivität translokaler Bestimmungen. Vortrag auf der internationalen Tagung "Multi Pluri Trans. Emerging Fields in Educational Ethnography" , Luxemburg, 21.-23.11.2013.
  • Kelle, H. (2013): Einschulungsverfahren und Bildungsentscheidungen am Schulanfang aus der Perspektive einer ethnographischen Organisationsanalyse. Vortrag auf der internationalen Tagung "Ethnographische Schulforschung", PH Zürich, 23.09.2013.
  • Grab, M./Schweda, A. (2013): Der Umgang mit 'Grenzfällen' im hessischen Einschulungsverfahren. „Inklusion und Übergang. Perspektiven der Vernetzung von Kindertageseinrichtungen und Grundschulen“, Tagung am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt, 02.-03.09.2013.
  • Kelle, H. (2013): Kinder unter Beobachtung. Praxen der Normierung und Normalisierung von Kindheit. Vortrag in der Ringvorlesung "Aktuelle Zugänge in der Kindheitsforschung", Universität Halle/ Wittenberg, 21.05.2013.
  • Schweda, A. (2012): Das hessische Einschulungsverfahren. Wie machen’s die Schulen? Workshop auf dem Bildungskongress der Frankfurter Buchmesse „Übergänge in Bildungsverläufen. Von der Kita bis zur Berufswahl.“ Buchmesse Frankfurt, 12.10.2012.
  • Schweda, A./ Kraft, M. (2012): Zur Differenzierung von Bildungsentscheidungen im Kontext des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule. Jahrestagung der Kommission Qualitative Bildungs- und Biographieforschung „Bildungsentscheidungen im Lebenslauf“. Justus-Liebig-Universität Gießen, 27.-29.09.2012.
  • Kraft, M. (2012): Einschulungsverfahren, Eingangsdiagnostiken und Bildungsentscheidungen im Kontext des Strukturwandels des Übergangs in die Grundschule. Poster auf der 21. Jahrestagung der DGfE-Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe „Individuelle Förderung und Lernen in der Gesellschaft“. Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, 19.-21.09.2012.
  • Kelle, H./ Schweda, A. (2011): Ethnographische Erforschung von Differenzdokumentationen und -produktionen in der (Grund-)Schule. Workshop auf der Tagung „Ethnografie und Differenz in pädagogischen Feldern. Internationale Entwicklungen erziehungswissenschaftlicher Forschung, Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg, 17.-19.11.2011.
  • Kelle, H./ Schweda, A. (2010): Die Gestaltung des Übergangs zur Grundschule im Einschulungsverfahren. Diagnostik, Förderung, Selektivität. 19. DGfE-Jahrestagung der Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe: "Grundlegende Bildung ohne Brüche". Pädagogische Hochschule Weingarten, 29.09.- 01.10.2010.
  • Konzeption und Durchführung der AG: "Multiprofessionelle Sprachstandserhebungen im Elementar- und Primarbereich: sprach- und erziehungswissenschaftliche Analysen der praktischen Durchführung", DGfE-Kongress, Humboldt-Universität Berlin, 10.-12.03.2014.

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