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Nachhaltigkeitsbericht 2023

Campus der Universität Bielefeld
© Universität Bielefeld

Studium und Lehre

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Portrait von Lore Knapp und Thomas Hermann
Lore Knapp und Thomas Hermann, Rektoratsbeauftragte im Partizipationsprozess zur Erstellung des Nachhaltigkeitsleitbilds © Uni Bielefeld

Wir erachten Studium und Lehre als besonders wichtig für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele, da die Absolvent*innen von heute die Multiplikator*innen von morgen sein können.

Lore Knapp, Thomas Hermann

Als Rektoratsbeauftragte für Nachhaltigkeit in Studium und Lehre erhielten wir den Auftrag, im Rahmen eines Partizipationsprozesses Ziele für diesen Bereich zu entwickeln. Von Anfang an standen wir vor zahlreichen Herausforderungen: Was genau bedeutet Nachhaltigkeit im Kontext von Studium und Lehre? Welche Definition von Nachhaltigkeit sollten wir zugrunde legen? Wie können wir das Erreichen unserer Ziele konkret messen? Welchen Horizont legen wir für die Ziele fest? Und ist es angesichts der sich beängstigend beschleunigenden Zuspitzung des Klimanotstands nicht zu indirekt, über langjährig dauernde Studiengänge erst in Jahren eine Wirkung zu erzeugen, wo wir doch einen unmittelbaren Wandel brauchen?

Wir erachten Studium und Lehre als besonders wichtig für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele, da die Absolvent*innen von heute die Multiplikator*innen von morgen sein können – als Führungspersonen in Unternehmen, als Lehrer*innen, als Forscher*innen. Sie arbeiten umso inspirierter an Lösungen, je besser sie das Ausmaß der Nachhaltigkeitskrise verstanden haben, und als Menschen, die aufgrund der Fähigkeit zum kritischen Denken gegen Desinformation und Lobbyismus immun sind. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist zukunftsorientiert, da sie Menschen befähigt, in einer komplexen Welt Lösungen für unerwartete Probleme zu finden. Alle Studierenden der Universität sollen die Gelegenheit haben, sich mit den Prinzipien und Herausforderungen von Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.

Gemeinsam mit 24 engagierten Mitgliedern der AG Studium und Lehre machten wir uns vor diesem Hintergrund auf den Weg, erste Ziele für ein Nachhaltigkeitsleitbild der Universität zu formulieren. Schnell zeigte sich, dass unterschiedliche Vorstellungen vorherrschten, wie wir das Problem angehen sollten: einige betonten, es reiche, Informationen über Wirkmechanismen zu vermitteln, andere sahen die Notwendigkeit, tiefer zu hinterfragen, welche Bedingungen erforderlich sind, damit Bildung nicht beim Kompetenzerwerb stehen bleibt, sondern Transformation tatsächlich auch geschieht. Wieder andere sahen eher die systemischen Widerstände, überhaupt Nachhaltigkeitsthemen in disziplinäre Ausbildung zu bringen. Diese Diskussionen im Rahmen einer so interdisziplinären und diversen Gruppe, mit Vertreter*innen aller Statusgruppen, waren nicht immer leicht, aber schließlich bereichernd – und sie spiegeln wider, wie unterschiedlich die Auffassungen zum Thema sind, selbst im kleinen Kontext der Universität, selbst im Austausch derer, die sich für Nachhaltigkeit engagieren. Der Spagat zwischen ‚zu ambitioniert‘ und ‚nicht ambitioniert genug‘ zusammen mit der Aufgabe, letztlich etwas zu formulieren, was anschlussfähig ist und den Weg durch die Gremien schaffen kann, ließ uns einen Konsens finden – bei dem das eine oder andere Herzensanliegen auf der Strecke blieb.

Wir hoffen, dass trotz diverser Kompromisse am Ende das positive Gefühl überwiegt. Und wir sind überzeugt, dass unser Leitbild im Ergebnis mehr ist als ein Kompromiss, dass es ein Zeugnis dafür ist, dass durch Dialog, Partizipation und viel Ernsthaftigkeit Kernlinien sichtbar geworden sind und wir uns damit gut als Universität ausrichten können, das Thema Nachhaltigkeit in der Lehre zu verankern – und gleichzeitig nachhaltiger zu lehren und lernen. Der Prozess zeigt: der Weg ist lang – aber wir sind unterwegs, und wir sind gemeinsam unterwegs.

Nachhaltigkeit in Studium und Lehre verankern

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Die Universität Bielefeld hat sich mit dem Nachhaltigkeitsleitbild das Ziel gesetzt, eine strukturelle Verankerung von Nachhaltigkeit in den Curricula der Studiengänge zu verfolgen. Studierende sollen so befähigt werden, Probleme nachhaltiger Entwicklungen in ihren Zusammenhängen zu erkennen, zu beurteilen und daraus kreative und wissenschaftlich fundierte Lösungsansätze zu Themen der Nachhaltigkeit abzuleiten. Aber auch Lehrende sollen beispielsweise durch Fortbildungsmöglichkeiten dabei unterstützt werden, für ihre Lehre relevante Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren und in die Lehre zu integrieren.

Evaluation von Nachhaltigkeit im Studium

Im Jahr 2022 wurde Nachhaltigkeit erstmalig in die Studierendenbefragung integriert, um einen Überblick über den Status quo des Themas in den unterschiedlichen Studiengängen und Fächern aus Studierendenperspektive zu gewinnen. Zusätzlich wurden die Fakultäten gebeten, eine Selbsteinschätzung zu Nachhaltigkeitsthemen in ihren Studiengängen zu geben. Diese Selbsteinschätzung soll einen Überblick über die derzeitigen Angebote, Schwerpunkte sowie eventuellen Ausbaubedarf geben.

Das Leitbild für die Lehre wurde um den Aspekt „Nachhaltigkeit“ ergänzt. Es ist eng mit dem Qualitätsmanagement Studium und Lehre verknüpft und bei der Einführung und Weiterentwicklung von Studiengängen zu beachten. Um die Weiterentwicklung der Qualität von Studium und Lehre sicherzustellen, werden alle für Studium und Lehre relevanten und miteinander vernetzten Handlungsfelder in die Qualitätsentwicklung einbezogen und durch regelmäßige Evaluation überprüft. Durch die Aufnahme ins Leitbild für die Lehre wird nun auch das Thema Nachhaltigkeit regelmäßig bei der Weiterentwicklung von Studiengängen betrachtet und evaluiert, um eine kontinuierliche Entwicklung zu bewirken und zu beobachten.

Für viele Studierende der Universität Bielefeld besteht ein umfassendes Angebot, im Rahmen des Individuellen Ergänzungsbereichs abseits ihrer festgelegten Curricula Module oder Veranstaltungen nach eigenem Interesse zu besuchen. Dies eröffnet den Studierenden insbesondere im Bachelor die Möglichkeit, Module zu Themen der Nachhaltigkeit in ihr Studium aufzunehmen, auch wenn diese nicht in ihren regulären Curricula verankert sind.

Das Zentrum für Lehren und Lernen (ZLL) bietet unterschiedliche Angebote an, Lehrende und Einrichtungen bei der zukunftsorientierten Gestaltung der Lehre, der Qualifizierung der Lehrenden und der Entwicklung von innovativen Lehr-, Lern- und Prüfungskonzepten zu unterstützen. Auch Studierende werden durch Angebote befähigt in partizipativen Prozessen ihre Stimme einzubringen. Bereits im Jahr 2021 kamen beispielsweise viele Lehrende im Rahmen des BI.teach zusammen, um sich gemeinsam über Nachhaltigkeit in der Lehre auszutauschen. Fortgesetzt wurde dieser Austausch im Rahmen der LehrBar Spezial, die bereits zwei Mal zum Thema Nachhaltigkeit stattfand. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist die Anschaffung einer Campuslizenz für das Planspiel Sustain 2030, das Lehrenden ermöglicht, spielerisch die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen mit ihren Studierenden kennenzulernen.

Um das Engagement individueller Lehrender zu würdigen und Anreize für Nachhaltigkeitsbemühungen zu setzen, förderte die Universität im Jahr 2022 erstmals im Rahmen des Qualitätsfonds die Erprobung neuer Lehrformate mit Nachhaltigkeitsbezug. Diese Förderung zielte zunächst auf nachhaltigkeitsbezogene Lehrinnovationen auf Lehrveranstaltungsebene ab. Um auch Module und ganze Studiengänge in den Blick zu nehmen und eine feste curriculare Verankerung nachhaltigkeitsbezogener Themen anzuregen und sicherzustellen, wurde 2023 eine Sonderausschreibung des neu geschaffenen Qualitätsfonds plus mit dem Nachhaltigkeitsbüro initiiert.

Als Anreiz, sich bereits in der frühen Qualifikationsphase mit Nachhaltigkeitsthemen zu beschäftigen, wurde der Nachhaltigkeitspreis für Abschlussarbeiten ins Leben gerufen. Dieser Preis schafft Anreize für Studierende, z. B. im Rahmen von forschendem Lernen mit ihren wissenschaftlichen Beiträgen eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Evaluation: Nachhaltigkeit in Studium & Lehre

Nachhaltigkeitsthemen (ökologisch, ökonomisch, sozial) in den Curricula der verschiedenen Studiengänge

Im Sommersemester 2022 gab es eine fakultätsübergreifende Abfrage zum Thema Nachhaltigkeit im Bereich Studium und Lehre. Die verschiedenen Fakultäten wurden hierbei gebeten, die bisherige curriculare Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen in ihren unterschiedlichen Studienfächern einzuschätzen und zu beschreiben, welche Nachhaltigkeitsthemen bereits umgesetzt werden. Definiert wurde Nachhaltigkeit hierbei sowohl ökologisch, als auch ökonomisch und sozial. Die Abfrage erfolgte für die Fakultäten auf freiwilliger Basis und nicht alle Fakultäten haben sich mit einer Einschätzung zurückgemeldet, was unter anderem auch daran lag, dass bei den Fakultäten noch Informationsbedarf zur Bestimmung von Nachhaltigkeit in den Studiengängen besteht

Die Erhebung zeigt, dass bei den unterschiedlichen Fakultäten auch Nachhaltigkeitsthemen mit einem sozialen oder ökonomischen Bezug in den Curricula verankert sind, der Fokus jedoch bei ökologischen Nachhaltigkeitsthemen liegt. Die Umfrage hat zudem deutlich gemacht, dass es in Bezug auf die Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen Unterschiede zwischen den Studiengängen gibt, die allerdings nicht quantifiziert werden können. So gaben manche Fakultäten an, dass das Thema Nachhaltigkeit bereits in all ihren Studiengängen verankert sei. Andere wiederum konnten die Verankerung in bisher gar keinen Studiengängen ausmachen oder gaben einen Nachhaltigkeitsbezug mancher Veranstaltungen an, ohne dass es hier eine explizite curriculare Verankerung in den Studiengängen gibt.

Ergebnisse der Studierendenbefragung

Neben dieser Abfrage zur Ermittlung der bereits vorhandenen curricularen Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen wurde auf der anderen Seite auch die studentische Perspektive ermittelt. Hierfür wurden im Wintersemester 2022/23 Studierende in der Studierendenbefragung erstmalig nach ihren Erfahrungen und Wünschen von Nachhaltigkeitsthemen in der Lehre gefragt. Hier konnten Studierende unter anderem angeben, inwieweit sie bereits für das Thema Nachhaltigkeit in ihrer bisherigen Lehre sensibilisiert wurden, also bereits mit Nachhaltigkeitsthemen in Berührung gekommen sind. Es wurde explizit nach „Sensibilisierung“ gefragt, da sich die curriculare und modulare Ausgestaltung von Nachhaltigkeitsthemen zwischen den Studiengängen stark unterscheiden können. 

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Im Rahmen der Studierendenbefragung im Wintersemester 2022/23 gaben 42,6 % der Befragten an, bisher nicht in ihrem Studium für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert worden zu sein. 20,3 % hingegen gaben an, in (sehr) hohem Maße und 25,9 % im mittleren Maße für Nachhaltigkeitsthemen sensibilisiert worden zu sein. 11,2 % machten hierzu keine Angaben.

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Auf der anderen Seite ergab die Studierendenbefragung, dass sich 39,3 % der Studierenden für ihr eigenes Studium wünschen, dass Nachhaltigkeit verstärkt als Querschnittsthema in der Lehre eingebunden wird. 24,2 % hingegen gaben an, dass sie diesem Wunsch (gar) nicht und 23,8 % im mittleren Maße zustimmen. 12,7 % machten hierzu keine Angaben. 

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